Mit: Gal Gadot, Chris Pine, Connie Nielsen, Robin Wright, Danny Huston, David Thewlis, Saïd Taghmaoui, Ewen Bremner, u.a.
Kurzinhalt:
Diana, die Prinzessin der Amazonen, wächst behütet auf Themiskyra auf. Eine durch Magie vor der Welt versteckte Insel, und jenes Reich, dass ihre Mutter Hippolyta beherrscht und das von ihrer Tante Antiope geschützt wird. Unablässig trainiert die Armee der Amazonen für einen Kampf, der nie zu kommen scheint – die Wiederkehr von Ares, dem Gott des Krieges. Eines Tages stürzt ein Pilot mit seinem Flugzeug vor der Küste ins Meer und bringt Kunde von einem Krieg in der Welt – dem Krieg, der alle Kriege beenden soll. Dianas Zeit ist gekommen…
Review:
Endlich! "Wonder Woman" ist der Film, auf den ich seit drei Filmen von DC und Warner Bros. gewartet habe. Da sich nach "Man of Steel", "Batman v Superman" und "Suicide Squad" Ernüchterung und gar starke Enttäuschung breit gemacht hatte, waren meine Erwartungen an "Wonder Woman" auf einem Tiefpunkt angelangt. Umso größer war meine Freude über diesen wahnsinnig großartigen Superheldinnenfilm, seine perfekte Besetzung und Umsetzung. Ich würde sogar so weit gehen, "Wonder Woman" nicht nur als besten Film des DC-Filmuniversums zu bezeichnen, sondern als beste Comicbuchadaption seit einer ganzen Weile. "Wonder Woman" steckt "Guardians 2" dieses Jahr in die Tasche und ich wage auch zu behaupten, das "Spider-Man: Homecoming" da nicht herankommen wird. Aber gut, dessen Ton und Setting ist natürlich auch komplett anders. Alles hängt – auch wenn es natürlich ein Film ist, der von vielen Charakteren gestaltet wird – an Gal Gadot als Diana und Regisseurin Patty Jenkins ("The Killing", "Monster"), die Allen Heinbergs ("The Catch", "Grey's Anatomy", "O.C., California", "Party of Five") Drehbuch so fantastisch umgesetzt hat. selbst, so dass es sehr auffällt, wenn er mal etwas anderes versucht. Es ist wie wenn Briten versuchen, Amerikaner zu spielen, und zwischendurch den Akzent vergessen.
Sie zeigen, dass ihre Wonder Woman mehr ist, als nur die Kavallerie, die im dritten Akt gewaltig zuschlägt. Sie paaren eine gehörige Spur an Naivität für die Welt, mit einer Stärke, der die Amazonenprinzessin selbst oft nicht traut und einem unbedingten Willen, denen zu helfen, die schwächer sind als sie selbst. Sie bricht dabei sogenannte zivilisatorische Konventionen, die sie nicht kennt und als offensichtliche Idiotie bloßstellt. Sie spricht aus was falsch ist. Sie ist einfach mega. Ihr zur Seite stehen anfangs ihre ebenfalls beeindruckenden Amazonen-Schwestern und später ein kleiner Trupp aus Söldnern, die eine Aufgabe verfolgen, die viel zu groß für sie scheint. Allen voran Steve Trevor, der Pilot, der vor Themiskyra abstürzt und Diana von der Welt erzählt. Das wird sie schließlich dazu bewegen, an der Front nach Ares zu suchen. Chris Pine ("Star Trek") spielt diesen alliierten Spion mit gewohnter Gelassenheit. Komplett wird das Team mit Sameer (Saïd Taghmaoui, "The Infiltrator"), Charlie (Ewen Bremner, "T2 Trainspotting") und The Chief (Eugene Brave Rock), die es sich zur Aufgabe machen, den deutschen General Ludendorff (Danny Huston, "American Horror Story") und seine tödliche Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya, "The Infiltrator") aufzuhalten. Das alles klingt tatsächlich eine Spur vertraut und obwohl die Parallelen zu "Captain America: The First Avenger" in "Wonder Woman" sehr deutlich vorhanden sind, ist es doch ein eigener Film. Beide Figuren sind in ihren jeweiligen Comicvorlagen und ihren Filmen fundamental gut. Stark nennt Rogers ja auch immer den Pfadfinder. Marvels "First Avenger" mag nicht jedermanns Lieblings-Marvel-Film der ersten Phase sein, aber er hatte von Anfang an seine eigene Sprache und einen Grundtenor, der die Figur als einen Eckpfeiler der Avengers zementierte. "Wonder Woman" gelingt das ebenso, auf ihre eigene Art.
"Suicide Squad" war komplett konfus von vorn bis hinten – der Film "Wonder Woman" ist genauso selbstsicher wie seine Titelheldin. Um das kurz einzuordnen: "Wonder Woman" spielt hauptsächlich ca. 100 Jahre vor den Ereignissen von "Dawn of Justice" und dem kommenden Justice-League-Film. Dadurch lässt er sich auch sehr gut ohne Vorkenntnisse des DCEU genießen. Statt den inzwischen fast typischen Szenen in der Mitte und am Ende der Abschlusscredits, gibt es einen Rahmen, der die Figur in das größere Universum einbettet. "Wonder Woman" ist im Grunde ein Film über die Widersprüchlichkeit des Menschseins. Vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges begleiten wir eine - in mehr als einer Hinsicht - übermenschliche Figur, die mit Unmenschlichem konfrontiert wird. Sie lernt die Grausamkeit der Menschen, aber auch Güte und die Liebe kennen. Ihr Blick von außen auf uns, verändert alle, die mit ihr einen Stück des Weges gehen und das macht das Erlebnis im Kino so eindringlich.
Der Film ist sehr lang, aber im Gegensatz zu anderen langen Filmen hat er keine Längen. Das funktioniert einfach alles, sieht großartig aus und bleibt im Gedächtnis. Ich würde mir wünschen, dass es für Wonder Woman noch einmal in eine Zeit vor der Justice League zurück geht, in einem weiteren Film ohne Batman, Superman, den Flash und Aquaman. Ich würde mir wünschen, dass sie gerade nach den Ereignissen dieses ersten Solofilms noch einmal nach Hause zurückkehrt. Vieles spricht dafür, dass auf der Insel die Zeit langsamer vergeht, als im Rest der Welt, andererseits wäre dann der Krieg in Steve Trevors Anwesenheit beendet gewesen. Hier fehlt mir noch ein wenig Kontext. Wenn man nach der Besetzung zu "Justice League" geht, wird in dem Film genau das auch passieren, aber wie der Umfang dessen dann ist, ist natürlich unklar. Hoffentlich wird "Wonder Woman" auch Marvel etwas beeinflussen. Deren Beherrschung des Kinos - durch zu wenig Konkurrenz - hat sie schon ein wenig faul werden lassen in Sachen Originalität. Kein Marvel-Film war bisher wirklich schlecht, aber schon vor und auch nach "Civil War" war alles mehr oder weniger Routine. Routine auf hohem Niveau, aber trotzdem ausgetreten. "Captain Marvel" (2019) wird sich – nicht nur, aber auch - mit "Wonder Woman" vergleichen lassen müssen und wie gut sie ihre ultimative weibliche Heldin umsetzen. Ich hoffe inständig, dass Zack Snyder, zu schätzen weiß, was ihm Patty Jenkins, ihre Besetzung und Crew, hier an Vorarbeit für "Justice League" geleistet haben. Diana ist dann natürlich nur eine von fünf bis sechs Metahumans, von denen drei zum Zeitpunkt ihrer Zusammenkunft noch keinen eigenen großen Auftritt hatten. Ich befürchte ein ähnliches Durcheinander wie bei "Suicide Squad", in dem die Neuzugänge unbefriedigend und unausgeglichen vorgestellt werden.
Fazit:
Wenn ihr diesen Sommer nur einen Film mit Comicfiguren sehen wollt, dann schaut "Wonder Woman". Er hat alles von Action, über tiefgreifende Fragen, bis hin zu Romantik und ist dabei nie plump. Euer Geld ist beim Lichtspielhaus eures Vertrauens wirklich gut angelegt.