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Seine Abschiedsvorstellung Drucken E-Mail
Acht spannende Fälle von Holmes & Watson Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 14 Oktober 2017
 
Titel: "Seine Abschiedsvorstellung"
Originaltitel: "His Last Bow"
Bewertung:
Autor: Sir Arthur Conan Doyle
Übersetzung: Leslie Giger
Umfang: 276 Seiten (mit Anhang)
Verlag: Haffmans
Veröffentlicht: 1988 (D, Haffmans Verlag) bzw. 1917 (E)
ISBN: 978-3-251-20107-7
Kaufen: Taschenbuch (D)
 

Inhalt & Review: So sehr er sich auch bemüht hat: Die Dämonen – in Form von Sherlock Holmes und Dr. Watson – die Sir Arthur Conan Doyle heraufbeschwor, wurde er in weiterer Folge nie wieder los. Obwohl Dr. Watson beim letzten Fall von "Die Rückkehr des Sherlock Holmes" behauptet, dies sei der letzte Fall, den er aus den Abenteuern seines Freundes zu Protokoll begeben gedenkt, verlangte das Publikum nach mehr. Und so erschienen in den folgenden Jahren ein paar weitere Kurzgeschichten, die dann schließlich in "Seine Abschiedsvorstellung" – die auch die bislang nicht in Sammelbänden nachgedruckte Geschichte "Die Pappschachtel" enthielt (da diese dem Verlag ursprünglich aufgrund der Ehebruch-Thematik zu brisant erschien; das war halt wirklich noch eine ganz andere Zeit) – eine weitere Anthologie mit Fällen des Meisterdetektivs. Diesmal sind zwar nur acht Geschichten versammelt, was sich auch in der geringeren Seitenzahl niederschlägt – eben diese wird jedoch zumindest teilweise dadurch kompensiert, dass einige davon im Vergleich zu früheren Fällen etwas länger ausfallen. Dies erlaubt Doyle, etwas tiefer zu gehen und den Genius von Holmes teils noch etwas deutlicher hervortreten zu lassen. Zugleich stellen sich jedoch bei "Seine Abschiedsvorstellung" da und dort schon Ermüdungserscheinungen ein, und schien sich Doyle zunehmend schwer zu tun, sich immer neue Fälle auszudenken – was auch in der einen oder anderen schwächeren Geschichte resultiert. Den Anfang macht "Wisteria Lodge", die sich zugleich auch als eine der besten der Sammlung erweist. Nicht zuletzt, da er der längste ist, und Holmes Ermittlungen dadurch besonders viel Platz einräumt. Aber auch der Fall an sich, die zwischendurch eingestreuten Wendungen, sowie die letztendliche Auflösung, konnten mir gefallen. Insgesamt eine rundum gelungene Geschichte.

Weiter geht's mit der besagten "Pappschachtel". Kein schlechter Fall, und neuerlich mit ein paar netten Deduktionen, aber wirklich gepackt hat er mich leider nicht. Gleiches gilt für "Der rote Kreis": Ein solider Fall ohne nennenswerte Besonderheiten, bei dem sich in erster Linie noch bemerkbar macht, wie Holmes den Signalcode knackt und mit diesem dann die Frau des Täters zu sich lockt. "Die Bruce-Partington-Pläne" zählt für mich dann zu den Highlights dieser Sammlung, und auch wenn ich mir diesmal mit einer genauen Zuordnung schwer tue, meine ich fast, dass sich auch das Umschlagbild auf diesen Fall bezieht. Allein Sherlock Holmes im Staatsdienst ist mal etwas anderes. Dazu dann noch ein Auftritt von Mycroft, ein paar wirklich coole Deduktionen (wie z.B., dass die Leiche auf den Zug gelegt wurde), und insgesamt macht es einfach Spaß, zu sehen, wie sich Holmes auf die Spur der vermissten Pläne heftet. Zumal er dabei wieder einiges zu Kombinieren bekommt, mit seiner Deduktionsgabe begeistern kann, und am Ende den Täter standesgemäß in die Falle lockt. Rundum gelungen, viel besser geht's eigentlich nicht! Leider folgt auf dieses Highlight zugleich einer der beiden schwächsten Fälle der Anthologie. Die Grundidee von "Der Detektiv auf dem Sterbebett" ist ja nicht mal schlecht, aber: Selten musste sich Dr. Watson dämlicher anstellen als hier, damit Holmes' Genius umso heller erstrahlen kann. Es ist einfach alles von Beginn an so durchsichtig, und angesichts der Tatsache, dass der vermeintliche todkranke Holmes immer wieder heftig reagiert und teilweise sogar aufspringt, muss man Watsons Befähigung als Arzt ernsthaft in Zweifel ziehen. Damit macht Doyle seiner mindestens durchschnittlich intelligenten Figur keinen gefallen, und es würde mich nicht wundern, dass der Eindruck des leicht beschränkten Watsons zu einem Großteil auf eben diese Geschichte zurückzuführen ist, wo er sich nun mal in der Tat selten dämlich anstellt.

"Das Verschwinden der Lady Frances Carfax" ist dann ein ziemlich durchschnittlicher Fall. Auch hier darf Watson den einen oder anderen falschen Schluss ziehen, wirkt dabei aber immerhin nicht ganz so blödsinnig wie bei der Geschichte zuvor. Die Auflösung am Ende ist dann auch ganz ok, und vor allem die Tatsache, dass Watson den Fall lange Zeit allein bestreitet, sticht hervor. Davon abgesehen ist aber auch diese Kurzgeschichte nichts Besonderes. "Der Teufelsfuß" war für mich dann das dritte Highlight dieser Sammlung. Anfangs wirkt alles ungemein mysteriös, letztendlich kann die Auflösung aber durchaus überzeugen. Der Fall selbst hätte vielleicht noch eine Spur ausgeklügelter sein dürfen, davon abgesehen gibt's hier aber nichts zu bemängeln. Bedauerlicherweise schließt die Anthologie mit "Seine Abschiedsvorstellung" leider mit der zweiten Niete dieser Sammlung ab. Zumindest ich persönlich fand den Fall extrem schwach. Es ist viel zu offensichtlich, hinter welcher Maske sich Holmes hier verbirgt, weshalb die entsprechende Wendung nicht im Geringsten überraschen kann. Sherlock ist hier zudem auf das dämliche Verhalten jenes Mannes angewiesen, den er aufhalten will – und der ihm mir nichts, dir nichts den Code zu seinem Safe verrät. Ernsthaft? Und viel zu Kombinieren oder Deduzieren gab's hier auch nicht. Insgesamt hat Doyle seinem Meisterdetektiv mit dieser "Abschiedsvorstellung" keinen Gefallen getan – und so bin ich eigentlich ganz froh darüber, dass er im "Buch der Fälle" noch ein letztes Mal zurückkehren durfte.

Fazit: Im Gegensatz zu den früheren Anthologien sind bei "Seine Abschiedsvorstellung" nur acht Kurzgeschichten versammelt. Dies wird zwar dadurch, dass die Fälle diesmal vereinzelt etwas länger sind, teilweise kompensiert, sorgt aber nichtsdestotrotz dafür, dass wir es hier mit der kürzesten der Sammlungen zu tun haben. Die hier zusammengetragenen Geschichten schwanken jedoch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Highlights wie "Wisteria Lodge", "Der Teufelsfuß" und insbesondere die phantastische "Die Bruce-Partington-Pläne", die ich zu den besten Holmes-Geschichten überhaupt zählen würde, wechseln sich ab mit eher durchschnittlichen Fällen wie "Die Pappschachtel", "Der Rote Kreis" und "Das Verschwinden der Lady Frances Carfax", die zwar allesamt ok waren, mich aber nicht so recht packen oder gar begeistern konnten. Und dann gibt es leider auch noch zwei Nieten, die bei nur acht Geschichten natürlich gleich viel stärker durchschlagen. Diese sind einerseits "Der Detektiv auf dem Sterbebett", wo sich Watson selten dämlich anstellen muss, und andererseits die titelspendende "Abschiedsvorstellung", wo Holmes viel zu wenig zu tun bekommt, und zudem auf die Blödheit seines Gegenüber angewiesen ist. Ein denkbar unwürdiger Abgesagt auf den Meisterdetektiv – weshalb es höchst erfreulich ist, dass dieser dann doch noch ein letztes Mal für zwölf weitere Abenteuer zurückkehren durfte.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
Umschlagbild © 1988 Haffmans Verlag





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