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Die Überwindung PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Ties of Blood and Water
Episodennummer: 5x19
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 14. April 1997
Erstausstrahlung D: 16. März 1998
Drehbuch: Robert Hewitt Wolfe, Edmund Newton & Robbin L. Slocum
Regie: Avery Brooks
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Michael Dorn als Lt. Commander Worf, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Lawrence Pressman als Ghemor, Marc Alaimo als Gul Dukat, Thomas Kopache als Kira Taban, William Lucking als Furel, Jeffrey Combs als Weyoun u.a.

Kurzinhalt: Tekeny Ghemor, der einst von Cardassia geflohen ist und auf Bajor Unterschlupf fand, stattet der Station auf Kiras Wunsch einen Besuch ab – ist dieser doch die erste Wahl, um die politische Opposition auf Cardassia anzuführen. Dieser sieht sich jedoch dazu gezwungen, die ihm angedachte Rolle abzulehnen, und offenbart Kira auch sogleich, warum: Er leidet am Yarim Fel-Syndrom und hat nur noch wenige Tage zu leben. Diese möchte er damit verbringen, Kira quasi als seine Erbin – da seine richtige Tochter Iliana für ihn außer Reichweite ist – die ihm bekannten Familiengeheimnisse über Cardassianer in hohen Positionen anzuvertrauen. Anfangs ist Kira zögerlich, diese große Verantwortung anzunehmen, letztendlich hat sie aber keine andere Wahl, als ihrem Ersatzvater beizustehen. Eben dies weckt jedoch in ihr beschwerliche Erinnerungen an den Tod ihres richtigen Vaters. Währenddessen nimmt Gul Dukat mit der Station Kontakt auf, und fliegt wenig später sogar mit einem Jem'Hadar-Schlachtkreuzer in dessen Orbit – immerhin würde er Tekeny Ghemor gerne nach Hause bringen, ehe er Kira seine Geheimnisse anvertrauen kann. Doch Captain Sisko lehnt eine Übergabe ab – woraufhin Dukat Kira offenbart, welche Rolle Ghemor beim Tod ihres Vaters gespielt hat…

Denkwürdige Zitate: "He doesn't seem to like you very much. We're going to have to do something about your public image."
(Weyoun zu Dukat, nachdem Ghemor ihm eine Abfuhr erteilt hat.)

"Major. Sorry to disturb you."
"Sorry enough to leave?"
(Man kann's ja versuchen.)


Review: Episodenbild (c) CBS "Die Überwindung" hilft hoffentlich dabei, allfällige Leser meiner Reviews die mich bezüglich "Deep Space Nine" aufgrund meiner fast ständigen Verrisse mittlerweile für voreingenommen halten, vom Gegenteil zu überzeugen. Denn zwar stimmt es, dass ich der jeweils nächsten Episode der Serie jetzt nicht unbedingt mit großer Vorfreude entgegensehe, und mich durch diesen Rewatch in meiner damaligen, kritisch-skeptischen Haltung eher bestätigt sehe, als dass ich eines Besseren belehrt worden wäre. Dennoch bekommt nach wie vor jede Folge von mir eine weiße Weste – und damit die Chance, mich zu überzeugen, oder gar zu begeistern. Mit "Die Überwindung" ist das der Serie nun zum ersten Mal seit der wundervollen TOS-Hommage "Immer die Last mit den Tribbles" endlich wieder mal gelungen. Und dabei fand ich den Einstieg angesichts meiner Ablehnung rund um Geschichten über die Politik auf Bajor – für die ich sie zu Beginn kurz hielt – noch wenig vielversprechend. Zudem war die Offenbarung, dass Tekeny Ghemor sterbenskrank ist, nicht unbedingt überraschend. Und doch gelang es der Folge nach diesem mich doch eher skeptisch machenden Einstieg dann, mich doch noch zu überzeugen.

Was dabei unter anderem für "Die Überwindung" spricht ist, dass sie sich praktisch von Minute zu Minute steigert. Tat ich mir z.B. zuerst noch mit Kiras anfänglicher Zurückhaltung schwer, wurde diese aufgrund der Rückblenden zum Tod ihres Vaters verständlich. Generell konnten mir ebe diese gut gefallen, spiegelten teilweise schön die Handlung in der Gegenwart, und machten auch deutlich, dass Kira durch Tekenys Krankheit die Gelegenheit bekommt, das nachzuholen, was sie bei ihrem Vater verpasst hat – da sie es damals einfach nicht übers Herz brachte, bei seinem Tod anwesend zu sein. Aber auch ihre gemeinsamen Szenen mit Ghemor wurden zunehmend emotional. Verständlich auch ihre Reaktion, als sie von seiner Rolle in just jenem Angriff hört, dem ihr Vater zum Opfer fiel – und dass es ihr weniger darum geht, als dass er ihr dies nie anvertraut hat. All dies kulminiert dann schließlich in der sehr berührenden Szene, als sich Kira nach Ghemors Tod mit Dr. Bashir unterhält. Dass sie den oben erwähnten Wiedergutmachungs- bzw. Erlösungs-Charakter (sprich, hier nun ihrem zweiten Vater beizustehen, nachdem sie den ersten im Stich gelassen hatte) auch noch aussprechen musste, falls es ein Zuschauer nicht kapiert hätte, störte mich zwar ein bisschen. Davon abgesehen war das aber eine ungemein emotionale Folge, die zudem von Nana Visitor phänomenal gespielt war. Grundsätzlich bin ich bei solchen Episoden ohne jeglichen Science Fiction-Charakter ja meist skeptisch, aber in diesem Fall hat es wirklich mal gepasst – nicht zuletzt, da "Die Überwindung" eben gerade auch von ihrem allgemeinen Charakter lebt, und davon, dass sich jeder wohl bis zu einem gewissen Grad in Kira hineinversetzen kann. Jedenfalls: Wenn man so eine tragische, dramatische Geschichte erzählt, darf's bei "Star Trek" auch ruhig man "menscheln."

Episodenbild (c) CBS Ganz gut gefallen hat mir aber auch alles rund um Dukat und Weyoun. Die Produzenten waren von Jeffrey Combs in der Rolle ja so angetan, dass sie extra die – hier nun etablierten – Vorta-Klone einführten, um ihn zurückbringen zu können. Meines Erachtens die richtige Entscheidung, macht es doch sehr viel Spaß, ihm zuzusehen – egal ob er begeistert am Dabo-Rad dreht oder ein giftiges Getränk herunterschluckt, da Vorta gegen Gifte immun sind. Mit solchen und ein paar weiteren Momenten sorgte man zudem in einer ansonsten recht ernsten und tragischen Folge für die nötige Portion Humor. So ziemlich mein einziger größerer Kritikpunkt, der dann auch eine höhere Wertung verhindert, ist Ghemors plötzliche Rückkehr. Wenn man die Figur seit ihrem ersten und einzigen Auftritt in "Die zweite Haut" noch ein paar Mal zurückgebracht und zu einer konstanten Präsenz in Kiras Leben gemacht hätte, könnte man nicht nur das Quentchen mehr mit ihr mitfühlen, sondern würde vielleicht auch selbst einen gewissen Verlust spüren. So tat mir zwar Kira leid (nicht zuletzt, da Nana Visitor die Gefühle ihrer Figur glaubhaft vermittelt), aber GHemors Tod an sich berührte mich nur bedingt. Mit etwas besserer Vorbereitung wäre hier somit noch etwas mehr drin gewesen.

Fazit: Aufs Ferengi-Debakel der letzten Woche folgt mit "Die Überwindung" eine wesentlich gelungenere Episode. Auch wenn mich der Einstieg noch etwas mir Sorge erfüllte und die Folge generell etwas brauchte, um so richtig in Schwung zu kommen, wurde sie dann praktisch von Minute zu Minute besser, und steigerte sich zu einem emotionalen, von Nana Visitor glänzend gespielten Finale. Auch die Rückblenden zum Tod ihres Vaters fand ich sehr gut gemacht, nicht zuletzt da sie deutlich machten, dass dies für Kira Nerys auch eine Gelegenheit war, ihr damaliges Versäumnis nachzuholen. Bei all der Tragik sorgten dann der Gastauftritt von Gul Dukat und insbesondere die Rückkehr des köstlichen Weyouns für die nötige humoristische Auflockerung. Allerdings: Wenn nicht einfach nur in der Folge erwähnt worden wäre, wie verbunden sich Kira und Ghemor nach seiner Flucht von Cardassia mittlerweile fühlen, sondern man uns dies in der einen oder anderen Folge auch gezeigt hätte, wären die Folge im Allgemeinen und das Finale im Besonderen noch einmal eine ganze Ecke wirkungsvoller und emotionaler gewesen. Denn so fehlt einem als Zuschauer zu ihm jegliche Bindung. Von diesem Manko abgesehen war "Die Überwindung" aber die beste DS9-Folge seit langem.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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