Originaltitel: Dark Frontier (Part 1)
Episodennummer: 5x15
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 17. Februar 1999
Erstausstrahlung D: 11. Dezember 1999
Drehbuch: Brannon Braga & Joe Menosky
Regie: Cliff Bole
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Susanna Thompson als Borg Queen,
Kirk Baily als Magnus Hansen,
Laura Stepp als Erin Hansen,
Scarlett Pomers als Naomi Wildman,
Katelin Petersen als Annika,
Eric Cadora als Alien,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Ein kleines Aufklärungsschiff der Borg wird auf die U.S.S. Voyager aufmerksam, und greift das Schiff an. Allerdings gelingt es der Crew, sich dank der vorgenommenen Modifizierungen der Waffensysteme erfolgreich gegen den Angriff zu verteidigen, und den Borg-Raumer zu zerstören. In dessen Wrack findet man schließlich auch eine beschädigte Transwarp-Spule, was Captain Janeway auf eine Idee bringt. Statt sich immer nur gegen die Borg zu verteidigen, möchte sie vielmehr zum Angriff übergehen, eines ihrer kleineren Schiffe angreifen, und dessen Transwarp-Spule stehlen. Wenn es dann gelänge, diese in die eigenen Systeme einzubinden, könnte dies die Heimreise wesentlich verkürzen. Man arbeitet einen Plan aus, und nimmt im Holodeck einige Simulationen des Angriffs vor, doch dem Team fehlen ein paar entscheidende Sekunden, um die Mission zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Um diese zu gewinnen, soll Seven of Nine die Aufzeichnungen ihrer Eltern durchgehen, welche die Borg studierten, bevor sie von ihnen entdeckt und assimiliert wurden. Dies bringt so manche verdrängte Erinnerung wieder zum Vorschein, und führt auch zu düsteren Visionen und Alpträumen. In einem davon nimmt die Borg-Königin mit Seven of Nine Kontakt auf, und warnt sie davor, dass man vor dem anstehenden Angriff der Voyager gewarnt ist. Wenn sie nicht freiwillig ins Borg-Kollektiv zurückkehrt, wird die Voyager-Crew assimiliert…
Denkwürdige Zitate:
"Now this is how I prefer the Borg: In pieces."
(Kathryn Janeway, nachdem sie das kleine Borg-Schiff vernichtet haben.)
"Better safe than assimilated."
(Kein schlechter Leitsatz, Chakotay.)
"Welcome home."
(Die Borg-Queen am Ende zu Seven of Nine.)
Review:
Bislang liefen die Begegnungen zwischen der Voyager und den Borg ja überraschend amikal ab. Man denke nur an die Allianz, die man geschmiedet hat, um gemeinsam gegen Spezies 8472 zu kämpfen. Mit "Das ungewisse Dunkel" kehren sie nun aber doch wieder als die großen Bösewichte der Serie zurück. Ein Hauptproblem, warum man sich damals für die Allianz entschieden hat, meinte man mittlerweile in den Griff bekommen zu haben – stellte sich damals doch die Frage, wie die Voyager die unvermeidbar erscheinende Begegnung mit den Borg überleben soll. Mittlerweile hat das Schiff jedoch mit Sevens Hilfe aufgerüstet, und kann sich zumindest etwas besser gegen die Borg behaupten. Etwas, dass ich aus dramaturgischen Gründen mal so akzeptieren will, wenn es auch die Bedrohlichkeit der Borg schon etwas reduziert (und ja, ich weiß, dass die Waffen und Methoden letztendlich nicht ganz so effektiv waren, wie sich die Crew das dachte, und sie hier von der Königin in eine Falle gelockt werden. Ändert aber auch nichts daran, dass sich das Schiff in weiterer Folge in mehreren Scharmützeln mit den Borg erfolgreich behaupten konnte. Insofern halte ich diesen Einwand für legitim).
Sieht man von diesem Manko ab, ist ihnen allerdings bei "Das ungewisse Dunkel" zumindest mal mit dem ersten Teil genau das gelungen, was sie erreichen wollten: Nämlich eine Doppelfolge zu machen, die als Event oder aus als spektakulärer und spannender eigenständiger zweistündiger TV-Film funktioniert. Zwar mag man nicht ganz die dramaturgische Dichte von "The Best of Both Worlds" (ich verwende hier bewusst den englischen Titel, da die beiden Folgen im deutschen ja unterschiedliche Namen erhielten) erreichen, dennoch verstand es zumindest der erste Teil mal, bestens zu unterhalten. Bereits der Einstieg war interessant, erleben wir hier doch den Angriff eines Borg-Schiffs mal aus der Sicht der Borg, und die erste Minuten generell noch aus der Perspektive einer Drohne. Das war mal etwas anderes, und ein überaus faszinierender Einblick. Sehr interessant war zweifellos, wie man hier den Spieß umdreht: Bislang sind Föderationsschiffe ja immer vor den Borg geflohen bzw. haben sich oder andere verteidigt. Dies ist wohl das erste Mal, dass ein Schiff der Sternenflotte aktiv den Kampf mit ihnen sucht. Von all den leichtsinnigen Aktionen, welche sich Captain Janeway bei ihren Bemühungen, die Crew so rasch als möglich nach Hause zu bringen, bisher geleistet hat, mag dies die riskanteste sein, aber eben das machte es auch wieder so interessant. Sehr gut gefallen konnten mir auch die Aufzeichnungen von Annikas Eltern, bzw. auch die Erinnerungen und Rückblenden, die wir zu sehen bekommen. Zwar bieten diese insofern einen Kontinuitätsfehler, als sie nicht nur schon von diesen Wesen gehört hatten, sondern auch die Form ihrer Schiffe und ihren Namen kannten. Man sollte meinen, die betreffende Information hätte sich bei der ersten Begegnung der Enterprise in "Zeitsprung mit Q" in der Datenbank finden lassen. Und angesichts der Tatsache, wie leicht man diesen Fehler hätte umgehen können, wurmt er mich schon ein bisschen. Insgesamt war dies aber einer der seltenen Fälle, wo das Drumherum gut genug war, dass ich ihn verzeihen konnte.
Was mir ebenfalls sehr gut gefiel, war die Rückkehr zu den "ruhigen" Borg. Damit meine ich, dass diese selbst wenn sich jemand an Bord beamt ihrer ganz normalen Tätigkeit nachgehen, solange sie den Eindringling für keine Bedrohung halten. Die betreffenden Szenen weckten beste Erinnerungen an ihre ersten Auftritte, bzw. insbesondere auch an "Best of Both Worlds", und auch diesmal waren die entsprechenden Momente ungemein spannend. Wie sich die Crewmitglieder hier unter den Borg bewegen, und man quasi jede Sekunde damit rechnet, dass sie "zum Leben erwachen" und sie angreifen. Hier ist sicher auch Cliff Bole hervorzuheben, der schon besagten Zweiteiler inszeniert hat, und generell zu meinen Lieblingsregisseuren bei "Star Trek" zählt (insofern ein bisschen schade, dass hier Teil 2 von Terry Windell übernommen wurde; aber schauen wir einfach mal, wie sich der im direkten Vergleich geschlagen hat). Und auch die musikalische Untermalung sticht hervor. David Bell kürt sich hier zum legitimen Nachfolger von Ron Jones, und zitiert sowohl dessen Musik für die Borg-Folgen, als auch Jerry Goldsmiths Score zu "Star Trek VIII – Der erste Kontakt" (wie z.B. in dem Moment, wo die Hansens zum ersten Mal einen Borg-Würfel erblicken). Eine fantastische Arbeit, die viel zur Atmosphäre der Episode beiträgt.
Bei all dem Lob für Regie und Musik soll aber das Drehbuch nicht vergessen werden. Ich bin nun wahrlich nicht der größte Fan von Brannon Braga (der für mich in Kollaboration mit Rick Berman bei "Enterprise" als vorläufiger Totengräber von "Star Trek" agierte), und der oben erwähnte Kontinuitätsfehler ist eben natürlich auch wieder typisch für ihn. Wenn er meint, eine gute Idee zu haben, lässt er sich von solchen Bedenken nicht davon abhalten, sondern zieht es einfach durch, und hofft, dass es die Fans schon nicht bemerken werden. Ändert aber halt auch nichts daran, dass ihm hier – wie ja auch bei "Der erste Kontakt" (dort in Zusammenarbeit mit Berman und Moore) – echt was gelungen ist. Die Episode konzentriert sich dabei stark auf Seven, und einerseits darauf, wie sie sich ihrer Vergangenheit und ihren Ängsten (verspürt sie doch mittlerweile kein Bedürfnis mehr, ins Kollektiv zurückzukehren) stellt, und andererseits ihrem Dilemma, nachdem die Borg-Königin mit ihr Kontakt aufgenommen hat. Man könnte sagen, dass ihre Befreiung von den Borg und die Wiedererlangung ihrer Menschlichkeit am Ende dieser Folge abgeschlossen ist, als sie sich für ihre Kameraden – ihr neues Kollektiv – opfert, was so ziemlich die menschlichste, von Mitgefühl geprägte Geste ist, die man sich nur vorstellen kann. Und dann lässt man es sich natürlich auch nicht nehmen, nachdem man sie zuvor über ihre Stimme bereits angeteastert hat, auch die Borg-Königin noch einmal zu zeigen. Positiv überrascht war ich davon, dass man selbst ihren Auftritt aus "Der erste Kontakt" – mit dem "Oberteil", dass herunterschwebt – kopiert und trotz des deutlich geringeren TV-Budgets umgesetzt hat. Dass sich mittlerweile nicht mehr Alice Krige hinter der Maske verbirgt, mag zwar so erkennbar wie schade sein, aber die hätte das Budget dann wohl endgültig gesprengt. Und zumindest in den paar Sekunden die sie hier zu sehen ist macht Susanna Thompson den Eindruck eines durchaus würdigen Ersatzes. Und was nun die Frage betrifft, wie sie trotz "Der erste Kontakt" immer noch am Leben sein kann, verweise ich alle Trekkies aufs dortige, schöne Zitat: "Du denkst in so dreidimensionalen Bahnen". Ich persönlich habe mich über ihre Rückkehr hier jedenfalls wahnsinnig gefreut.
Fazit:
"Das ungewisse Dunkel" zählt, zumindest mal soweit es den ersten Teil betrifft, für mich ganz klar zu den besten Episoden der Serie. Natürlich kann man da und dort etwas kritisieren, wie den Kontinuitätsfehler rund um das Wissen der Hansens über die Borg, oder die aufgerüstete Voyager, die sich gegen Borg-Schiffe behauptet, und diesen Feinden damit etwas von ihrer Bedrohlichkeit nimmt. Zudem wäre es schön gewesen, wenn man Alice Krige als Borg-Königin zurückgeholt hätte. Abseits dieser Punkte war "Das ungewisse Dunkel – Teil 1" aber fantastisch, angefangen vom Drehbuch, den interessanten Rückblenden zu den Hansens, Seven of Nines Ängste, ihr daraus resultierender Zwiespalt, und wie sie sich am Ende dazu entschließt, sich für die Voyager-Crew zu opfern, bis hin zur von mir persönlich gefeierten Rückkehr der Borg-Königin. Darüber hinaus seien zudem die tolle Inszenierung von Cliff Bole sowie die großartige, die bisherigen Kompositionen von Ron Jones und Jerry Goldsmith zitierende Musik von David Bell noch gesondert hervorgehoben. Von der ersten Minute packend, interessant und unterhaltsam – besser als hier war "Voyager" selten.
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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