Mit: Sandra Escacena, Bruna González, Claudia Pacer, Ivan Chavero, Ana Torrent, Consuelo Trujillo, Ángela Fabian, Carla Campra, Chema Adeva u.a.
Kurzinhalt:
Madrid im Jahr 1991: Die drei Teenager Verónica, Rosa und Diana nutzen die Sonnenfinsternis, die ihre Lehrer und SchulkollegInnen aufs Dach der Schule treibt, um sich in den Keller zu begeben, und mit einem Ouija-Brett versuchen, mit den Toten in Verbindung zu treten. Verónica hofft dabei insbesondere auf Kontakt mit ihrem kürzlich verstorbenen Vater. Die anderen beiden halten das ganze eher für ein Spiel – doch das ändert sich, als es scheint, als würde tatsächlich eine fremde, bösartige Präsenz von Verónica Besitz ergreifen – weshalb sie in den darauffolgenden Tagen auch zunehmend auf Distanz zu ihr gehen. Verónica hat indes zunehmend das Gefühl, dass sich eine bösartige Präsenz in ihrer Nähe befindet. Eine Nonne in ihrer Klosterschule warnt sie davor, dass sie dadurch, dass sie sich von den Geistern nicht ordnungsgemäß verabschiedet hat, etwas mit sich zurückgebracht hat. In den darauffolgenden Nächten, die sie da ihre Mutter in einer Bar arbeitet allein mit ihren drei Geschwistern verbringt, setzt sie alles daran, sowohl sich als auch ihren kleinen Bruder und ihre Zwillingsschwestern vor jenem Bösartigen zu beschützen, dass sie zusammen mit ihren Freundinnen heraufbeschworen hat…
Review:
Ich bin nicht der größte Fan von Besessenheitshorror, da es mir aufgrund des religiösen Einschlags – aus welchem Grund auch immer – schwerer fällt, an so etwas zu glauben, denn an Monster, Vampire, oder auch einfach nur gewöhnliche Geister. Zudem sehe ich auch den Trend der letzten Zeit kritisch – der u.a. von den "Conjuring"-Filmen populär gemacht wurde – uns weiß machen zu wollen, dass reale Ereignisse tatsächlich einen übernatürlichen Hintergrund haben. Weil, innerhalb eines Films mag ich mich auf solche Phänomene einlassen und an sie glauben können – aber nicht im echten Leben. Die "Conjuring"-Filme haben diesen Kritikpunkt mit ihrer inszenatorischen Brillanz ausgeglichen – und "Verónica" schafft nun ähnliches. Trotzdem ist und bleibt die Tatsache, dass man dem Zuschauer eine übersinnliche Erklärung aufdrängt, statt ihn seine eigene Meinung dazu bilden zu lassen, was genau hier vor sich geht, mein größter Kritikpunkt. Denn aufgrund der Art und Weise, wie es erzählt wird, und man dann selbst im Abspann durch echte Tatortaufnahmen und Berichte zu überzeugen versucht, dass sich hier tatsächlich etwas Übernatürliches zugetragen hat, nahm man mir die Möglichkeit, Verònica als unter paranoider Schizophrenie leidend zu interpretieren – was ich persönlich nun mal eben vorgezogen und mich auch emotional viel mehr angesprochen hätte.
Generell sei erwähnt, dass "Verónica" jetzt nicht unbedingt etwas Besonderes ist, und doch eher Standardkost bietet. Allerdings ist das ganze derart famos, kompetent und charmant umgesetzt, dass ich ihm sowohl dafür als auch für die aufgezwungene übersinnliche Erklärung nur bedingt böse sein kann. Denn nicht nur was das Grundkonzept betrifft, sondern auch in der Machart, dem Aufbau und der Inszenierung der Gruselszenen hat "Verónica" einen starken "Conjuring"-Touch – und dürfte daher vor allem Fans dieser Filmreihe (und vielleicht ja sogar ihrer – von mir nach wie vor nicht gesehenen – Spin-Offs) ansprechen. "[Rec]"-(Co-)Regisseur Paco Plaza versteht es – so wie auch James Wan – zweifellos, eine ungemein dichte Atmosphäre aufzubauen und so für teils echt heftige Gruselstimmung zu sorgen. Auch die gelegentlich auftauchenden Jumpscares (deren größter Freund ich ja grundsätzlich nicht unbedingt bin) sind sehr gut aufgebaut und umgesetzt, und verlegen sich nicht rein darauf, die Lautstärke durch ein plötzlich auftretendes Geräusch oder einen musikalischen Ton weit nach oben zu drehen, sondern ergeben sich oftmals auch einfach nur durch einen undeutlichen Schatten, der im Hintergrund zu erkennen ist. Zudem hat man sich bei "Verónica" echt ein paar coole Sachen ausgedacht, die mir unter die Haut gingen. Anderes ist wiederum zugegebenermaßen recht klischeehaft und hat man – nicht zuletzt in den zuvor erwähnten Wan-Filmen – in letzter Zeit vielleicht etwas gar häufig gesehen. Aber solang es so effektiv umgesetzt ist wie hier, stört mich das nicht weiter. Eine weitere wesentliche Stärke ist die Newcomerin Sandra Escacena in der Titelrolle, die sich als echte Entdeckung erweist, und hier eine phantastische Performance abliefert. Und auch abseits der Gruselszenen ist "Verónica" wirklich sehr schön inszeniert und bietet ein paar wunderschöne Bilder und Einstellungen.
Fazit:
"Verónica" bietet Horrorthriller-Standardkost – die jedoch derart kompetent, elegant und charmant präsentiert wird, dass ich ihr dafür nicht böse sein kann. Vor allem Fans der "Conjuring"-Filme sollten – sowohl aufgrund des fast identischen Grundkonzept sowie des sehr ähnlichen Aufbaus der Gruselszenen – bei ihm auf ihre Kosten kommen. So wie dort störte ich mich daran, wie aufdringlich man versucht, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass es bei dieser auf realen Begebenheiten beruhenden Geschichte tatsächlich übernatürlich zugegangen ist, weshalb ich die realistische Erklärung rund um paranoide Schizophrenie (die ich persönlich vorgezogen hätte) nie ernsthaft in Betracht ziehen konnte. Mir wäre es lieber gewesen, wenn man dem Zuschauer die Entscheidung überlassen hätte, was er denn nun glauben will. Allerdings ist er von der jungen Hauptdarstellerin (und Film-Debütantin) Sandra Escacena phänomenal gespielt, und von Paco Plaza ungemein kompetent und elegant inszeniert. Vor allem die Gruselszenen setzt er ungemein effektiv um, ohne dabei rein auf billige Schockmomente zu setzen. Zudem gibt es ein paar schöne Einstellungen zu bestaunen, wobei vor allem die Farbgebung immer wieder besticht. Insgesamt mag "Verónica" zwar nichts Besonderes sein – ist aber zumindest in dem, was er sein will, sehr effektiv. Und das allein ist einfach schon sehr viel wert.