Mit: Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor, Katheryn Winnick, Jackie Earle Haley, Abbey Lee u.a.
Kurzinhalt:
Jake wird von Träumen von einem Mann in Schwarz, einem riesigen Turm und einem Revolvermann geplagt. Er sieht in New York Wesen, die zwar menschliche Züge haben, aber nur Masken zu tragen scheinen. Als seine Familie ihn in eine Einrichtung zur Behandlung seiner scheinbaren psychologischen Probleme schicken will, muss er erfahren, dass seine Träume keine Träume sind, und flieht durch ein uraltes Portal nach Mittwelt, in der ein einsamer Revolvermann den Mann in Schwarz aus seinen Träumen durch die Wüste verfolgt…
Review:
Das war leider nicht gut. Mir hatten die Trailer tatsächlich Lust auf den Film gemacht und sowohl Idris Elba als Gunslinger Roland, als auch Matthew McConaughey als Mann in Schwarz waren für mich zwei ausreichend gute Gründe mich auf "Der Dunkle Turm" zu freuen. Beide und der junge Tom Taylor, der den Jake Chambers spielt, sind auch wirklich wirklich gut. Nur leider sind sie in einem furchtbaren Drehbuch gefangen. Ich hatte versucht, vor diesem Review den ersten Band von Stephen Kings "Der Dunkle Turm – Schwarz" noch einmal zu lesen, bin aber aus Zeitgründen nicht sehr weit gekommen. Die Geschichte der Verfilmung scheint sich in allen Bänden zu bedienen, viele Figuren wegzulassen und andere aus mehreren Personen zusammenzulegen und eine Art Sequel zu den Romanen zu sein, wobei sie mit "Schwarz" noch am Meisten gemeinsam hat. Tatsächlich ist es nur lose mit der Vorlage verbunden und nimmt sich Orte, Charaktere und die Grundgeschichte um sie neu zu erzählen. Es ist schon Ewigkeiten her, dass ich "Schwarz" gelesen habe, daher ist meine Erinnerung daran nebulös, aber trotz einer gewissen Komplexität konnte man der Geschichte durchaus folgen. Was dagegen auf der Leinwand passiert ist inkohärent und man weiß eigentlich nicht, was das alles soll. "Der Dunkle Turm" ist gerade einmal 90 Minuten lang. Nicht viel Zeit für irgendwas und zunächst auch völlig unverständlich. Es macht erst Sinn, wenn man weiß, dass Sony eine Serie für HBO plant, die direkt an den Film anknüpfen soll und der dann wohl als Pilot-Zweiteiler herhält. Fragt sich, ob nach dem schon absehbaren Misserfolg im Kino damit noch gerechnet werden kann.
Beispielhaft für die Bequemlichkeit des Films ist der erste Satz des Buches, der anstatt für ein visuelles Medium aufbereitet, lediglich vorgetragen von der Leinwand schallt. Wenn da der schwarze Mann durch die Wüste flieht und ihm der Revolvermann folgt, will ich das sehen und nicht hören. Der Roman erzeugt an dieser Stelle beim Lesen Vorfreude und Bilder in der Fantasie der Leser. Der Film tut nichts dergleichen. Idris Elbas Revolvermann wird, wie man aus der Inhaltsangabe schon erahnen kann, im Gegensatz zur Buchreihe, zu einer Nebenrolle. Weder bekommt er einen heroischen ersten Auftritt noch viele Schusswechsel. Er wird über weite Strecken sogar von einer Verletzung behindert. Es gibt ein paar nette Szenen und Dialoge der drei Hauptfiguren, die über die 90 Minuten verteilt sind. "Der Dunkle Turm" soll uns aber eine neue Filmwelt zeigen und aufbauen und macht das sehr, sehr schlecht. Es gibt allerdings echt guten Humor und die schauspielerische Leistung der Darsteller holt hie und da was aus dem Drehbuch raus. Für ein erstes Kapitel einer neuen Saga - egal ob nun als Filmreihe oder Serie - erfahren wir aber fast nichts über die grundlegenden Regeln und seine handelnden Figuren. Sie bekommen nicht mal die Mythologie dieser einen Geschichte ordentlich erzählt und verschleudern Zeit damit, das auch in den Büchern vorhandene "Shared Universe" von Stephen King anzuteasern. Sie versuchen die ganze Gesichte um den dunklen Turm in 90 Minuten zu stopfen und das Ergebnis ist eher lachhaft. Das Problem dabei ist, dass es den Eindruck erweckt, dass das tatsächlich komplexe Ausgangsmaterial auch lachhaft, simpel und mieser sei, als manches Jugendbuch und dessen Verfilmung. Jemand, der ohne Vorkenntnisse ins Kino geht, wird sich fragen, wie irgendwer die Bücher mögen kann. Dabei sind "Der Dunkle Turm" und seine acht Romane tatsächlich Kings bekanntestes und geachtetes Werk.
Kommen wir noch einmal zu den drei Hauptdarstellern. Es ist echt schon ein kleines Wunder, wie alle drei dieses verkorkste Drehbuch durch ihre Leinwandpräsenz aufbessern. Es gibt auch sonst eigentlich keine schlechten Darsteller im Film, was wiederum schade ist für diese Darsteller. Jedes Studio, dass es mit "Der Dunkle Turm" ernst meint, hätte weder nur einen Film machen lassen noch einen so kurzen. Stellt euch vor, "Der Herr Der Ringe" wäre auf einen Film zusammengekürzt ins Kino gekommen. Das es auch andersherum nicht der beste Ansatz sein muss, zeigt Jackson lustigerweise selbst mit dem aufgeplusterten "Der Hobbit". Autor und Produzent Akiva Goldsman darf hier ruhig als Hauptschuldiger angesehen werden. Der Mann hat ein paar ziemlich gute ("A Beautiful Mind", "I, Robot"), aber auch einige der schlechtesten Filme ("Batman & Robin", "Transformers: The Last Knight") mit zu verantworten. Warum Sony es immer wieder mit ihm probiert, ist mir ein Rätsel. Stephen King hat einfach kein großes Glück mit Verfilmungen seiner Werke, wie es scheint. "The Green Mile", "Die Verurteilten" und "Misery" an der Spitze werden gefolgt von viel Durchschnitt und echtem Mist. Die noch anstehende Neuverfilmung von "Es" wird vermutlich auch keine Glanzleistung. Regisseur Nikolaj Arcel ist leider auch kein Veteran, den man hier evtl. gebraucht hätte und war Goldsmans Co-Autor. Er hat bisher selbst eher Erfahrung als Drehbuchschreiber, denn als Regisseur. Wer den Trailer gesehen hat, hat im Grunde den Film gesehen, und das ist nie ein gutes Zeichen.
Fazit:
"Der Dunkle Turm" ist eine dieser verpassten Chancen, bei denen ein stark begrenztes Budget und zu viele Köche eine ausgezeichnete Vorlage verderben und im Ansatz verbrennen. Dieser Film ist schon guckbar, hinterlässt aber kein Gefühl von mythologischer Tiefe oder das Interesse nach mehr. Vielleicht hebt man sich den dann doch für den Serienstart auf, falls der jetzt noch eine Rolle spielt.