Kurzinhalt:
Die Voyager-Crew leidet zunehmend an Mangelerscheinungen. Ihre Nachforschungen ergeben dann schließlich, dass die letzten auf einem Planeten aufgenommenen Nahrungsvorräte ungeeignet sind, um den Vitaminbedarf der Crew abzudecken, da sich die betreffenden Inhaltsstoffe wenn sie gekocht werden verflüchtigen, das betreffende Obst jedoch roh unverdaulich ist. Der Doktor behandelt die schlimmsten Fälle mit Vitaminpräparaten aus dem Replikator, doch der dafür benötigte Energieaufwand ist zu groß, um damit den Bedarf der gesamten Crew zu decken. Falls es nicht rasch gelingt, Ersatz aufzutreiben, drohen sich die Fälle von Skorbut auszubreiten und zu verschlimmern. In der näheren Umgebung findet man allerdings nur einen Planeten, der vielversprechend erscheint. Die Voyager stattet daraufhin den Kirse einen Besuch ab, deren Planet sich als wahres Paradies – und im Prinzip als ein einziger Garten – erweist. Die Verhandlungen mit den Kirse über einen Handel gestalten sich indes etwas schwierig. Viel schwerer wiegt jedoch, dass die Voyager letztendlich in einen Angriff der Andirrim gerät, welche den Planeten der Kirse regelmäßig überfallen…
Review:
Manchmal hilft es, wenn man Romane zufälligerweise grade zum richtigen Zeitpunkt erwischt. So stand mir bei den zuletzt herrschenden, hohen Temperaturen, nicht unbedingt der Sinn nach einer übermäßig episch-komplexen Geschichte, sondern nach eher leicht-locker-seichten Unterhaltung, die einen nicht zu sehr fordert – und eben das bietet "Der Garten". Der Roman läuft sicher nicht Gefahr, zu den besten "Star Trek"-Büchern aller Zeiten gezählt zu werden, aber er erzählt eine solide Geschichte auf ebenso solide Art und Weise. Vor allem das Konzept des Planeten als quasi ein einziger Garten gefiel mir. Auch davon abgesehen hat sich Melissa Scott einige interessante Einfälle – wie z.B. das mit den Sammlern, oder auch die Kirse an sich – überlegt, die den Roman für mich aufwerteten. Und auch die Ausgangssituation mit dem Vitaminmangel war eine nette Idee, welche die Ressourcenknappheit der Voyager – die mir in der Serie oftmals zu kurz kam – und die sich daraus für die Crew ergebende Notlage thematisiert. Die Figuren schienen mir soweit ebenfalls gut getroffen zu sein, und auch wenn der Roman stark auf Janeway und Paris zentriert ist, so bekommen doch die meisten von ihnen etwas (sinnvolles) zu tun. Und vor allem der erste Besuch auf dem Planeten, wo Janeway zu Vorsicht mahnt und für eben diese dann schließlich belohnt wird, konnte mir sehr gut gefallen.
Wo ich mir allerdings zugegebenermaßen selber nicht ganz sicher bin, was ich davon halte, ist bei der recht ruhigen und vergleichsweise unspektakulären Verlauf, den die Story in weiterer Folge nimmt. Einerseits war das nämlich zwar eine nette und willkommene Abwechslung, und fand ich es durchaus positiv und erfrischend, dass sich "Der Garten" nicht in die klassisch-typisch-klischeehafte Richtung eines trügerischen Paradieses entwickelt hat. Andererseits steuert aber halt nichtsdestotrotz alles praktisch von Beginn an (oder zumindest, sobald die Voyager den Planeten erreicht) auf eine gewisse Offenbarung am Ende hin – nur dass diese dann halt relativ unspektakulär und unbeeindruckend und damit auch dem vorhergehenden Aufbau nur bedingt gerecht wird. Weiters schlichen sich auch ein paar kleinere logische Ungereimtheiten oder ein nicht immer Sinn ergebendes Verhalten der Crew ein. So meint Janeway z.B. an einer Stelle "Seien Sie bereit, beim ersten Anzeichen von Gefahr die Schilde zu heben" und ich ertappte mich dabei, mich zu fragen, warum sie das nicht einfach vorsorglich gleich tut. Eher schwach wirkt auch, dass sie ein Crewmitglied (wenn auch aus der Maquis-Besatzung) nicht beim Namen kennt. Auf der Enterprise mit mehreren hundert Leuten, ok, aber soooo groß ist die Voyager-Crew dann auch wieder nicht. Vor allem aber erschien es mir unlogisch, bei der Krise am Ende Paris so ziemlich als letzten aus seiner Gruppe hochzubeamen. Ich verstehe natürlich, dass es sowohl aus dramaturgischen als auch narrativen Gründen notwendig war, aber man sollte doch meinen, dass man bei so einem Notfall die Kommandocrew als erstes hochbeamt (weil den besten Piloten an Bord zu haben hätte wohl nicht schaden können).
Fazit:
Selbst als "Voyager"-Fan muss man "Der Garten" nicht unbedingt gelesen haben – aber: Man kann. Vor allem bei den hohen Temperaturen im Sommer erweist sich dieser seichte Roman als perfekte, da nicht zu anspruchsvolle, Lesekost. Die eigenen Erwartungen sollte man dabei zwar nicht zu hoch schrauben – der Roman ist zwar solide, aber auch absolut nichts Besonderes, und fällt meines Erachtens wieder mal in die Kategorie "So schnell vergessen wie gelesen" – und sich zudem auf die eine oder andere kleinere Unstimmigkeit einstellen. Und auch, was ich davon halten soll, dass uns Scott das eine oder andere übliche Klischee – Stichwort "falsches Paradies" – erspart, weiß ich nicht so recht; einerseits zwar erfrischend, andererseits ist die Alternative die sie hier präsentiert halt wiederum recht unspektakulär und spannungsarm. Dennoch, Melissa Scott hat sich für ihren Roman die eine oder andere nette Idee überlegt, und insgesamt lässt sich der Roman schon gut – und leicht – lesen. Wer nach leichter "Star Trek"-Lesekost für den Sommer und/oder den Strand sucht, kann es jedenfalls zweifellos wesentlich schlechter treffen, als mit "Der Garten".
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
Artikel kommentieren
Kommentar schreiben
Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.