Mit: John Huston, Shelley Winters, Bo Hopkins, Henry Fonda, Delia Boccardo, Cesare Danova, Alan Boyd, Sherry Buchanan u.a.
Kurzinhalt:
In der kalifornischen Küstengemeinde Ocean Beach verschwinden zuletzt mehrere Menschen, sei es am Ufer oder auf dem Wasser. Als man ihre Überreste findet, ist man jedoch verwirrt, denn wie eine Haiattacke oder ähnliches sieht das alles nicht aus. Der Marineforscher Will Gleason vermutet daraufhin, dass ein gigantischer Oktopus für die Angriffe verantwortlich sein könnte. Doch außer seinem guten Freund und Reporter Ned Turner scheint ihm, selbst als weitere Leute verschwinden, niemand Glauben schenken zu wollen. So soll auch die geplante Regatta, bei der auch Kinder teilnehmen, stattfinden. Gleason und Turner ziehen daraufhin alleine aus, um den Oktopus aufzuspüren und unschädlich zu machen…
Review:
Ich habe ja für billige Trash-Filme durchaus ein Herz. In erster Linie, aufgrund meiner Vorliebe fürs Genre, im Bereich Science Fiction, aber durchaus auch, soweit es Horror betrifft. Immerhin bin ich, so horror-behütet ich größtenteils aufgewachsen bin, in meiner Kindheit und Jugend ja doch auch über das eine oder andere (Monster-)B- oder gar C-Movie gestolpert, und verbinde somit teils durchaus nostalgische Erfahrungen damit. "Der Polyp" hat mich allerdings leider doch eher enttäuscht. Und dabei war der Einstieg noch ungemein vielversprechend: Die erste Szene, in der man "sieht", wie sich der Oktopus ein Baby schnappt, war nicht nur ein Tabubruch– weil in Hollywood könnte man sich so eine Szene, vor allem in der damaligen Zeit, nicht wirklich vorstellen – sie war auch grandios inszeniert. Das Baby im Hintergrund, wie dann auf einmal der Schulbus vorbeifährt, und plötzlich ist es weg. Das ging echt unter die Haut, und zeigt, wie sich mit einfachsten Mitteln eine enorme Wirkung erzielen lässt. Schade, dass man sich beim Rest des Films überwiegend an diese Lektion nicht selbst gehalten hat.
Zuerst mal: Es ist bei weitem nicht alles schlecht. Die Unterwasseraufnahmen – für die die Italiener ein Faible zu haben scheinen – waren wieder einmal wunderschön, die Aufnahmen des echten Oktopusses wussten ebenfalls zu gefallen, aber auch die Attrappe war nicht schlecht. Henry Fonda mag zwar nur einen Drehtag gehabt haben und sowohl in dieser Rolle als auch dem Film verschwendet sein, wertet ihn aber mit seiner Anwesenheit dennoch auf; gleiches gilt für John Huston. Die schauspielerischen Leistungen sind generell solide bis gut, wobei vor allem Shelley Winters überzeugt. Es gibt ein paar Szenen, die so schlecht umgesetzt (wie der auftauchende und seine Arme von sich streckende Oktopus bei Nacht), und Dialoge, die so herrlich dämlich/absurd sind ("But all octopi, large or small, have a sense of foresight!"), dass sie mein Trash-Herz so richtig erfreuten. Und das Finale mit den Orcas war zwar extrem vorhersehbar, aber doch auch wirklich nett, und gut gemacht. Und doch hätte ich mir von dem Film weitaus mehr erwartet. Am schwersten wiegt, dass es dem Film gänzlich an Spannung fehlt. Selbst bei der Regatta, wo teilweise Kinder in Gefahr geraten – und obwohl man mit der Baby-Szene zu Beginn schon zeigte, dass man sich nix scheißt – war die Spannung auf dem Nullpunkt; was sowohl an der diesbezüglich schwachen Inszenierung als auch am mangelnden Bezug zu den Figuren lag. Generell zieht sich der Film teilweise ordentlich, und ist selbst mit genre-typischen 90 Minuten zu lang. Es gibt generell über den Film hinweg keinen ordentlichen Spannungsaufbau, keine richtige Steigerung. Es plätschert einfach alles unaufgeregt vor sich hin. Und warum man an einer Stelle zwischendurch auf einmal Standbilder reingeschnitten hat, frage ich mich auch immer noch. Zuletzt hat auch "Der Polyp", wie schon der insgesamt bessere, gelungenere und unterhaltsamere "Der weiße Killer" wieder das Problem, dass die Attrappen-Szenen und die echten Naturaufnahmen nicht zueinanderpassen: Sprich, der echte Oktopus natürlich viel zu klein war, und größentechnisch mit den Aufnahmen des "Modells" überhaupt nicht zusammenpasst. Zwar ist dies zugegebenermaßen etwas, dass man selbst "Der weiße Hai" bis zu einem gewissen Grad vorwerfen kann, aber hier wars schon nochmal deutlich auffälliger.
Fazit:
Schade. Vom Papier her hätte ich mich gedacht, dass dieser Film genau mein Fall sein sollte. Und er hat ja auch tatsächlich seine Stärken, wie den großartig aufgebauten Einstieg mit dem Baby, die schönen Unterwasseraufnahmen, den Auftritt von bekannten Gesichtern wie Henry Fonda und John Huston, die soliden bis guten schauspielerischen Leistungen, die Szenen mit dem echten Oktopus, einzelne charmante Momente, sowie den netten Showdown mit den Orcas. Leider aber hilft das nur nicht viel, wenn ich mich aufgrund der mangelnden Spannung und dem ebenfalls eher dürftigen Unterhaltungswert beim Anschauen überwiegend langweile. Es gibt keine Steigerung, keine Intensivierung, sowohl was die Handlung als auch die Spannung betrifft. Alles plätschert gemächlich und unaufgeregt vor sich hin. Und im Vergleich zu anderen "Jaws"-Ripoffs (was man mit dem englischen Titel "Tentacles" immerhin von vornherein schön propagiert) fehlten ein bisschen die originell-absurden Einfälle und die köstlich-trashigen Momente; die zwar da und dort vorhanden waren, aber zu sporadisch, um den Film angesichts der mangelnden Spannung durchgängig unterhaltsam zu machen. Einen gewissen Charme kann und will ich ihm trotz all dem nicht absprechen. Dennoch überzeugt "Der Polyp" eben leider eher mit wenigen gelungenen Einzelszenen, als im Gesamtbild.