Kurzinhalt:
An einer nicht näher benannten Küstengemeinde kommt ein Surfer ums Leben. Der Autor Peter Benton sowie der Hai-Experte und -Jäger Ron Hamer sind fest davon überzeugt, dass ein Hai-Angriff dafür verantwortlich ist, doch angesichts der in Kürze bevorstehenden Surf-Regatta und den damit verbundenen Einnahmen will Bürgermeister William Wells davon nichts hören. Vorsorglich lässt er jedoch Netze um den Strand spannen. Es kommt, wie es kommen muss: Die Netze halten den riesigen, zehn Meter langen Hai nicht auf, und er fällt über die Teilnehmer her. Benton und Hamer ziehen daraufhin los, um die Bestie zu stellen…
Review:
Die Inhaltsangabe macht es wohl deutlich: Bei "Der weiße Killer" ließen sich die Italiener geringfügig von einem bestimmten Publikumserfolg von einem gewissen Steven Spielberg (ihr habt vielleicht schon von ihm gehört) inspirieren lassen. Die Ähnlichkeiten sind offensichtlich: Der verbitterte, Hai-hassende Jäger, der Bürgermeister der partout nicht hören will – und in Autor Peter Benton darf man wohl durchaus eine Anspielung auf "Jaws"-Autor Peter Benchley erkennen. Zugleich dürfte es keine Überraschung sein, dass "Der weiße Killer" so ziemlich in allen Belangen mit dem großen Vorbild nicht mithalten kann. Der Film dürfte insgesamt um ein Geld entstanden sein, dass bei "Der weiße Hai" allein Bruce (ob der Anwalt oder der mechanische Hai, sei euch überlassen) verschlungen hat. Zudem fehlt Enzo G. Castellari natürlich völlig die inszenatorische Finesse eines Steven Spielberg; sowohl visuell als auch spannungstechnisch ist "Der weiße Killer" dem großen Vorbild heillos unterlegen.
Auch sonst gibt es objektiv betrachtet noch zahlreiches zu kritisieren. Die Figuren agieren teilweise völlig dämlich. Der mechanische Hai scheint genau eine einzige Bewegung drauf zu haben, die ständig wiederholt wird. Die echten Haiaufnahmen sehen zwar grundsätzlich nicht schlecht aus, passen nur halt überhaupt nicht zur Attrappe. Jedoch: Sofern man sich aber auf diese Art von Italo-Schrott (und ich meine das zuneigender, als es wohl rüberkommt) einstellen kann, wird man bei "Der weiße Killer" mit einem gelungenen Vertreter dieser Sorte Film belohnt. Angefangen vom poppig-unpassenden Einstiegslied, über zahlreiche schräge, denkwürdige und/oder unfreiwillig komische Momente (wie z.B. das explodierende Boot) bis hin zum einerseits völlig überdramatisierten (heldenhafter Sprung ins Wasser) und andererseits recht unterwältigendem (die Explosion des Hais) Ausklang, zeichnet sich "Der weiße Killer" durch einen gewissen Charme aus, der einen zumindest teilweise über die ganzen Kritikpunkte hinwegsehen lässt. Sehr gut gefallen haben mir zudem die Tauchszenen, die recht gut und stimmungsvoll gemacht waren (für die scheinen die Italiener ja generell eine Vorliebe zu haben). Vic Morrow trägt ebenfalls viel zum Gelingen des Films bei. Die anderen mögen sich zwar ebenfalls redlich abmühen, aber er ist halt der einzige aus dem Ensemble der darstellerisch ein echtes Kaliber ist. Es wäre ein leichtes gewesen, das Filmengagement für einen gemütlichen Italien-Urlaub zu nutzen, stattdessen hängt er sich lobenswerterweise wirklich rein. Und genau da sind wir wohl auch bei der größten Stärke des Films angelangt, denn auch wenn es den Beteiligten da und dort am nötigen Talent mangelt, aber zumindest merkt man dem Film quer durch die Bank an, dass er mit viel Liebe und Herzblut entstanden ist. Und das ist – gerade auch für so eine Nachahmungs-Produktion, die in erster Linie im Fahrwasser eines populären Films ein paar Dollar/Lire/was auch immer einfahren will – nun wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Fazit:
Zugegeben, man braucht schon ein gewisses Herz für Horror-B-Movies im Allgemeinen und Italo-Trash im Besonderen, um "Der weiße Killer" genießen zu können, und darf sich zudem keinesfalls einen Film erwarten, der produktionstechnisch mit Hollywood-Produktionen – ja selbst den schwächeren "Jaws"-Fortsetzungen oder auch den zahlreichen Nachahmern – mithalten kann. Sonst wirft man wohl bald verzweifelt die Hände über den Kopf. Wer jedoch Trashgranaten gegenüber aufgeschlossen ist, wird hier mit einem soliden Vertreter des B-Movie-Tierhorrors belohnt, der der zwar "Der weiße Hai" teilweise schamlos kopiert, dies jedoch gleichermaßen derart charmant wie unbeholfen macht, dass es zumindest mir schwer fiel, ihm daraus einen Vorwurf zu machen. Neben einigen zum Brüllen (unfreiwillig) komischen Szenen freute ich mich in erster Linie über den engagierten Auftritt von Vic Morrow (der den Film allein mit seiner Anwesenheit veredelt), die guten Unterwasserszenen, sowie die zwar offensichtliche (und dilettantische; man fragt sich unweigerlich, wie Spielberg – der ja schon mit "Bruce" unzufrieden war – DARAUF reagiert hätte) aber dennoch irgendwie charmante Hai-Attrappe. Gut ist das ganze natürlich, objektiv betrachtet, nur bedingt; von spannend ganz zu schweigen. Und doch lässt sich mit "Der weiße Killer" einiges an Spaß haben – sofern man dieser Art von Film etwas abgewinnen kann, versteht sich.