Mit: Brian Cox, Emile Hirsch, Ophelia Lovibond, Michael McElhatton, Olwen Catherine Kelly, Jane Perry, Parker Sawyers u.a.
Kurzinhalt:
Die Polizei wird zum Schauplatz eines brutalen mehrfachen Mordes gerufen. Während die meisten Leichen noch ganz frisch sind, gibt die unidentifizierte weibliche Leiche, die man im Keller des Hauses halb ausgegraben findet, Rätsel auf. Die "Jane Doe" wird daraufhin ins nahegelegene Leichenschauhaus gebracht. Dort war Austin eigentlich gerade dabei, Schluss zu machen, um mit seiner Freundin ins Kino zu gehen. Doch nun, da die Pflicht ruft, kann und will er seinen Vater Tommy, mit dem er das Leichenschauhaus betreibt, nicht im Stich lassen. Gemeinsam machen sie sich daran, die Leiche zu untersuchen, in der Hoffnung, so ihre Geheimnisse langsam ergründen zu können. Dabei mehren sich jedoch schon bald die zuerst unerklärlichen und dann zunehmend bedrohlichen Ereignisse. Schon bald beschleicht die beiden, trotz ihrer grundsätzlich wissenschaftlichen Einstellungen, der Verdacht, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, und sie es mit einer übernatürlichen, bösen Kraft zu tun haben. Doch werden sie das Geheimnis auflösen können, ehe es ihnen ihr Leben kostet?
Review:
"The Autopsy of Jane Doe" ist ein netter, geradliniger, klassischer Gruselthriller, bei dem vor allem das Setting bzw. das Setup hervorstechen. Weil auch wenn ich keinesfalls behaupte, alle Horrorfilme zu kennen (bei dem Überangebot gerade auch in dem Genre halte ich das auch für niemanden möglich), war das doch zumindest für mich mal etwas Neues. Ich fand die Idee jedenfalls sehr interessant, originell und reizvoll. Wie ind er Inhaltsangabe schon festgestellt, sollte man sich dabei jedoch schon im Vorfeld darauf einstellen, dass es in weiterer Folge tatsächlich übersinnlich wird, es sich also um keinen reinen Thriller handelt. Mehr sei über das Geheimnis, das Jane Doe verbirgt, an dieser Stelle jedoch nicht verraten (es sei nur kurz erwähnt, dass es ein Thema betrifft, welches ich oftmals auch kritisch sehe – welches hier jedoch sehr gut umgesetzt und der betreffende Kritikpunkt zumindest aus meiner Sicht klug umschifft wurde). Jedenfalls sorgt allein schon das Mysterium zu Beginn, mit dem Fund der unter dem Haus vergrabenen Leiche und den ganzen anderen Toten dafür, dass mein Interesse sofort geweckt war, und ich den Film daher von Anfang an spannend fand.
Es dauert allerdings auch nicht lang, bis Regisseur André Øvredal ("Trollhunter") beginnt, die Spannungsschraube anzudrehen. Ich bin, wie immer wieder gern betont, nicht der größte Freund von Schockeffekten, aber im Falle von "The Autopsy of Jane Doe" (wie ja auch bei den Filmen von James Wan) sind sie wenigstens sehr gut aufgebaut und umgesetzt – und verlegen sich eben nicht nur auf extrem laute Geräusche oder musikalische Einsätze. Zumal sie sich schön mit atmosphärisch dichten Momenten abwechselt, und der Film somit seine Spannung eben nicht nur daraus bezieht, dass man ständig auf den nächsten (billigen) Schockmoment wartet. Es hilft natürlich auch immer, wenn man die Figuren nicht als reine Rothemden versteht, sondern sie ansatzweise vorstellt, ihnen eine Persönlichkeit gibt, und sie dem Zuschauer sympathisch macht. Auch dies ist bei "The Autopsy of Jane Doe" der Fall, wobei ich hier vor allem auch Emile Hirsch und Brian Cox lobend erwähnen muss, die – so war zumindest mein Eindruck – aus ihren Rollen mehr herausholten, als das Drehbuch hergab. Was nur wieder beweist, wie wichtig Casting ist, und wie gute Darsteller eine Rolle aufwerten können. Jedenfalls gefielen mir die beiden nicht nur individuell, sondern auch in ihrem Zusammenspiel – das Vater-Sohn-Gespann habe ich ihnen problemlos abgekauft. Die beachtlichste Leistung zeigt aber ohne jeden Zweifel Olwen Catherine Kelly; nicht nur, weil sie wohl einen der undankbarsten Schauspiel-Jobs in der Geschichte des Films hatte, sondern auch, weil sie aus wenig bis gar nichts ungemein viel herausholt. So ziemlich als einzig markanter Kritikpunkt – abseits der teilweise etwas vorhersehbaren Schockmomente – eine ganz besondere Entwicklung zu nennen, die ich mittlerweile doch für ein ziemlich abgenutztes Klischee halte, und die mich wenn sie auftritt meist eher nervt. Man erklärt es hier zwar eh so halbwegs, trotzdem, hätte ich drauf verzichten können. Davon abgesehen hat mir "The Autopsy of Jane Doe" aber wirklich gut gefallen.
Fazit:
"The Autopsy of Jane Doe" ist ein schöner, klassischer und schnörkelloser Gruselthriller, an dem vor allem das originelle Setting und Konzept hervorstechen. Mit dem Rätsel rund um die Leiche war ich von Beginn an gefesselt, und in weiterer Folge reichert André Øvredal seinen Film dann mit einigen packenden, atmosphärisch dichten Momenten sowie dem einen oder anderen (zwar teilweise vorhersehbaren, aber nichtsdestotrotz sehr gut umgesetzten) Schockeffekt auf. Aufgewertet wird der Film zudem von der Besetzung. Emile Hirsch und Brian Cox schienen mir aus ihren Figuren mehr herauszuholen, als das Drehbuch allein hergegeben hätte, und vor allem der Einsatz von Olwen Catherine Kelly, die mit wenig bis gar nichts dennoch eine ungeheure Wirkung erzielt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Plot schlägt einige Wendungen, wobei der Schwenk zum Übersinnlichen den einen oder anderen vielleicht auf dem falschen Fuß erwischen wird; für mich hat es in diesem Fall aber funktioniert. Wenn, dann würde ich eine ganz bestimmte Wendung kritisieren, die in den letzten Jahren doch zu einem Klischee geworden ist, dem ich zunehmend überdrüssig bin. Ansonsten war "The Autopsy of Jane Doe" aber schön spannend-gruselig, und von Anfang bis Ende unterhaltsam – und das ist mehr, als ich über so manch anderen Horrorfilm sagen kann, der mir im heurigen Jahr untergekommen ist.