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The Orville - 1x06: Krill Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix

Originaltitel: Krill
Episodennummer: 1x06
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 12. Oktober 2017 (FOX)
Erstausstahlung D: -
Drehbuch: David A. Goodman
Regie: Jon Cassar
Hauptdarsteller: Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer, Adrianne Palicki als Commander Kelly Grayson, Penny Johnson Jerald als Dr. Claire Finn, Scott Grimes als Lieutenant Gordon Malloy, Peter Macon als Lieutenant Commander Bortus, Halston Sage als Chief Security Officer Alara Kitan, J. Lee als Lieutenant John Lamarr, Mark Jackson als Isaac.
Gastdarsteller: Kelly Hu als Admiral Ozawa, Michaela McManus als Teleya, Dylan Kenin als Krill Captain Haros, James Horan als Sazeron, Michael Dempsey als Mining Chief Harry Leidecker, Makabe Ganey als Coja u.a.


Kurzinhalt: Als eine Unionskolonie von den Krill angegriffen wird, eilt die U.S.S. Orville zur Hilfe, und es gelingt Captain Mercer und seiner Crew, den Angreifer zurückzuschlagen und das Schiff zu vernichten. Ein Krill-Shuttle hat die Explosion allerdings überlebt – und bietet nun ungeahnte Möglichkeiten. Schon lange versucht die Union, mehr Informationen über die Krill zu erlangen, in der Hoffnung, mit ihnen eine Gesprächsbasis zu finden und so einen drohenden Krieg doch noch verhindern zu können. Da es sich bei den Krill um eine Theokratie handelt, sollen Captain Mercer und Lieutenant Malloy mit dem Shuttle aufbrechen und auf ein Krill-Schiff fliegen, um ihre heilige Schrift, das Ankana, zu kopieren. Aus dessen Studium hofft man, die Kultur der Krill besser verstehen und so in einen Dialog mit ihnen aufbauen zu können. Nach ihrer Ankunft geben sich Ed und Gordon als Chris und Devon aus, und mischen sich unter die Besatzung. Doch gerade als sie dabei waren, ihre eigentliche Mission abzuschließen, erfahren sie vom bevorstehenden Angriff auf eine Unionskolonie mit einer experimentellen neuen Waffe, die hunderttausend Siedlern das Leben kosten könnte…

Review: Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Auch wenn mir "Krill" insgesamt schon gut gefallen hat, war das die erste Folge der Serie, wo ich aufgrund des nicht 100%ig ausgeschöpften Potentials wünschte, sie wäre stattdessen bei "The Next Generation" (oder aufgrund des düsteren Ausgangs wohl eher "Deep Space Nine") gelaufen. Weil neuerlich war es mir persönlich des Humors, der zudem bei mir wieder einmal überwiegend nicht zünden wollte, zu viel. Ich habe kein Problem mit diesen witzigen Einstiegen, wie auch diesmal, wobei ich Isaacs Kommentar in Richtung Alara (der sein mangelndes Verständnis von angemessenem Verhalten beweist) wesentlich amüsanter fand, als das rund um "Müllschlucker" Bortas – das sich zudem doch ziemlich zog. Ist halt nicht mein Humor. Gleiches gilt für den Gag mit dem vermeintlichen Trill an Bord: War einfach viel zu offensichtlich, was da abgeht, und wenn du die Pointe schon im Vorhinein weißt, ist sie halt auch nicht lustig. Und doch haben mich diese Einlagen noch nicht gestört. Aber mit Ankunft der beiden auf dem Krill-Schiff wurde es mir dann insofern zu viel, als diese ständigen Witzeleien einerseits jedwedem Aufbau von Spannung im Weg standen, und andererseits Ed und Gordon völlig bescheuert und inkompetent wirkten, angesichts ihres verdächtigen und viel zu menschlichen Verhaltens. Da wurde die Integrität der Figuren dem (vermeintlichen) Humor geopfert.

Warum also doch noch diese hohe Wertung? Einerseits aufgrund der Thematik, die für mich überaus positiv hervorstach, und wirklich klassisches "Star Trek" bot. Man setzt sich hier kritisch mit einer Zivilisation auseinander, die von ihren religiösen Überzeugungen bestimmt wird, und alle anderen Lebewesen als minderwertig ansieht. Mit diesem Setup wäre es ein leichtes gewesen, sie als ultimative Bösewichte darzustellen und sie gänzlich zu verdammen, doch "The Orville" überraschte mich damit, dass man eben nicht diesen leichten und einfachen Weg geht, sondern trotz ihrer natürlich verachtenswerten Einstellung sowie ihrer schrecklichen Pläne ein überaus differenziertes Bild zeichnete. Besonders deutlich wird dies bei Teleya, die als durchaus sympathisch dargestellt wird – und das, obwohl sie die Pläne ihres Volkes begrüßt und dessen Überzeugungen teilt. Die zweite wesentliche Stärke liegt im aufkommenden moralischen Dilemma, dem sich Ed und Gordon gegenübersehen, als sie einerseits die experimentelle Waffe entdecken und vom drohenden Angriff auf die Kolonie erfahren, und andererseits erfahren, dass sich Kinder an Bord befinden. Davor war Ed wild entschlossen, das Schiff um jeden Preis zu vernichten – doch unschuldige Kinder zu töten (wenn auch die Folge deutlich macht, dass diese von klein auf indoktriniert werden) ist eine Grenze, die Ed nicht überschreiten kann und will. Nicht einmal, wenn so viele Leben in der Kolonie (darunter natürlich ebenfalls Kinder) auf dem Spiel stehen.

Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Letztendlich findet man zwar eine Lösung, um die Kinder zu verschonen und den Plan zu vereiteln, doch von Deus Ex Machina kann man da nicht gerade sprechen. Denn Ed und Gordon löschen abseits der Kinder und Teleya die gesamte Crew des Schiffes aus. Auch wenn sie in gewisser Weise in Notwehr gehandelt haben: Bei "Star Trek" hätte es sowas wohl eher nicht gegeben. Der Clou folgt dann jedoch am Ende. Bereits zuvor wurde es ja kurz thematisiert, als Teleya meinte, dass der Tod ihres Bruders sie in ihrem Glauben an die heilige Mission der Krill nur bestärkt hat. Und zum Abschluss hinterlässt sie sowohl Captain Mercer als auch den Zuschauer mit der tragisch-deprimierenden Erkenntnis, dass die unschuldigen Kinder von heute aufgrund ihrer Taten drohen, zu den Feinden von morgen zu werden. Ein starkes Plädoyer dagegen, auf (terroristische) Gewalt mit Gegengewalt zu antworten, da man dadurch die Spirale nur intensiviert. Und so erweist sich das Ende alles andere als "Friede Freude Eierkuchen", denn auch wenn sie die Kolonie gerettet haben, scheint ein Frieden mit den Krill nun nur umso weiter in die Ferne gerückt zu sein. Von einer Comedy-Serie im Allgemeinen und "The Orville" bzw. Seth MacFarlane im Besonderen hätte ich mir eine derartig ernste, tiefgründige und differenzierte Behandlung dieses schwierigen Themas jedenfalls nie erwartet.

Fazit: Von allen bisherigen Folgen hat "Krill" für mich am meisten unter dem Comedy-Charakter der Serie gelitten. Zwar half es zugegebenermaßen auch nicht, dass zahlreiche Gags bei mir wieder mal nicht zünden wollte, davon abgesehen hatten sie mich zu Beginn aber noch nicht einmal wirklich gestört. Nach der Ankunft von Ed und Gordon auf dem Krill-Schiff fehlte mir aber einfach der nötige ernst. Die ständigen Witzeleien ließen den Mittelteil der Episode das nötige Gewicht vermissen, und drückten auf die Spannung. Außerdem mussten sich die beiden zugunsten des Humors teilweise echt saudämlich aufführen. Was mir bereits an dieser Stelle gut gefallen konnte war die Darstellung der Krill-Kultur, und die kritische Aussage zu religiösen Überzeugungen, welche das eigene Volk als von Gott auserwählt und alle anderen Lebewesen als minderwertig und – wie im vorliegenden Fall – ohne Seele darstellen. Und vor allem im letzten Drittel drehte "Krill" dann noch einmal ordentlich auf, zuerst mit dem moralischen Dilemma, dem sich Ed und Gordon gegenübersehen, und dann mit dem recht harten Ausgang des Geschehens. Die größte Stärke der Folge war für mich aber Teleyas nachdenklich stimmenden Worte am Ende. Insgesamt ist "Krill" wieder eine Folge, die einen starken Touch vom guten alten, klassischen "Star Trek" hat, wenn auch mit mehr Humor – und einem Ausgang, den ich mir bei den früheren "Star Trek"-Inkarnationen (eventuell mit Ausnahme von "Deep Space Nine") nur schwer vorstellen könnte. Die Behandlung einer derart schwierigen Thematik hätte aber jedenfalls auch dem großen Vorbild zu Ehren gereicht, und erfolgt in dessen bester Tradition.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 FOX)




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