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Star Trek - VOY: Puppen Drucken E-Mail
Etwas zu metaphysisch für meinen Geschmack Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 31 Juli 2017
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - VOY: Puppen"
Originaltitel: "Star Trek: Chrysalis"
Bewertung:
Autor: David Niall Wilson
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 266 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: März 1997 (E) bzw. 1998 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11570-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: In der Hoffnung, dringend benötigte Vorräte zu finden, führt Captain Janeway eine Außenmission auf den erdähnlichen, paradiesischen Planeten Urrytha an. Kurz nach ihrer Ankunft stoßen sie auf gelbe Blumen. Als Fähnrich Kayla an diesen schnuppert, fällt sie in ein tiefes Koma; alle Versuche, sie aufzuwecken, scheitern. Auch die anderen Mitglieder des Außenteams wirken schon bald müde und benebelt. In der Nacht werden sie von den Urrythanern aufgespürt, wie Fähnrich Kayla entführen. Das Leben der Urrythaner ist von einem tiefen Glauben bestimmt, und der damit eingehenden Überzeugung, dass sie eines Tages den Langen Schlaf erreichen, und irgendwann später im großen Erwachen wiedergeboren werden. Für sie wäre es Blasphemie, diesen Prozess zu unterbrechen, weshalb sie sicherstellen wollen, dass Kayla die Phase des Langen Schlafes erreicht. Captain Janeway denkt jedoch gar nicht daran, ihren jungen Fähnrich ihrem Schicksal zu überlassen. Nachdem es dem holographischen Doktor gelungen ist, ein Heilmittel herzustellen, und dieses mit einem zweiten Shuttle auf den Planeten gebracht wurde, macht man sich daran, die Urrythaner aufzuspüren…

Review: "Puppen" zählt für mich leider zu den schwächeren (wenn auch nicht schlechtesten; ich habe unter dem "Star Trek"-Banner nun sicherlich auch schon schlimmeres gelesen) "Star Trek"-Romanen. Positiv stach für mich in erster Linie der Einstieg hervor, mit der Ankunft auf dem Planeten, den Fund der Blüten, dem Koma von Kayla, sowie den Auswirkungen auf die restlichen Crewmitglieder. Von dem noch vielversprechenden Beginn abgesehen stachen für mich in weiterer Folge in erster Linie noch jene Momente hervor, wo David Niall Wilson nicht den klischeehafteren Weg eingeschlagen hat. So darf z.B. jener junge Urrythaner, der sich gegen ihren Anführer auflehnt und die Voyager-Crew angreift, einsichtig zeigen, und seinen Fehler einsehen. Der Anführer wiederum, der seinen eigenen langen Schlaf schon erwartet, darf wiederum erkennen, dass es falsch ist, ihren Gästen auf dem Planeten ihre eigenen religiösen Überzeugungen aufzuzwingen. Dadurch werden Konflikte teilweise weitaus rascher und unproblematischer gelöst, als ich das erwartet hatte; zumindest ich fand dies erfrischend.

Von diesen Punkten abgesehen konnte ich mit "Puppen" aber leider wenig anfangen. Dies lag zu einem Großteil sicherlich an der religiösen Thematik, sowie die Tatsache, dass die weitere Entwicklung den entsprechenden Glauben der Urrythaner auch noch bestätigte. Ich bin nun mal ein extrem wissenschaftlich geprägter, atheistischer Geist, und als solcher haben mich sowohl die Thematik als dann auch die metaphysisch-esoterische Auflösung überhaupt nicht angesprochen. Das Ende fand ich generell gleich auf mehreren Ebenen mies. Einerseits erscheint es mir angesichts der großen Zeiträume, die zwischen den Erwachen des Planeten liegen, ein zu großer und unplausibler Zufall zu sein, dass die Voyager gerade rechtzeitig eintrifft, um Zeuge dessen zu werden. Dann mochte ich es generell nicht, dass der Glaube der Urrythaner auf diese Weise bestätigt wird. Als wäre das nicht schon genug, schien der Autor dann darüber hinaus noch zu versuchen, daraus den allgemeinen Beweis für ein Leben nach dem Tod abzuleiten (ich zitiere: "Chakotay hatte immer geglaubt, dass die Seele nach dem Tod des Körpers von Bestand blieb, aber es zu wissen…"). Und zu allem Überfluss hat letzteres für mich insofern auch überhaupt nicht funktioniert und keinen Sinn ergeben, als das zwar in irgendeiner Form für die Urrythaner gelten mag – aber das heißt doch bitte schön nicht, dass auf andere Lebewesen eine ähnliche Erfahrung wartet. Was sich Wilson besser auch gespart hätte, war Kim's Scheintod. Keine Ahnung, was er damit bezweckt hat, weil das kauft ihm doch bitte schön niemand ab. Auch der eine oder andere kleinere Kontinuitätsfehler hat sich eingeschlichen; so behauptet Janeway im Roman (der in der zweiten Staffel angesiedelt ist) z.B., dass an Bord schon ein Kind geboren worden wäre.

Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann die extrem durchwachsene Charakterisierung. Teilweise hatte ich den Eindruck, David Niall Wilson hätte keine Folge der Serie gesehen. Einige Figuren, wie Harry Kim, waren zwar gut getroffen, andere waren für mich aber wiederum kaum wiederzuerkennen. Dies gilt insbesondere für Captain Janeway, der es nicht nur an Entschlossenheit mangelt, sondern die an einer Stelle doch tatsächlich meint, ein Gebet könne nicht schaden. Teilweise sind es aber auch nur einzelne Momente oder Aussagen, die nicht passen wollten, wie z.B., dass Tuvok doch tatsächlich zu weinen beginnt. Vor allem aber schien er mir die Figuren immer nur auf einzelne Klischees herunterzubrechen, so als hätte er nur ein Blatt mit Namen und einer einzigen Charaktereigenschaft darauf gehabt, wie z.B. Neelix' Beschützerinstinkt gegenüber Kes, was die Momente mit ihm sehr nervig machte, da der Autor wiederum die charmanteren Aspekte seiner Persönlichkeit aussparte. Und vor allem die Stimme der Figuren traf Wilson überwiegend leider überhaupt nicht. Zur Verdeutlichung ein kleines Ratespiel. "Ich spüre nichts, was jedoch nicht bedeutet, dass ich die Authentizität ihrer Wahrnehmungen bezweifle." Was glaubt ihr, wer hat's gesagt? Nein, falsch, Tuvok war's nicht (auch wenn's zugegebenermaßen nach ihm klingt). Die richtige Antwort lautet Tom Paris! Und ja, genau so 'nen offenen Mund hatte ich auch, als ich das gelesen habe; passt diese geschwollene Ausdrucksweise doch überhaupt nicht zu ihm. Zugegeben, das ist ein Extrembeispiel, aber insgesamt hatte ich leider bei "Puppen" nur allzu selten den Eindruck, dass es David Niall Wilson gelungen ist, die Stimme der Figuren auf dem Papier einzufangen; was ich bei einem Lizenzroman halt schon als wesentliches Qualitätsmerkmal erachte.

Fazit: Mit "Puppen" konnte ich persönlich leider nicht viel anfangen. Zu einem großen Teil liegt dies zweifellos an meiner ablehnenden Haltung gegenüber Glauben und Religion – eine Thematik, die ich gerade auch im utopischen, wissenschaftlich geprägten "Star Trek" nicht gerade gerne sehe. Von diesem Manko abgesehen fällt aber leider auch auf, dass sich David Niall Wilson schwer damit tut, die Figuren gut zu treffen, was sich einerseits in einigen unpassenden Kommentaren und Momenten zeigt, und andererseits im Ton, der oftmals nicht zum Charakter so wie man ihn oder sie aus der Serie kennt passen will. Eben deshalb riss es mich leider immer wieder aus dem Roman heraus. Komplettisten wie meiner einer erwartet auf ihrer Reise durchs literarische "Star Trek"-Universums zwar auch noch bedeutend schlimmeres, da der Roman immerhin vielversprechend beginnt und soweit solide geschrieben ist. Aber von einer Pflichtlektüre ist "Puppen" in etwa so weit entfernt, wie die Voyager vom Alpha-Quadranten.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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