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Kinder der Zeit PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Children of Time
Episodennummer: 5x22
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05. Mai 1997
Erstausstrahlung D: 19. März 1998
Drehbuch: René Echevarria, Gary Holland & Ethan H. Calk
Regie: Allan Kroeker
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Michael Dorn als Lt. Commander Worf, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Gary Frank als Yedrin Dax, Jennifer S. Parsons als Miranda O'Brien, Davida Williams als Lisa, Doren Fein als Molly, Brian Evaret Chandler als Brota, Marybeth Massett als Parell, Jesse Littlejohn als Gabriel u.a.

Kurzinhalt: Auf dem Rückflug nach Deep Space Nine stößt Jadzia auf Quantenfluktuationen, und Captain Sisko stimmt zu, diese näher zu untersuchen. Dies führt sie zu einem bisher unbekannten Planeten im Gamma-Quadranten, der von einer Art Barriere umgeben ist. Jadzia ist sich sicher, die Schilde anpassen zu können, damit das Schiff diese gefahrlos durchfliegen kann, allerdings kommt es dann zu einer elektrischen Entladung, die Kira trifft. Die Defiant landet auf dem Planeten, und findet dort eine Zivilisation wieder, bei der es sich, wie sich herausstellt, um ihre eigene Nachfahren handelt. Offenbar wurde die Defiant beim Versuch, den Planeten wieder zu verlassen, zweihundert Jahre in der Zeit zurückgeworfen. Yedrin, der aktuelle Wirt des Dax-Symbionten, behauptet, in dieser Zeit einen Weg gefunden zu haben, um nicht nur die Zeitreise zu verhindern, sondern auch eine Blase zu schaffen, die es ihren Nachfahren erlaubt, weiterzuleben. Jadzia findet dann jedoch heraus, dass er sie angelogen hat, und vielmehr alles daran setzte, dass die Zeitreise wieder eintritt und die Zivilisation, die sich auf dem Planeten gebildet hat, bewahrt wird. Nun muss die Besatzung der U.S.S. Defiant entscheiden, ob sie sich ihrem Schicksal ergibt und die Zeitschleife bewahrt, oder nach Hause zurückkehrt und damit die Kolonie auslöscht…

Denkwürdige Zitate: "Is one life too much to ask if it saves eight thousand?"
(Das ist in der Tat eine gute, schwierige Frage.)

"I will not ask Kira to sacrifice her life for eight thousand people, for eight million. No one has the right to ask that."
(Auch das ist wahr.)

"Tomorrow we will see the sun rise again, but no one here will see it set."
(Brota, einer der klingonischen Nachfahren, zu Worf.)


Review: Episodenbild (c) CBS Als die Bewohner des Planeten meinen, sie haben Sisko schon erwartet, befürchtete ich kurz, wir könnten ein weiteres metaphysisches Propheten-Gschichtl vorgesetzt bekommen. Die Wahrheit sah dann aber ganz anders – und ungleich erfreulicher – aus. Denn gleich nachdem sich das Außenteam runtergebeamt hat wird klar, dass wir hier vielmehr eine Zeitreisen-Story vor uns haben. Das allein freute mich schon mal insofern, als "Deep Space Nine" die erste "Star Trek"-Serie war, wo die Science Fiction-Elemente doch ziemlich ein Schattendasein fristete (ein Trend, der sich danach mit "Voyager" und "Enterprise" fortsetzte, und von dem ich hoffe, dass "Discovery" ihn beenden wird). Das allein setzte mich als schon mal in entzücken. Überhaupt hatte die Episode, vor allem noch in den ersten paar Minuten, einen starken TNG-Touch. Da ich die Serie ja sehr mag, war das für mich etwas Positives. Zugleich machte wohl noch keine Episode zuvor die Unterschiede zwischen beiden Serien so deutlich, wie "Kinder der Zeit" dies ab ca. dem ersten Drittel tut.

Wäre "Kinder der Zeit" eine TNG-Episode, so hätte man sich auf das Problem konzentriert, einerseits den Planeten zu verlassen und andererseits die damals geschaffene Zeitlinie nicht auszulöschen – was ihnen dann mit irgendeiner Technobabble- und/oder Deus Ex Machina-Lösung auch geglückt wäre. "Kinder der Zeit" konzentriert sich einerseits auf das moralische Problem (statt daraus ein pseudowissenschaftliches zu machen), und wählt andererseits einen überaus düsteren Ausgang, der zwar nicht überraschend kommt, aber dennoch die gewünschte emotionale Wirkung nicht verfehlt – und den ich ihnen bei TNG, so sehr ich die Serie auch schätze, in 100 Jahren nicht zugetraut hätte. Beides zählte für mich quasi gleichermaßen zu den größten Stärken der Folge. Nach etwa einem Drittel der Laufzeit wird klar, dass die von Yedrin Dax vorgeschlagene Lösung eine Lüge ist, und vielmehr sicherstellen soll, dass die Zeitlinie bestehen bleibt und sich alles wieder so abspielt, wie damals. Das allein ist, da er die Defiant-Crew – und damit in gewisser Weise auch sich selbst – hintergeht, ein ziemlich heftiger Verrat. Danach rückt dann das Dilemma in den Mittelpunkt, dem sich die Crew nun gegenübersieht: Verhindern sie die Zeitreise, löschen sie damit die Kolonie – und ihre Nachfahren – aus. Tun sie es nicht, müssen sie sich – im Gegensatz zu ihren damaligen Alter Egos willentlich – gegen ihr aktuelles Leben auf Deep Space Nine, die dortigen Freunde und Familien, und das Leben, das dort auf sie wartet, entscheiden. Oder, soweit es Kira betrifft – die durch die Energieentladung schwer verletzt wurde – überhaupt gleich den Freitod wählen, da sie ohne Behandlung auf der Station sterben wird.

Episodenbild (c) CBS Was uns zur irgendwie-aber-doch-auch-nicht-wirklich-B-Story der Episode führt: Der damals abgestürzte Odo ist immer noch am Leben, und musste die von ihm geliebte Kira kurz nach ihrer Rückkehr auf den Planeten begraben. Seither wartete auf jenen Tag, wo sich die Zeitschleife quasi schließt, und Kira zum Planeten kommt – woraufhin er auch sogleich vorprescht und das tut, was sein junger Gegenpart bis lang noch nicht vermochte: Er gesteht ihr seine Liebe. Kira reagiert verblüfft, und macht damit deutlich, dass ihr bislang nie in den Sinn gekommen wäre, dass der Formwandler auf diese Art und Weise für sie empfindet. Dass man für das Geständnis und auch ihre weiteren Szenen nun dieses sehr phantastische Konstrukt gewählt hat, statt einfach nur den "normalen" Odo zu verwenden gefiel mir außerordentlich gut. Nicht zuletzt gab ihnen dies auch mehr Freiheiten, um Odo anders (z.B. offener) darzustellen, ohne dass es "out of character" wirkt. Und mit dem Ausgang des Geschehens findet man eine natürliche Art und Weise, um zu erklären, warum die beiden nun nicht gleich zu einem Pärchen werden – weil das Kira die Geschehnisse hier erst einmal verdauen muss, ist völlig nachvollziehbar.

Sie selbst entscheidet jedenfalls, dass sie nicht achttausend Lebewesen – noch dazu die Nachfahren ihrer Freunde und Bekannten – auslöschen kann, nur um ihr eigenes Leben zu retten, und setzt sich dafür ein, die Zeitschleife zu bewahren. Auch Jadzia trifft diese Entscheidung. O'Brien wiederum spricht sich anfänglich entschieden dagegen aus. Zu schmerzhaft ist der Gedanke, nicht zu Keiko, Molly und seinem gerade erst geborenen Sohn zurückzukehren. Nachdem er den Siedlern bei der Ernte geholfen hat, denkt jedoch auch er um. Und auch Sisko, der ursprünglich als Captain die Entscheidung traf, den Planeten zu verlassen, findet sich schließlich mit ihrem Schicksal ab. Auch wenn man von vornherein weiß, dass dies nicht klappen wird, fand ich diese Entwicklung sehr schön dargestellt, und auch ansatzweise berührend. Sehr gut gefallen hat mir auch, wie die Kolonisten selbst am vermeintlich letzten Tag ihrer Existenz, bevor nicht nur ihre Leben, sondern auch alles, was sie geschaffen haben, ausgelöscht wird, unbeirrt weiterleben, so als wäre es ein ganz normaler Tag. Aber auch die Szenen rund um die Klingonen (die interessanterweise jenen aus TOS ähneln), die Worf darum bitten, sie zu töten, damit sie das Sto-vo-kor erreichen, fand ich gelungen. Letztendlich ist tatsächlich der einzige Aspekt, der die Höchstwertung verhindert, der von vornherein klare Ausgang, der dem Dilemma schon ein bisschen gekostet hat. Dafür fand ich dann aber das Ende phantastisch. Statt dass es halt einfach so passiert, dass die Zeitreise nicht eintritt, stellt sich vielmehr heraus, dass dies Absicht war. Ursprünglich hatte ich Yedrin in Verdacht, dann jedoch gesteht Odo Kira, dass sich sein Alter Ego mit ihm verschmolz und ihm anvertraute, dass vielmehr er sicherstellte, dass sie nach Hause kommen – um Kiras Leben zu retten. Ein wirklich bemerkenswerter und mutiger Ausgang, selbst wenn es eine ältere, verbitterte Version von Odo war, und dessen Taten dem uns bekannten Odo natürlich nicht anzulasten sind. Dennoch war es letztendlich die Entscheidung der gleichen Person, 8.000 Leben auszulöschen, um ihres zu retten. Wahrlich ein bemerkenswerter, düsterer Ausgang des Geschehens!

Fazit: Episodenbild (c) CBS Abseits des vorhersehbaren Ausgangs konnte mich "Kinder der Zeit" wirklich begeistern. Und dabei waren die ersten paar Minuten noch nicht mal so vielversprechend. Dann ging's aber Schlag auf Schlag: Mit der Nachfahren und der dahintersteckenden Zeitreise offenbarte sich "Kinder der Zeit" als – nach langer Zeit endlich wieder einmal – klassische Zeitreise-Story. Schön fand ich auch, wie gerade auch diese Folge die unterschiedlichen Ansätze von TNG und DS9 deutlich machte. Dort hätte man sich auf das wissenschaftliche Problem konzentriert und am Ende eine Friede Freude Eierkuchen-Lösung gefunden. Hier steht das moralische Dilemma, dem sich die Defiant-Crew gegenübersteht, im Mittelpunkt. Zudem ist der Ausgang des Geschehens richtig düster, und ansatzweise berührend. Auch die quasi-B-Story rund um Kira und den älteren Odo konnte mir sehr gut gefallen. Insgesamt war "Kinder der Zeit" jedenfalls eine wirklich starke Episode, die für mich auch klar zu den (bisher) besten Folgen der Serie zählt!

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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