Mit: Peter Cushing, Christopher Lee, Stephanie Beacham, Christoher Neame, Michael Coles, Marsha A. Hunt, Caroline Munro u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 1872 zum es in London zum letzten, alles entscheidenden Kampf zwischen dem Vampirjäger Lawrence Van Helsing und Graf Dracula, bei dem letztendlich beide ihr Leben verlieren. Ein Diener von Dracula sammelt daraufhin seinen Staub ein, auf dass sein Meister eines fernen Tages wieder von den Toten zurückkehren kann. Hundert Jahre später schickt sich sein Nachkomme Johnny Alucard an, die Mission seiner Familie in die Tat umzusetzen. Zusammen mit seinen Freunden, denen auch Jessica Van Helsing angehört, führt er ein Ritual durch, um den König der Vampire wiederzubeleben. Dieser schwört daraufhin der Van Helsing-Familie blutige Rache, weshalb er seinem Diener aufträgt, ihm Jessica zu bringen. Deren Großvater Lorrimer fürchtet schon bald, dass jener Schrecken, den sein eigener Großvater einst besiegt hat, zurückgekehrt sein könnte. Und so tritt er in dessen Fußstapfen, um sein Werk zu vollenden, und Graf Dracula ein für alle Mal zu besiegen…
Review:
Ich muss gestehen, im Vorfeld enorm skeptisch gewesen zu sein, ob der Wechsel in die damalige Gegenwart (und mittlerweile ist das Ganze eben auch schon wieder 45 Jahre her, somit kann der Film heutzutage diesen Reiz eben nicht mehr wirklich ausspielen) für mich funktionieren würde. Das historische Setting hat den ersten Hammer-Dracula-Filmen schon einen ganz eigenen Reiz gegeben, und machte sie zeitlos. Aber Christopher Lees Dracula, der im Jahr 1972 in London wiederbelebt wird, und daraufhin – wie der grauenhafte deutsche Titel ja schon suggeriert – Jagd auf (damals) zeitgenössische junge Frauen macht, das wollte in meinem Kopf irgendwie nicht zusammengehen. Und die ersten paar Minuten (also nach der Rückblende zum damaligen Showdown, die noch wunderbar war) trugen auch nicht im Geringsten dazu bei, meine entsprechenden Zweifel zu zerstreuen. Die Party mag die damalige Jugendkultur stimmig einfangen – Naserümpfen des (älteren) Establishments inklusive – war ansonsten (oder deshalb) aber einfach nur mühsam, und viel zu lang. Vor allem der ausgedehnte Auftritt der Musikband "Stoneground", nach der in weiterer Folge kein Hahn mehr gekräht hat, irritiert. Waren die mit den Filmemachern befreundet, die ihrer Karriere so auf die Sprünge helfen wollten? So oder so, der ausgedehnte Einstieg war einfach nur nervig.
Danach beginnt sich der Film aber langsam, zu fangen. Die Besetzung offenbart auch abseits von Lee und Cushing das eine oder andere bekannte Gesicht, das Ritual (welches an "Wie schmeckt das Blut von Dracula" erinnert) ist dann derart theatralisch umgesetzt dass es auf trashige Art und Weise begeistern kann, und Johnny Alucard wirkt zwar so, als sei er Alex aus "Uhrwerk Orange" nachempfunden, hinterlässt jedoch als Draculas Diener nicht nur wegen dem wundervollen Namenswortspiel Eindruck, sondern auch dank Christopher Neames ausdrucksstarker Performance. So richtig dreht der Film dann aber nach Draculas Wiederbelebung auf, und das liegt weniger an Dracula bzw. Christopher Lee selbst (der hier zwar nach seiner Reinkarnation eine stetige Präsenz ist, aber längst nicht auf seine Screentime aus "Nächte des Entsetzens" kommt), sondern an Peter Cushing. Man merkt eigentlich erst hier, wie sehr der in den letzten paar Dracula-Filmen zuvor als Gegenpol zu Christopher Lee gefehlt hat. Er ist einfach (so wie ja auch Lee) ein derart ausdrucksstarker und charismatischer Darsteller, dass es allein deshalb schon Spaß macht, ihm beim Spielen zuzuschauen. Und nach seiner längeren "Dracula"-Abstinenz bekommt er hier nun auch einiges zu tun, da sich nach der ersten halben Stunde der Fokus zunehmend von den "jungen Wilden" weg und hin zu ihm bewegt, als er erkennt, dass er die Mission seines Vorfahrens fortsetzen muss. Sehr angenehm – und im Genre durchaus ungewöhnlich – fand ich zudem, wie bereitwillig die Polizei ist, ihm Glauben zu schenken, und zumindest mal keine mögliche Erklärung auszuschließen. Und der Showdown zwischen Lee und Cushing hielt dann ebenfalls, was er versprach, und erinnerte dank des Settings in einer alten, verlassenen Kirche an ihre früheren Begegnungen, dass sie sich ebenso gut in einem der "historischen" Dracula-Filme hätte abspielen können. Wenn es noch einen Knackpunkt gibt, der eine höhere Wertung verhindert, dann ist es die Musik, die zwar kontemporär (gewesen) sein mag, aber jedwede Spannung im Keim erstickt. Der Soundtrack ist fetzig und poppig (und erinnert teilweise an die damaligen Bond-Filme), passt aber letztendlich mehr zur damaligen Zeit als zum Inhalt des Films. Hier wollte man dann doch etwas zu hip und modern sein – was "Dracula jagt Mini-Mädchen" dann leider doch nochmal erheblich schadet.
Fazit:
Entgegen meiner Erwartung konnte mir "Dracula jagt Mini-Mädchen" doch ganz gut gefallen. Zugegeben, ich brauchte schon etwas, um mich darauf einzustellen, dass Dracula nun in der "Gegenwart" unterwegs ist, und die ausgedehnte und extrem langweilige Party zu Beginn hat mir den Übergang auch nicht gerade erleichtert. Danach wurde der Film jedoch laufend besser, und drehte für mich vor allem nach der ersten halben Stunde merklich auf, wenn Peter Cushings Figur zunehmend in den Mittelpunkt rückt. Das ist einfach einer jener Schauspieler, denen ich (eh auch so wie Lee) immer wieder gerne zuschaue. Zudem fieberte ich sowohl mit ihm als auch mit seiner Enkeltochter durchaus mit, und fand das Geschehen dementsprechend spannend. Und der Showdown hatte dann einen schönen altmodischen Touch, und hätte sich genauso auch in einem der historischen Dracula-Filme zutragen können. Was "Dracula jagt Mini-Mädchen" allerdings enorm schadet, ist die zeitgenössische Musik, die zwar zur damaligen Ära, nicht jedoch zum Film passt. Und zwar hat der Film heutzutage wiederum einen gewissen Retro-Charme, aber der damalige Reiz von Dracula in der Gegenwart fehlt mittlerweile eben wieder. Ähnlich zeitlos wie die historischen "Dracula"-Filme ist er somit nicht. Dennoch gelang es ihm – vor allem in der zweiten Hälfte – mich überwiegend gut zu unterhalten; was vor allem dem unvergleichlichen Gespann Lee/Cushing zu verdanken ist.