Mit: Emma Booth, Ashleigh Cummings, Stephen Curry, Susie Porter, Damian de Montemas, Harrison Gilbertson u.a.
Kurzinhalt:
Perth, Australien, im Jahr 1987. Auf den ersten Blick wirken Evelyn und John White wie ein ganz normales, glücklich verheiratetes Ehepaar. Allerdings verbringen sie ihre Freizeit damit, junge Mädchen auf der Straße aufzulesen, nach Hause zu nehmen, sie mehrfach vergewaltigen, und wenn sie mit ihnen fertig sind zu ermorden und die Leiche im Wald zu verscharren. Vicki Maloney ist eine ebensolche junge Teenagerin. Als sie im Streit von ihrer Mutter, die im Begriff ist, sich scheiden zu lassen, davonläuft um auf eine Party zu gehen, läuft sie den Whites zufällig über den Weg, die anbieten, sie hinzufahren. Stattdessen geht’s dann aber in ihr Haus, wo man Vicki etwas in den Drink mischt, woraufhin sie bewusstlos wird. Am nächsten Morgen findet sie sich an ein Bett angekettet wieder. Für die Whites grundsätzlich alles wie üblich. Doch Evelyn vermutet, dass John diesmal für Vicki tatsächlich etwas empfinden könnte, und wird zunehmend eifersüchtig. Etwas, dass auch Vicki nicht entgeht. Sie sieht daher ihre einzige Chance, die Tortur zu überleben darin, einen Keil zwischen die beiden zu treiben…
Review:
Serienkiller sind ja üblicherweise alleine unterwegs; entsprechende Pärchen haben in der Geschichte des Verbrechens doch eher Seltenheitswert. Im Falle von Catherine und David Birnie kann und muss man jedoch sagen: Da haben sich zwei gefunden. Mitte der 80er entführten, vergewaltigten und ermordeten sie vier junge Frauen, eine fünfte entkam – was dann auch zu ihrer Ergreifung führte. "Hounds of Love" nimmt nun diese realen Ereignisse als Inspiration, um eine packende Geschichte über ein – fiktives – Serienmörder-Pärchen zu erzählen, welches Mitte der 80er in Perth sein Unwesen treibt. Die daraus resultierenden Geschehnisse erleben wir dabei gelegentlich sowohl direkt aus Sicht des Killer-Pärchens, als auch aus jener ihres jüngsten Opfers, Vicki Maloney. Diesen Perspektivwechsel fand ich sehr reizvoll, da uns Regisseur Ben Young dadurch dazu zwingt, uns abwechselnd in den Augen der Täter und des Opfers wiederzufinden. Egal ob man – in Zeitlupe – junge Mädchen beim Spielen beobachtet, oder wir aus Vickis Sicht jenen Moment erleben, wo sich das Betäubungsmittel bemerkbar macht, ihr schwindlig wird, und sie erkennt, was hier vor sich geht – es waren vor allem auch diese (sporadischen) Momente, wo mir "Hounds of Love" doch ziemlich unter die Haut ging.
Aber auch von diesen abgesehen gibt es einige wirklich beklemmende Szenen. "Hounds of Love" folgt dabei – dankenswerterweise (angesichts der Tatsache, dass er ja lose auf realen Verbrechen basiert) – dem "behind closed doors"-Ansatz. Sprich, wir sehen nicht genau, was sich hinter der verschlossenen Tür abspielt, das Grauen ist überwiegend unserer eigenen Phantasie überlassen. Was ich persönlich schlimm genug, oder vielleicht sogar noch schlimmer, fand, als wenn man uns explizit gezeigt hätte, was vor sich geht. Neben diesen einzelnen, erschütternden Momenten bezieht "Hounds of Love" einen Großteil seiner Spannung auch der faszinierenden Dynamik zwischen den beiden Tätern und ihrem Opfer. Vicki erkennt nämlich bald, dass es ihr irgendwie gelingen muss, einen Keil zwischen die beiden zu treiben, falls sie auch nur die geringste Chance haben will, ihr Martyrum zu überleben. Wie sich die Dynamik zwischen den drei immer wieder verschiebt, war sehr spannend mitzuverfolgen. Von diesem Punkt sowie der sehr sensiblen und zugleich beklemmenden Inszenierung abgesehen bestechen bei "Hounds of Love" aber in erster Linie die schauspielerischen Leistungen. Vor allem die zunehmend zerrissene Evelyn White wird von Emma Booth fantastisch dargestellt. Ashleigh Cummings wiederum macht es uns leicht, mit ihrer Vicki mitzufühlen und zu -fiebern. Und auch Stephen Curry ist in der Art und Weise, wie hinter seiner scheinbar freundlichen und harmlosen Fassade zwischendurch immer wieder seine wütenden, gewalttätigen Tendenzen zum Vorschein kommen, grandios. Denkt man den Serienkilleraspekt weg, funktioniert "Hounds of Love" als klassisches Beispiel für eine missbräuchliche Beziehung; Evelyn mag John zwar trotz allem lieben, dennoch wird deutlich, dass die Angst vor ihm ein Hauptgrund dafür ist, warum sie ihn nicht verlässt. Und da zwischendurch auch immer wieder seine (vermeintlich) charmante, verletzliche Seite durchblitzt, kann man den Reiz, den er auf sie ausübt, sogar ansatzweise verstehen.
Zugegeben, ganz perfekt ist "Hounds of Love" nicht. Ich bin mir auch rund zwei Wochen nachdem ich ihn gesehen habe immer noch nicht sicher, ob mir ein anderer Ausgang des Geschehens nicht doch lieber gewesen wäre. Auch die allerletzte Szene fand ich etwas schräg inszeniert (ich sag nur: Alle bis auf eine Person bleiben stehen.) Kann den Grund dafür zwar verstehen, aber etwas irritiert hat es mich schon. Unsicher bin ich mir zugleich, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, nur beim Pärchen und ihrem Opfer zu bleiben, und nicht auch immer wieder zu ihren Eltern zu schneiden. Das hätte den Film vielleicht noch eine Spur intensiver machen können, da man wirklich nur das gewusst hätte, was Vicki weiß, und somit auch keine Ahnung gehabt hätte, inwiefern nach ihr gesucht wird. Und der "Das Schweigen der Lämmer"-Trick ist halt mittlerweile doch auch etwas abgenutzt. Vor allem aber ist der Film eine Spur zu lang. Das eine oder andere hätte man kürzen oder überhaupt gleich ganz rausstreichen können, damit sich der Film etwas flotter vorwärtsbewegt. Auch ob die – wenn auch zum Glück nur sporadisch eingesetzten – Zeitlupensequenzen unbedingt notwendig waren, darüber kann man geteilter Meinung sein. Der Blick der Jäger auf ihre Beute hätte sich auch ohne diesen inszenatorischen Trick umsetzen lassen. Im Falle von "Hounds of Love" ist all dies jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau.
Fazit:
Auch ohne explizite Gewaltszenen erweist sich "Hounds of Love" als knallharter Horror-Thriller mit einigen sehr eindringlichen Szenen. Er profitiert dabei einerseits vom Wissen, dass die Geschichte hier – wenn auch lose – auf realen Ereignissen basiert, sowie von Ben Youngs Zugang, nicht "hinter die Tür" zu blicken, und die schlimmsten Momente der Phantasie des Zuschauers zu überlassen. Zudem ist "Hounds of Love", vor allem vom zentralen Triumvirat, phänomenal gespielt. Und vor allem auch die interessante Dynamik zwischen den Figuren, und wie sich diese im Verlauf des Films immer wieder veränderte, stach für mich hervor. Er ist eine Spur zu lang, ohne die Szenen mit Vickis Eltern (nach ihrer Entführung) hätte er vielleicht noch etwas intensiver gewirkt, und ich bin mir nach wie vor nicht ganz sicher, ob ich nicht vielleicht doch ein anderes Ende vorgezogen hätte. Trotz dieser kleineren Kritikpunkte gibt’s von mir aber eine klare Empfehlung – vor allem für jene, die ihre Thriller am liebsten beklemmend und/oder von realen Ereignissen inspiriert haben.