Mit: Jennifer Lopez, Jon Voight, Ice Cube, Eric Stoltz, Jonathan Hyde, Owen Wilson, Kari Wuhrer, Vincent Castellanos, Danny Trejo u.a.
Kurzinhalt:
Eine Dokumentarfilmcrew von National Geographic, angeführt von der Regisseurin Terri Flores, begibt sich in den Amazonas-Dschungel, um nach einem abgeschieden lebenden Stamm Eingeborener zu suchen. Auf ihrem Weg über den Fluss stoßen sie auf Paul Serone, der mit seinem Schiff stecken geblieben ist. Im Gegenzug für die Überfahrt bietet er ihnen Informationen darüber an, wo der Stamm den sie suchen zu finden ist, und weist ihnen den Weg. Doch Paul spielt falsch: Denn in Wahrheit handelt es sich um einen skrupellosen Jäger, der es auf eine sagenumwobene Riesenschlange abgesehen hat, die in diesem Teil des Dschungels ihr Unwesen treiben soll. Und um seine Trophäe zu bekommen, ist ihm jedes Mittel recht…
Review:
Kennt ihr das? Da gibt es diesen Film, den habt ihr vor Ewigkeiten mal gesehen, und eigentlich hat er euch ja nicht mal wirklich gefallen. Aber dann werdet ihr nach all der Zeit wieder auf ihn aufmerksam, und seid einerseits neugierig, warum ihr ihn denn eigentlich so schwach gefunden habt (da nichts hängen geblieben ist), und fragt euch andererseits, ob ihr ihm vielleicht Unrecht getan habt. Und dann kommt der Film zufällig wieder mal im TV, oder ist in eurem Streaming-Abo enthalten, oder findet sich in einer "x Blu-Rays für y Euro"-Aktion bei amazon wieder, und ihr denkt euch: "Scheiß drauf". Und am Ende sitzt ihr da, denkt euch "Ah, genau, deshalb", und schalt euch für euer schlechtes Gedächtnis (und die dadurch doppelt verschwendete Lebenszeit). Auftritt "Anaconda" – denn genau das war die Erfahrung, die ich kürzlich mit ihm gemacht habe. Wobei ich (wenn ich mich auch wirklich nicht mehr gut genug erinnern kann, um es definitiv sagen zu können) sogar glaube, dass er bei der Zweit-(und nun definitiv auch Letzt-)Sichtung noch einmal eine Spur schlechter gefallen hat, als damals. Aufgrund meiner Genre-Erfahrung und insbesondere meiner steigenden Begeisterung für B-Movies und Trash-Filme hätte ich es nämlich eigentlich genau umgekehrt erwartet.
Das Problem ist halt: "Anaconda" teilt zwar viele der Schwächen, die man mit Horror-B-Movies (insbesondere im Tierhorror-Bereich) verbindet, allerdings fehlt ihm in Gegensatz zu vielen entsprechenden Produktionen der Charme, um dies zumindest ansatzweise auszugleichen. Er ist eine lieblose, glattgebügelte Hollywood-Fließbandproduktion, die sich letztendlich auch viel zu ernst nimmt, als dass ich sie als Persiflage oder Hommage an die B-Movie-Klassiker früherer Zeiten ansehen könnte. Es fehlen einfach die Ironie und das Augenzwinkern. Zugleich findet sich aber eben wie gesagt so manche typische Schwäche, die man in wesentlich billiger produzierten, trashigen Tierhorror-Filmen erwarten würde. Wie die überwiegend furchtbaren schauspielerischen Leistungen (ich war noch nie der größte Lopez-Fan, aber was sie hier aufführt, grenzt an Arbeitsverweigerung), oder auch die überaus durchwachsenen Effekte. Die mechanischen Schlangen sehen ja noch nicht einmal so schlecht aus (allerdings sind ihre Bewegungen zu "kontrolliert" und ihre Gesichter zu statisch), aber die CGI-Schlangen sind einfach nur furchtbar. Und das ist halt auch so ein Aspekt: Während ich altmodische, mechanische Effekte selbst wenn sie schlecht gemacht sind (aber man wenigstens erkennt, dass da echtes Herzblut eingeflossen ist – was uns im Zuge des heurigen Halloween-Specials noch das eine oder andere Mal unterkommen wird) akzeptieren kann (wobei ich mir auch damit in billigen B-Produktionen wesentlich leichter tue als bei vergleichsweise teuren Hochglanzprodukten wie hier), bin ich bei CGI weitaus weniger tolerant. Ich finde nun mal, schlechte CGI-Effekte sehen einfach nur billig aus – während schlechte "mechanische" Effekte doch noch diesen gewissen "hands-on"-Charme haben. Aus produktionstechnischer Sicht hat mich "Anaconda" demnach, abseits der coolen Location, nicht wirklich überzeugt.
Dass das Verhalten der Figuren teilweise dämlich ist, ist im Genre zwar nichts Ungewöhnliches, hilft "Anaconda" aber halt auch nicht. Vor allem die Art und Weise, wie sie auf Serones durchsichtiges "Teile und herrsche"-Spielchen hereinfallen und sich von ihm austricksten lassen, stieß mir sauer auf – ist aber nur ein Beispiel von vielen. Ein paar positive Aspekte gibt es dann aber doch noch. So fällt Jon Voight als einziger aus dem Ensemble mit einer engagierten Leistung auf. Entweder, ihm hat diese abgefahrene Rolle echt so viel Spaß gemacht, oder aber er hat sich einfach aus reiner Professionalität so reingehängt. So oder so wertet er den Film mit seiner launigen Performance auf. Zudem muss ich "Anaconda" zugutehalten, zumindest zum Ende hin dann nochmal halbwegs aufzudrehen, und ein paar inspirierte (der Schlangenkopf durch den Wasserfall; und ja, ich weiß, "Jurassic Park: Vergessene Welt" hat dasselbe getan, allerdings entstanden beide Filme gleichzeitig) und/oder unterhaltsame Momente zu bieten. Vor allem der Showdown macht dann – sofern man zuvor nicht schon vor lauter Langeweile eingeschlafen ist – durchaus Laune. Und grundsätzlich ist "Anaconda", visuell betrachtet, nicht schlecht geschossen. Wirklich retten kann ihn das aber auch nicht.
Fazit:
Es gibt durchaus auch Hollywood-Hochglanz-Produktionen, die mit dem nötigen B-Movie-Charme ausgestattet sind, und entweder als Persiflage, Hommage oder auch "ernst" gemeinter Vertreter des Genres funktionieren – "Anaconda" zählt nur leider nicht dazu. Während er sich bestimmte Kritikpunkte – insbesondere die überwiegend schwachen darstellerischen Leistungen sowie die mäßig-durchwachsenen Effekte (mechanische Schlangen ok, wenn auch teilweise sehr statisch; aber die CGI-Schlangen waren überwiegend einfach nur furchtbar) – mit jenen Filmen teilt, in dessen Fußstapfen er zu treten scheint, fehlt ihm völlig der nötige (trashige) Charme, und auch das Augenzwinkern. Für ein B-Movie nimmt sich "Anaconda" viel zu ernst – und für ein ernstes bzw. ernstzunehmendes Tier-Horror-Feature ist er einfach bei weitem nicht gut genug. Jon Voight reißt mit seiner beherzten Performance einiges raus, und immerhin wird der Film zum Ende hin besser, wobei vor allem der recht launige Showdown hervorsticht. An der Stelle war's aber eigentlich schon zu spät.