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Kill Switch Drucken E-Mail
Ein Film als – passives – Videospiel Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 13 September 2017
 
 
Kill Switch
Originaltitel: Kill Switch
Produktionsland/jahr: USA 2017
Bewertung:
Studio/Verleih: CTM Productions BV/Universum Film
Regie: Tim Smit
Produzenten: U.a. Patrick Chu, Sander Verdonk, Denis Wigman & Tim Smit
Drehbuch: Charlie Kindinger & Omid Nooshin
Filmmusik: Seven League Beats
Kamera: Jacco van Ree
Schnitt: Wouter van Luijn
Genre: Action/Science Fiction
Heimkino-Premiere Deutschland: 18. August 2017
Kinostart USA: 16. Juni 2017
Laufzeit: 91 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Dan Stevens, Bérénice Marlohe, Mike Reus, Bas Keijzer, Tygo Gernandt, Gijs Scholten van Aschat, Charity Wakefield, Kasper van Groesen, Mike Libanon u.a.


Kurzinhalt: Die Firma Alterplex Energy ist gerade dabei, ihr neuartiges, experimentelles Kraftwerk in Betrieb zu nehmen, mit dem sie die Energiegewinnung revolutionieren will. Dafür zapft man Energie aus einem Spiegeluniversum ab. Anfangs funktioniert alles prima, dann beginnen aber langsam Dinge – wie Schiffe, Flugzeuge, Züge etc. – ins Portal gezogen zu werden, dass die beiden Universen miteinander verbindet. Will Porter wird mit Hilfe eines Geräts in eben diese Spiegelwelt geschickt – und findet sich auf einer zweiten Erde wieder. Dort ist Amsterdam aufgrund der Dinge, die aus dem Portal fallen, teilweise stark verwüstet. Zudem herrscht dort nach der durch das Portal ausgelösten Zerstörung teils das reine Chaos. Will muss nun versuchen, zum Turm zu gelangen und die Anlage auszuschalten. Doch die automatisierten Abwehranlagen von Alterplex Energy haben es auf ihn abgesehen…

Review: Szenenbild. Point of View-Szenen in Filmen sind nichts Neues; 1939 wurde dieses Stilmittel für "Der Florentiner Hut" das erste Mal eingesetzt, wenige Jahre später gab es mit "Die Dame im See" den ersten Film, der vollständig nach diesem Muster gedreht war. Heutzutage verbindet man das Stilmittel in erster Linie mit Ego-Shootern. So überrascht es nicht nur, dass eine der jüngeren Verwendungen des Stilmittels in der PC-Spiele-Verfilmung "Doom" vor kam, sondern auch der letztes Jahr erschienene "Hardcore" einen starken Videospiel-Touch hatte. Abseits des netten und doch ansatzweise originellen Inszenierungsstils war ich von "Hardcore" allerdings nicht sonderlich angetan, was neben den ständigen Schnitten, die mich aus der Illusion rissen, vor allem am platten, klischeehaften Plot und den farblosen, eindimensionalen und uninteressanten Figuren lag. Letztendlich war er für mich aber eher als "proof of concept" denn als eigenständiger Film bemerkenswert. Rund ein Jahr später landete nun der ähnlich gelagerte "Kill Switch" im Heimkino-Markt. Und auch wenn dieser ebenfalls nicht unbedingt ein Überdrüber-Highlight war, so hat er für mich insgesamt doch wesentlich besser funktioniert.

Zuerst einmal macht sich positiv bemerkbar, dass "Kill Switch" nicht von der ersten bis zur letzten Minute im POV-Stil gedreht ist, sondern uns zwischendurch in Form von Rückblenden (die in der Interpretation als passives Videospiel wohl als Zwischensequenzen verstanden werden können) immer wieder eine kurze Verschnaufpause bietet. Das hilft insofern auch der Inszenierung, als man zwischendurch immer wieder gute Gelegenheiten hat, um abzublenden. Zwar gibt es zwischendurch eh immer wieder Schnitte, die mich – wie schon bei "Hardcore" – doch etwas gestört haben (da sie die Illusion, man würde ein Spiel spielen oder – noch besser – das Geschehen selbst erleben, allerdings fand ich sie hier nicht gar so aufdringlich und teils unnötig gesetzt, weshalb ich es erträglicher fand. Auch die Story war ganz brauchbar. Natürlich ist sie alles andere als originell und erinnert vor allem an solche Klassiker des Ego-Shooter-Genres wie "Doom" und "Half-Life" (auf letztere meinte ich mit der kurzen Szene mit der Brechstange sogar eine kleine Anspielung zu erkennen), wo Portale zu einer anderen Welt geöffnet werden, und dies daraufhin eine Katastrophe auslöst. Durchaus originell ist aber die Idee, dass eben dieses Portal zu einer zweiten, spiegelverkehrten Erde führt – weshalb auch alle Kameraaufnahmen gespiegelt wurden und daher Schriften usw. spiegelverkehrt angezeigt werden. Das allein verlieh den Bildern einen gewissen Reiz. Der gewählte Schauplatz schadet auch nicht. Amsterdam ist einerseits eine wirklich coole und schöne Stadt (die ich noch dazu, wie es der Zufall so will, letztes Jahr erst zum ersten Mal in meinem Leben besucht habe; und ich könnt schon wieder hin), und andererseits in Film- und Fernsehen bei weitem nicht so verbraucht wie, beispielsweise, Los Angeles. Zudem war das Ganze – angesichts des nicht übermäßig hohen Budgets – solide getrickst, und die Action recht nett inszeniert.

Szenenbild. Ganz kommt aber auch "Kill Switch" an den dem Konzept innewohnenden Problempunkten nicht vorbei. So ertappt man sich unweigerlich dabei, Maus/Tastatur oder Gamepad in die Hand nehmen und Will selbst steuern zu wollen. Dass wir ihn nur passiv verfolgen, wie bei einem Let's Play, geht – so wie die sporadischen Schnitte – gegen die Immersion. Zumal man sich mit der Zeiteinblendung im HUD keinen Gefallen tat, da auffällt, dass diese teilweise minutenlang nicht weiterzählt. Die Story war soweit ganz ok und meines Erachtens auch wesentlich besser als bei "Hardcore", aber dennoch nichts Besonderes. Die Versuche, uns durch die ausgedehnten Rückblenden zum Familienleben einen Bezug zur Hauptfigur entwickeln zu lassen (etwas, dass ich grundsätzlich zu schätzen wusste; "Hardcore" verließ sich ja darauf, dass wir automatisch mit Henry mitfiebern, weil wir quasi er sein sollen), scheiterte zudem bei mir; dafür waren die betreffenden Szenen zu klischeehaft, häufig, ausgedehnt und langweilig. Einiges war zudem von Anfang an derart klar (wie z.B., was der "Redivider" macht), dass es unplausibel erschien, dass die Figuren erst so spät draufkommen. Vor allem aber verpasste "Kill Switch" aus meiner Sicht den richtigen Zeitpunkt fürs Ende. Den "Endgegner" hätte ich einfach nicht gebraucht, und mich lieber auf die Emotionen der Szene eingelassen. Insgesamt hat mich "Kill Switch" soweit aber recht gut unterhalten.

Fazit: "Kill Switch" ist für mich der bessere "Hardcore". Zwar gibt es auch hier das Problem der Schnitte während der First Person-Aufnahmen, diese sind hier aber wesentlich seltener und daher auch nicht so störend eingesetzt. Nett auch, dass nicht der ganze Film nach diesem Muster gedreht wurde sondern die Rückblenden "normal" präsentiert werden. Und auch der Plot hat mich mehr angesprochen. Wirklich originell war er zwar nicht, und Egoshooter-Spieler der 90er und 0er-Jahre werden hier sicherlich einiges wiedererkennen, aber als SF-Nerd haben mich Grundidee und Story halt doch ziemlich angesprochen. Natürlich ist der Film stellenweise sehr vorhersehbar (vor allem was das Ende betrifft), die Inspirationsquellen teilweise sehr offensichtlich (wie z.B. bei den "Hunter-Killern", die auf Will Jagd machen), und die Flashbacks zum Familienleben viel zu ausgedehnt und zu allem Überfluss auch noch ineffektiv, wenn es darum geht, uns eine Verbindung zu Will aufbauen zu lassen. Zudem hatte ich auch hier unweigerlich den Eindruck, dass das Ganze als interaktives Videospiel besser funktioniert hätte, denn als passive Film-Erfahrung. Insgesamt ist "Kill Switch" aber schon ein cooles, nettes, kleines Filmchen, dass man sich ruhig mal anschauen kann.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Universum Film)


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