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Humanoid Drucken E-Mail
Optisch nettes, ansonsten schwächelndes SF-B-Movie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 24 Mai 2017
 
 
Humanoid
Originaltitel: 2307: Winter's Dream
Produktionsland/jahr: USA 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Thorium 7 Films/Ascot Elite
Regie: Joey Curtis
Produzenten: U.a. Robert Beaumont, Marina Fuentes Arredonda & Hiram Chan
Drehbuch: Joey Curtis, nach einer Geschichte von Paul Sidhu
Filmmusik: Joachim Horsley
Kamera: Ian Coad
Schnitt: Ryan Stevens Harris & Brad Comfort
Genre: Science Fiction/Action
Heimkino-Premiere Deutschland: 19. Mai 2017
Weltpremiere USA: 02. April 2016
Laufzeit: 101 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Paul Sidhu, Branden Coles, Arielle Holmes, Kelcey Watson, Anne-Solenne Hatte, Timothy Lee DePriest, Stormi Henley, Harwood Gordon u.a.


Kurzinhalt: Im Jahr 2307 hat der nukleare Winter die Erde fest im Griff. Die wenigen Überlebenden des dritten Weltkriegs leben überwiegend unter der Erde, und haben mechanische Sklaven, sogenannte Humanoids, erschaffen, die für sie niedere Dienste und/oder gefährliche Arbeiten erledigen. Eines Tages kommt es jedoch zu einer Revolte, und ein paar der Humanoids fliehen in die Eiswüste. Der Ex-Soldat Bishop, der lang als entsprechender Jäger tätig war, wird eines Tages wieder in den aktiven Dienst zurückzuholen, um den gefährlichsten von ihnen aus dem Verkehr zu ziehen: Ash. Bishop führt eine Gruppe abgehärteter Soldaten an, und begibt sich ins die gesamte Erde umschließende ewige Eis, um ihn aufzuspüren und auszuschalten…

Review: Szenenbild. Auch wenn ich grundsätzlich allen Filmgenres gegenüber aufgeschlossen bin, wird die Science Fiction wohl immer mein Lieblings-Metier bleiben. Als solches bin ich auch an so ziemlich allem, was das Genre zu bieten hat interessiert, vom hoch angesehen Klassiker über aktuelle Blockbuster bis hin zu mehr oder weniger billig entstandenen B-Movies. Erst kürzlich besuchte ich die Comic- und Filmbörse in Wien, wo ich den einen oder anderen eher trashig klingenden "Klassiker" ergatterte. Und auch bei aktuellen Veröffentlichungen achte ich darauf, nicht nur auf die Hochglanzproduktionen aus Hollywood zu schielen, sondern auch kleineren Filmen eine Chance zu geben. Da und dort wurde ich für meine entsprechende Aufgeschlossenheit schon mal mit dem einen oder anderen kleineren Geheimtipp belohnt. Manchmal fährt man völlig ein. Und dann gibt's noch jene Filme, die irgendwo dazwischen liegen. Die einen gewissen Charme und Unterhaltungswert haben, jedoch objektiv betrachtet jetzt nicht unbedingt gut sind, und wo man sich am Ende denkt: "Hätt ich ads auch gesehen".

Auftritt "Humanoid", der im Original "2307: Winter's Dream" heißt und bei uns den Zusatztitel "Der letzte Kampf der Menschheit" erhalten hat. Das Backcover verspricht vollmundig eine Mischung aus "Max Max" und "Blade Runner" – und damit entschieden zu viel. Zwar nicht ganz so billig und trashig wie z.B. "Starship Rising", ist "Humanoid" nichtsdestotrotz eindeutig dem B-Movie-Bereich zuzuordnen, denen heutzutage zudem leider überwiegend der Charme ihrer Vertreter aus den 80ern und 90ern fehlt. Was wohl daran liegen dürfte, dass selbst die B-Movies heutzutage zumindest vom (digital farb-überarbeiteten) Look moderner Blockbuster kaum mehr zu unterscheiden ist, in allen anderen Bereichen (Quantität und Qualität der Effekte, Sets, Casting, Schauspielerische Leistungen, Drehbuch) den Vergleich jedoch sehr wohl scheuen müssen. Dadurch entsteht eine Diskrepanz zwischen der visuellen Präsentation und den restlichen Aspekten, der doch recht misstönend ist – und unter dem die B-Movies von einst eben nicht gelitten haben. "Humanoid" ist da keine Ausnahme. Vor allem das Drehbuch sticht als einer der Schwachpunkte des Films hervor. Die Ausgangssituation ist alles andere als originell, die Dialoge sind abwechselnd unfreiwillig komisch ("I guess hell finally froze over") und zum Haare raufen ("I love the taste of black blood soup in the morning"), und vor allem der pseudophilosophische Voice Over-Kommentar zieht den Film ordentlich – und unnötig – herunter, und ließen mich abwechselnd laut lachen, fremdschämen, schmerzerfüllt zusammenkrümmen und verzweifelt die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Hätte sich Drehbuchautor und Regisseur Joey Curtis den geschenkt, wäre schon viel gewonnen gewesen.

Szenenbild. Woran es dem Film leider ebenso mangelt, ist Originalität. "Humanoid" erweist sich als Sammelsurium aus Versatzstücke bekannter Filme des Genres: Das Aussehen der Humanoids scheint den Ingenieuren aus "Prometheus" nachempfunden, die postapokalyptische Eislandschaft erinnert an "Snowpiercer", und inhaltlich ist vor allem "Blade Runner" als Inspirationsquelle offensichtlich (wobei es auch die eine oder andere interessante thematische Überschneidung zu "Alien: Covenant" gibt). Die Tatsache, dass man die Handlung so oder so ähnlich schon aus anderen Filmen kennt, macht das Geschehen dann noch dazu sehr vorhersehbar. Ein Twist gegen Ende hin ist eigentlich genau genommen keiner, weil der Überraschungseffekt fehlt, und generell ist die ganze Entwicklung der Handlung von vornherein offensichtlich. Und auch bei den Figuren schwächelt "Humanoids" leider. Allen von ihnen fehlt es an der nötigen Tiefe, offenbaren sich als erschreckend eindimensional, sind überwiegend – ev. mit Ausnahme der Nazi-Bitch –völlig austauschbar, und vor allem bei den ach-so-harten Infanteriesoldaten die sich untereinander necken wurde munter in die Klischeekiste gegriffen.

Schauspieltechnisch darf man sich ebenfalls nicht zu viel erwarten. Hauptdarsteller Paul Sidhu bekommt zwar immerhin den Vermerk "bemüht" ins Mitteilungsheft geschrieben, verfügt jedoch nicht über die nötige Präsenz bzw. das Charisma, um den Film zu tragen. Branden Coles schlägt sich etwas besser, wirklich hervorstechen tut jedoch nur Arielle Holmes, die ich bereits aus dem Viennale-Film "Heaven Knows What" kannte. Dort konnte sich mich zwar noch wesentlich mehr begeistern als hier, und zugegebenermaßen hilft es ihr, dass sie die einzige wirklich hervorstechende Rolle bekommt. Dennoch stach immerhin sie halbwegs positiv hervor. Insgesamt fand ich es aber doch ziemlich schade, dass der Cast praktisch ausschließlich aus No-Names besteht, die zudem teilweise auch recht laienhaft agieren. Ja selbst die Chance, den kurzen Auftritt von Cage dafür zu benutzen, um zumindest ein bekanntes Gesicht zu präsentieren (Michael Ironside, der ja gern mal in billigeren SF-Produktionen mitspielt, wäre für die Rolle ja eigentlich prädestiniert gewesen), lässt "Humanoids" leider ungenutzt verstreichen. Das konnten die B-Movies der 80er und 90er entschieden besser. Last but not least bietet "Humanoid" einige unfreiwillig komische Elemente, welche die Trash-Toleranz des Zuschauers fordern dürften. So sehen die muskelbepackten, grau bemalten Humanoids in ihren weißen Unterhosen eher witzig aus, den Handshake fand ich auch eher zum Brüllen, und auch einzelne Szenen luden mich zumindest mal zum Schmunzeln ein, z.B. wenn Bishop eine Eiswand besteigt und die musikalische Untermalung so tut als wäre das der heroischste und bad-assigste Akt ever.

Szenenbild. Und doch, trotz all dieser Kritikpunkte, hat "Humanoids" auch abseits eines gewissen trashigen Charmes durchaus etwas zu bieten. Vor allem die imposanten Landschaftsaufnahmen stechen hier hervor. Zwar hatte ich teilweise den Eindruck, dass hier Wüstenaufnahmen nachträglich überarbeitet wurden, aber solange das Endergebnis überzeugend aussieht, ist dagegen ja nichts einzuwenden. Generell weiß der Look des Films – abseits einer etwas digitalen Optik, auf die ich persönlich allergisch bin, die aber wohl den meisten gar nicht auffallen wird – durchaus zu gefallen, wobei "Humanoids" halt auch von den modernden Möglichkeiten des digital color gradings profitiert (und diese ausgiebig nutzt). All dies sorgt dafür, dass sich das eine oder andere optisch imposante Bild in das ansonsten eher billige B-Movie einschleicht. Die Handlung mag nicht originell sein, ist aber zumindest zweckmäßig, und bietet gute und interessante Ansätze. Nicht zuletzt dank der kurzen Laufzeit wurde der Film nie wirklich langweilig. Und den einen oder anderen coolen/netten Moment hat "Humanoids" ja doch auch im Gepäck. Insgesamt ist "Humanoid" sicherlich kein Must-See, allerdings kann man es als Genre-Fan, dessen Liebe zur Science Fiction auch dessen billigere und/oder trashigere Vertreter mit einschließt, auch weitaus schlechter treffen.

Fazit: Inhaltlich bietet "Humanoid" nichts Neues, und generell wirkt der Film hie und da wie aus Versatzstücken, anderer, bekannterer und leider auch deutlich besserer Werke zusammengestoppelt. Die tolle Optik des Films inklusive beeindruckender Landschaftsaufnahmen mag über den Low-Budget-Charakter hinwegtäuschen können, nicht jedoch die ganzen anderen Aspekte der Produktion, wobei insbesondere die laienhaften schauspielerischen Leistungen negativ hervorstechen. Schade auch, dass es nicht gelungen ist, den Film durch einen kleinen Gastauftritt eines bekannten Darstellers (die Rolle von Cage hätte sich dafür ganz besonders angeboten) nochmal ein bisschen aufzuwerten. Und vor allem beim Drehbuch, insbesondere den Dialogen, gilt es Abstriche zu machen, wobei vor allem die Voice Over-Kommentare teilweise an meinen Nerven zehrten. Jedoch: Insgesamt ist der Film recht schön geschossen, und auch wenn die Handlung nicht neu sein mag, so ist sie zumindest solide. Insgesamt ist "Humanoid" weder ein Highlight noch ein Geheimtipp; wer jedoch so wie ich einen Hang zum Genre hat und dabei auch seinen billigen B-Movie-Vertretern gegenüber aufgeschlossen ist, kann ruhig mal einen Blick riskieren – wobei vor allem Leute mit hoher Trash-Toleranz auf ihre Kosten kommen sollten.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Ascot Elite Home Entertainment)


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Weiterführende Links:
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