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Star Trek - TOS: Meuterei auf der Enterprise Drucken E-Mail
Solider Roman aus der Frühphase der TOS-Bücher Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 12 Juni 2017
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - TOS: Meuterei auf der Enterprise"
Originaltitel: "Star Trek: Mutiny on the Enterprise"
Bewertung:
Autor: Robert E. Vardeman
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 204 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: Oktober 1983 (E) bzw. 1986 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11615-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Eigentlich hätte die U.S.S. Enterprise, vor allem der Warpantrieb, dringend Reparaturen benötigt. Und die Crew hätte auch wieder einmal einen Landurlaub vertragen. Doch statt der erhofften Pause erwartete sie nach ihrer Ankunft bei einer Sternenbasis vielmehr schon der nächste Auftrag. Zwei Völker die sich nahe des romulanischen Raums befinden sind seit langem im Krieg. Die Föderation möchte für Frieden sorgen und so sicherstellen, dass sie eine geeinte Front gegen die Romulaner bilden. Zu diesem Zweck soll die Enterprise ein dreiköpfiges diplomatisches Team so rasch als möglich ins System bringen. Es dauert nicht lang, ehe die Botschafter und Captain James T. Kirk aneinandergeraten, geht ihnen die Reise doch viel zu langsam vonstatten. Doch angesichts des angeschlagenen Zustands der Maschinen geht die Sicherheit des Schiffes vor, weshalb die Enterprise nur mit geringer Warpgeschwindigkeit fliegen kann. Als die Enterprise dann noch dazu auf den Notruf eines in Not geratenen Schiffes reagiert, sind die Botschafter endgültig außer sich – auch wenn interstellares Recht Captain Kirk dazu zwingt, diesen nicht unbeantwortet zu lassen. Die einzige Überlebende, die man vom fremden Raumschiff rettet, stellt sich als Lorelei vor. Sie gehört einem zutiefst pazifistischen Volk an, dass darüber hinaus die Fähigkeit hat, andere Lebewesen von ihren Ansichten zu überzeugen. Mit ihrer Überzeugung, dass die Botschafter der Föderation zwischen den beiden Völkern nicht den Frieden bringen, sondern vielmehr einen Krieg auslösen werden, sorgt sie zunehmend für Unruhe – ehe die Lage zuletzt eskaliert und es an Bord der Enterprise zu einer Meuterei kommt…

Review: "Meuterei auf der Enterprise" ist soweit ein solider Roman. Man muss sich dabei halt vor Augen halten, dass die frühen "Star Trek"-Bücher noch einen stärkeren TOS-Touch hatten, und sich oftmals wie weitere, nie gedrehte bzw. ausgestrahlte Episoden der Serie anfühlen. Heutige Romane, selbst wenn sie letztendlich schwächer sein sollten, fühlen sich auch tatsächlich in erster Linie wie Romane an, sind etwas epischer, komplexer, gehen stärker auf die Figuren ein, und füllen im Idealfall sogar die eine oder andere Lücke aus der Geschichte und/oder der Autobiographie der Charaktere, oder greifen Ereignisse aus der Serie auf und erzählen so die dortige Geschichte weiter. All dies fehlt den frühen "Star Trek"-Romanen noch überwiegend. Einerseits ziehen sie aus eben diesem Gefühl, eine – mittelmäßige – Folge der Serie zu lesen, einen gewissen Charme. Andererseits müssen sie halt was den literarischen Anspruch betrifft den Vergleich mit heutigen Werken schon ein bisschen scheuen. "Meuterei auf der Enterprise" ist jetzt generell nicht unbedingt der beste Roman aus dieser Frühphase, aber er ist insgesamt durchaus ok. Die Geschichte ist flott erzählt, und mit knapp 200 Seiten versteht es Robert E. Vardeman auch, diese nicht zu sehr auszudehnen und sie stattdessen effizient zu erzählen. Eben besagte Geschichte bietet den einen oder anderen netten Einfall, wo er auch von der größeren künstlerischen Freiheit im Vergleich zur Serie (wo man ja an ein Budget gebunden war) Gebrauch macht, wie z.B. der Botschafter, bei dem es sich im Wesentlichen um eine Pflanze handelt, sowie die Ereignisse auf dem Planeten, der sich als ein einziger, großer Organismus herausstellt. Wo der Roman hingegen ein bisschen schwächelt, ist bei den Figuren. Kirk wirkt teilweise etwas gar stur und scheint nicht immer gut getroffen. Auch bei der Stichelei zwischen Spock und Pille schießt Vardeman ein bisschen übers Ziel hinaus. Sie ist grundsätzlich gut geschrieben, aber man hat teilweise den Eindruck, die beiden könnten kein einziges normales Wort untereinander wechseln. In der Serie waren diese Spitzen wesentlich sporadischer und dadurch pointierter eingesetzt.

Auch die Story rund um Lorelei und die von ihr angezettelte Meuterei auf der Enterprise ist nicht perfekt. Einerseits haben wir hier einen weiteren Fall, wo es Kirk – neben dem logisch geprägten Spock – als einzigem gelingt, sich so halbwegs gegen ihren Einfluss zu wehren, wobei er sich dennoch nicht immer geschickt anstellt und viel zu lange braucht, um die Verbindung zwischen dem Verhalten seiner Crew und Lorelei herzustellen. Auch der Ausgang des Geschehens war viel zu früh viel zu klar. Und bei Lorelei selbst schien sich der Autor nicht entscheiden zu können, ob der von ihr vehement vertretene Pazifismus nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes ist. Denn zwar legt sie mit ihrem Einfluss die Enterprise lahm, und gefährdet Teile der Crew. Andererseits zeigt sich jedoch am Ende, dass sie mit ihrer Warnung recht hatte, und stellt sie zudem schließlich die Lösung für das Problem dar, den Krieg zwischen den beiden Völkern zu beenden. Hier gibt sich der Roman doch etwas widersprüchlich. Zudem haben sich kleinere logische Ungereimtheiten eingeschlichen wo ich den Eindruck hatte, Vardeman ist mit der Serie nur bedingt vertraut (so behauptet er, die Enterprise hätte nur fünf Torpedos, es wird durch die Schilde gebeamt, Kirk meint zwischendurch mal sein Platz wäre auf der Brücke [statt auf den Planeten runterzubeamen] und zuletzt ist auch noch der Transporter mit der Masse eines Objekts überfordert). Auch Hans Maeters Übersetzung ist wieder einmal recht eigenwillig, wie z.B. wenn er zwischendurch statt von einem Raumschiff von einem Fahrzeug spricht. Mein größter Kritikpunkt ist aber alles rund um die drei Botschafter. Vor allem der aggressivste von ihnen war mir viel zu klischeehaft (ähnliche Figuren kamen mir in der Serie schon oft genug vor). Völlig uneinsichtig, vom Schiff das unmögliche fordern und nicht einsehen, im Unrecht zu sein. Geht gar nicht! Zugleich war es mir aber auch insofern zu einseitig dargestellt, als die Botschafter letztendlich allesamt mit ihrer Mission scheitern dürfen. Etwas differenzierter hätte man das ruhig darstellen dürfen.

Fazit: "Meuterei auf der Enterprise" ist ein typisches Frühwerk aus der "Star Trek"-Literatur, mit allen damit einhergehenden Stärken und Schwächen. Auf der einen Seite fängt der Roman das Feeling der klassischen Serie durchaus gekonnt ein, dafür muss man was Komplexität und Charaktertiefe betrifft wiederum Abstriche machen. Das Ergebnis wäre als Episode der Serie eine recht durchschnittliche Folge geworden, die mit einigen netten Ideen gefällt, jedoch auch ein paar logische Inkonsistenzen bietet, und was die Grundaussage zu Pazifismus betrifft auch in sich nicht schlüssig ist. Zudem sind die Dialoge zwischen den Figuren zwar grundsätzlich gut geschrieben, bei den Sticheleien zwischen Spock und McCoy übertreibt es Vardeman allerdings ein wenig; man bekommt den Eindruck, die beiden könnten kein einziges normales Wort miteinander wechseln. Und auch Kirk erscheint nicht immer gut getroffen, bzw. steht teilweise auch nicht sonderlich gut da, da er etwas zu spät reagiert und sich nicht immer übermäßig clever verhält. Wer nach inhaltlich übersichtlicher Zerstreuung sucht, die zudem die im Sommer vor sich hin brutzelnden Gehirnzellen nicht übermäßig beansprucht, ist hier genau richtig. Ansonsten gibt es aber zweifellos auch zahlreiche bessere "Star Trek"-Romane auf dem nach wie vor beständig wachsenden Markt.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel


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