Originaltitel: From Purgatory's Shadow Episodennummer: 5x14 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 10. Februar 1997 Erstausstrahlung D: 10. März 1998 Drehbuch: Ira Steven Behr & Robert Hewitt Wolfe Regie: Gabrielle Beaumont Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Andrew J. Robinson als Garak,
Marc Alaimo als Gul Dukat,
Melanie Smith als Tora Ziyal,
J.G. Hertzler als Martok,
James Horan als Ikat'ika,
Paul Dooley als Enabran Tain u.a.
Kurzinhalt:
Ein Horchposten im Gamma-Quadranten hat ein verschlüsseltes cardassianisches Signal empfangen. Man bittet Garak, dieses zu entschlüsseln, der behauptet allerdings, dass es sich um einen mehrere Jahre alten, unwichtigen Bericht gehandelt hat. Kurz darauf besteigt er ein Shuttle – wo ihn Doktor Bashir schon erwartet. Dieser hat ihm nämlich seine Geschichte nicht abgekauft. Garak gibt daraufhin zu, dass es sich vielmehr um einen Notruf von Enabran Tain gehandelt hat. Neben diesem könnte es also auch noch weitere Überlebende der cardassianisch-romulanischen Angriffsflotte geben, die vom Dominion ausgelöscht wurde. Bashir zwingt Garak allerdings, Captain Sisko in die Situation einzuweihen. Dieser beschließt daraufhin, Worf mit Garak mitzuschicken. Gemeinsam fliegen sie mit einem Shuttle los, um das Signal zu seinem Ursprungsort zurückzuverfolgen. Dieses befindet sich in einem Weltraumneben. Als sich das Shuttle diesem nähert, tritt eine Flotte des Dominion hervor. Gegen diese Übermacht haben Worf und Garak keine Chance, und sie werden gefangengenommen. Dort treffen sie dann nicht nur auf Enabran Tain sowie Martok, sondern auch auf den echten Doktor Bashir, der vor etwa einem Monat von einem Doppelgänger ersetzt wurde. Dieser setzt auf der Station indes alles in Bewegung, damit die Invasionsflotte des Dominion das Wurmloch ungestört passieren kann…
Denkwürdige Zitate:"You do have a lovely daughter. She must take after her mother."
(Garak erlaubt sich einen kleinen Scherz auf Dukats Kosten.)
"At the first sign of betrayal, I will kill him. But I promise to return the body intact." "I assume that's a joke." "We'll see."
(Worf und Sisko, nachdem der Captain die Anweisung gegeben hat, dass Garak und er in einem Stück zurückkehren sollen.)
"Major, what have you found?" "Trouble."
(Kiras zwar nicht aussagekräftige, aber zweifellos zutreffende Antwort.)
Review:
"Die Schatten der Hölle" beginnt wie eine ganz normale, gewöhnliche Folge. Worf und Garak machen sich auf, um gefangene Cardassianer – und insbesondere Enabran Tain – aufzuspüren. Soweit, so klassisch und bekannt. Zur Mitte der Folge kommt es dann jedoch völlig unerwartet zum Bruch, als die beiden auf eine Flotte des Dominion stoßen, dass sich im Nebel versteckt hat. Ab dem Moment überschlagen sich förmlich die Ereignisse: Sie werden gefangen genommen, wir treffen auf den echten Martok, und sehen, dass sich auch Dr. Bashir im Gefangengenlager befindet (dazu gleich). Das Dominion startet die Invasion des Alpha-Quadranten, wobei sie Hilfe vom falschen Bashir auf der Station hat, der verhindert, dass das Wurmloch vorübergehend geschlossen werden kann. Wie "Die Schatten der Hölle" von Anfang an mit den Erwartungen des Zuschauers spielt, der eine ganz normale und gewöhnliche Episode erwartet, nur um dann solche Wendungen rauszuhauen und letztendlich im dramatischen Höhepunkt bzw. Cliffhanger rund um die Ankunft der Flotte des Dominion zu münden, war von Konzept und Aufbau her meisterlich.
Der Nachteil davon ist natürlich, dass die erste Hälfte der Folge für sich genommen noch nicht übermäßig spannend oder interessant ist. Etwas, dass man natürlich wohl oder übel in Kauf nehmen musste, um die Folge wie gewollt umsetzen zu können, aber ganz kann ich der Folge die entsprechende Kritik halt nicht ersparen. Auch davon abgesehen haben sich aus meiner Sicht ein paar Schwächen eingeschlichen. So bin ich z.B. kein Fan der neuerlichen Umbesetzung von ZIyal. Ich fand Tracy Middendorf in der Rolle sehr gut, und mal abgesehen davon, dass wir hier jetzt schon die dritte Darstellerin in der gleichen Rolle haben, erscheint mit Melanie Smith mit ihren damals Mitte 30 für die Rolle auch zu alt. Nun wirkt sie nicht mehr wie eine junge Teenagerin, sondern eine Frau. Man mag sich das persönlich damit erklären, dass Cardassianer in dieser Phase schneller altern als Menschen, aber für mich persönlich ging damit der jugendliche Charme und zugleich auch ein bisschen der Reiz der Figur verloren. Auch aus der Geschichte rund um Tain und Garak hätte man mehr machen können. Ihre letzte Szene war für sich genommen ja fantastisch, aber mit einem etwas längeren Aufbau, was dessen mögliche Vaterschaft betrifft, hätte die Szene eine noch stärkere Wirkung entfaltet. Vor allem aber sehe ich die Wendung rund um Bashir kritisch. Einerseits schien sich mir ein Kontinuitätsfehler eingeschlichen zu haben, da Bashir seit einem Monat im Gefängnis sein soll, aber noch eine alte Uniform trägt. Meines Wissens ist aber zwischen "Der Aufstieg" und "Die Schatten der Hölle" deutlich mehr Zeit vergangen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob mich die Idee überzeugen soll, dass Bashir in "Das Baby" bereits ein Formwandler gewesen sein soll. Und eine Erklärung, wie die nicht nur das Aussehen, sondern auch die Persönlichkeit ihrer Opfer so genau imitieren können, dass das so lang nicht auffällt, wäre auch mal willkommen. Von den medizinischen Fachkenntnissen die der Hochstapler ja scheinbar in der Zwischenzeit unter Beweis gestellt hat (sonst hätte man ja wohl schon Verdacht geschöpft), ganz zu schweigen. Jedenfalls würde ich mich freuen, wenn die Serie diesen Punkt bei Gelegenheit thematisieren würde.
Fazit:
Was mir an "Die Schatten der Hölle" am besten gefallen konnte, ist der völlig unerwartete Schwenk, den sie zur Mitte vollzieht. Denn eigentlich beginnt sie ja ziemlich normal, und wirkt wie eine ganz gewöhnliche Episode. Erst die Entdeckung der Dominion-Flotte im Weltraumnebel macht deutlich, dass es sich hier vielmehr, soweit es die fortlaufende Handlung der Serie betrifft, um eine der wichtigsten Folgen der Staffel handelt. Eben dieser völlig überraschende Schwenk hatte definitiv seinen Reiz. Der Nachteil davon ist natürlich wieder, dass man die erste Hälfte der Folge noch ganz bewusst sehr unspektakulär gestaltet hat, weil ansonsten der Twist nicht funktioniert hat. Insofern war diese noch nicht übermäßig spannend, unterhaltsam, oder gar begeisternd. Zudem bin ich kein Freund der neuerlichen Umbesetzung von Ziyal. Mir hat Tracy Middendorf in der Rolle sehr gut gefallen, und ihr Ersatz scheint mir für die Rolle auch zu alt. Und auch bei der Offenbarung rund um den Austausch von Dr. Bashir ergaben sich mir so einige Fragen, wie z.B. zum genauen Zeitpunkt, an dem das passiert ist (angesichts der alten Uniform müsste der Austausch spätestens zwischen "Der Aufstieg" und "Heilige Visionen" erfolgt sein), wie der Formwandler Bashirs Persönlichkeit und Verhalten auf so lange Zeit so gut imitieren konnte, und auch, wo dieser eigentlich das ganze medizinische Wissen her hat, dass Bashir für seine Profession ja braucht. Davon abgesehen war "Die Schatten der Hölle" aber eine wirklich gute Folge, die neben dem unerwarteten Bruch zur Mitte der Folge vor allem noch mit dem bislang wohl besten Cliffhanger der Serie besticht.