Originaltitel: The Ship Episodennummer: 5x02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 07. Oktober 1996 Erstausstrahlung D: 20. Februar 1998 Drehbuch: Hans Beimler, Pam Wigginton & Rick Cason Regie: Kim Friedman Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Kaitlin Hopkins als Kilana,
F.J. Rio als Enrique Muniz,
Hilary Shepard als Hoya u.a.
Kurzinhalt:
Während ihrer Erkundung eines Planeten im Gamma-Quadranten werden Captain Sisko und sein Außenteam Zeuge, wie ein Schiff auf diesem abstürzt. Als sie sich direkt dorthin beamen lassen stellt sich heraus, dass es sich um ein Kampfschiff der Jem'Hadar handelt. Diese sind beim Absturz alle ums Leben gekommen, was Sisko und seinem Team die Gelegenheit gibt, die Technologie des Dominion zu erforschen, in der Hoffnung, so eine Schwachstelle zu finden. Doch der Absturz ihres Schiffes bleibt nicht unbemerkt. Kurz darauf tritt ein weiteres Schiff ins System ein. Eine Gruppe Jem'Hadar beamt sich mit ihrer Vorta-Anführerin Kilana herunter, und diese erhebt sogleich Anspruch aufs Wrack. Sisko hingegen beruft sich auf das Bergungsrecht und besteht darauf, es zur Sternenflotte zurückzubringen. Kilana kann und will dies nicht zulassen. Nachdem jedoch ein erstes Scharmützel nicht den gewünschten Erfolg bringt, macht sie Sisko ein Angebot: Sie möchte nur einen spezifischen Gegenstand aus dem Wrack bergen – der Rest des Schiffes gehört ihm. Nachdem er jedoch zuvor von ihr hintergangen wurde, ist Sisko nicht dazu bereit, ihr noch einmal zu vertrauen. Die Sternenflotten-Crew verschanzt sich daraufhin im Schiff, während die Jem'Hadar damit beginnen, den Bereich rund ums Wrack zu bombardieren. Die Defiant kann den Sektor erst frühestens in zweieinhalb Tagen erreichen. So lange müssen Sisko, O'Brien, Worf, Dax ausharren und die Jem'Hadar zurückschlagen…
Denkwürdige Zitate:"I'm not a conspirator." "What would you call yourself, Doctor?" "An idiot."
(Bashirs harte Selbstdiagnose.)
"I hope you're not teaching Jake to be this suspicious, Benjamin. Or do you prefer Ben?" "Captain will be fine."
(Sisko gibt sich gegenüber Kilana doch eher förmlich.)
"If you truly are his friend, you would consider that option. It would be a more honourable death than the one he's enduring." "I'm not some bloodthirsty Klingon looking for an excuse to murder my friend." "No. You're just another weak human afraid to face death.."
(Innerhalb des Schiffes gehen die Wogen schon bald hoch.)
"You must be pleased with yourself. You have the ship to take back to them. I hope it was worth it."
(Kilanas trockener Kommentar zu Sisko am Ende.)
Review:
"Das Schiff" ist eine schwierige Angelegenheit. Denn auf der einen Seite kann ich den hier verfolgten Ansatz durchaus anerkennen. Man löst sich hier ganz klar von der Tradition der Rothemden aus der klassischen Serie, die völlig farblos waren, und deren Tod keinen anderen Sinn und Zweck hatte, als dem Zuschauer die Gefahr der Situation zu vermitteln. Sie waren Wegwerf-Charaktere, deren Tod zumeist auch die restliche Crew kaum zu betreffen schien (positive Ausnahmen wie Tomlinson in "Spock unter Verdacht" bestätigen die Regel). In "Das Schiff" möchte man nun einen anderen Weg gehen, wobei insbesondere Enrique Muniz für diesen exemplarisch ist. Dass dies leider für mich teilweise nicht funktioniert hat, steht auf einem anderen Blatt, und wird gleich im Detail noch besprochen. Dennoch finde ich den Ansatz grundsätzlich mal lobenswert. Positiv sticht darüber hinaus die düstere, gereizte Stimmung an Bord des Schiffes hervor, vor allem auch nachdem das Bombardement begann. Etwas schade fand ich hingegen, dass zumindest ich die Belagerungs-Grundstimmung als Zuschauer nicht wirklich nachfühlen konnte. Dafür hätte man sich vielleicht doch noch etwas stärker auf die Szenen im Schiff konzentrieren (und sich ev. die Ausflüge an die Oberfläche sparen) sollen. Insofern wäre auch bei diesem Punkt mehr möglich gewesen.
Letzteres ist generell der Punkt, der sich praktisch durch die gesamte Folge zieht, und sich gegenüber so ziemlich jedem positiven Aspekt sagen lässt. Man nehme z.B. die Moral von der Geschicht'. Die Aussage, dass die Katastrophe auf Misstrauen zwischen beiden Mächten bzw. ihren Vertretern zurückzuführen ist, gefiel mir grundsätzlich überaus gut. Zugleich hätte ich es aber vorgezogen, wenn man dem Zuschauer vertraut hätte, da selbst drauf zu kommen und es nicht nochmal extra von Sisko aussprechen zu lassen. Zudem gab Kilana Sisko halt auch keinen Grund ihr zu vertrauen – weshalb man die Schuld am nachfolgenden Desaster einzig und allein den Jem'Hadar zuschiebt. Einen ausgewogeneren Ansatz hätte ich hier vorgezogen. Vor allem aber fehlt es "Das Schiff" an der nötigen Konsequenz, wenn es um die Absicht geht, die Verluste innerhalb der Crew eben nicht als klassische Rothemden umzusetzen. Zwar ist es grundsätzlich überaus löblich, dass man hier statt einer völlig neuen Figur jemanden, der in einigen Episoden zuvor bereits zu sehen war über die Klinge springen lässt, jedoch ist es bei seinen bisherigen Auftritten überhaupt nicht gelungen, ihn mir näher zu bringen. Mit seiner Freundschaft zu O'Brien versucht man hier jetzt noch in letzter Sekunde seinem Tod doch noch Gewicht zu geben, doch auch das kann nichts daran ändern, dass Muniz trotz seiner früheren Auftritte im Hintergrund letztendlich nicht wesentlich mehr Persönlichkeit erhalten hat, als die klassischen Rothemden. Man hätte ihn einfach in den früheren Episoden viel stärker in den Vordergrund stellen müssen, damit er auch wirklich Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Eben dies war leider nicht der Fall, und so ließ mich sein Tod leider erst recht wieder genauso kalt wie bei den besagten Rothemden.
Noch schlimmer erwischt es die Shuttle-Crew, die überhaupt bislang noch nie in Erscheinung getreten ist. Mit ihnen haben wir somit klassische TOS-Rothemden – was sich gerade in einer Episode, welche diese Gewohnheit im Falle von Muniz ja eigentlich ablegen und einen anderen Weg einschlagen will, spießt. Auch die letzte Szene mit Sisko verfehlte die gewünschte Wirkung leider völlig. Hier macht sich "Das Schiff" des Kardinalfehlers schuldig, uns etwas zu erzählen, statt es uns zu zeigen. Denn zumindest für mich kam die Info, wie verbunden Sisko einigen der gestorbenen Crewmitglieder war, völlig aus dem Nichts. Hier hätte es einfach einer besseren Vorbereitung bedurft, und hätte man uns dies im Verlauf der Staffel zeigen sollen, bevor man sie über den Jordan schickt. Wobei es durchaus auch Beispiele dafür gibt, wo man auch den Tod einer einmaligen Gastfigur betrauerte. Die Zauberwörter sind hierbei Charaktertiefe und Aufmerksamkeit. Wenn man den Fokus auf eben diese Figuren richtet, fiebert man mit ihnen auch mit. Bei "Das Schiff" waren Muniz & Co. aber letztendlich genauso Mittel zum Zweck, wie die Rothemden bei TOS. Nur dass der Zweck diesmal halt ein anderer war, nämlich unseren Helden einen Dämpfer zu verpassen. Was zugegebenermaßen ein besserer Grund als bei TOS sein mag, ihrem Tod aber einen nicht minder zweckmäßigen Eindruck verleiht.
Fazit:
Trotz meiner ausgedehnten Kritik fand ich "Das Schiff" keinesfalls schlecht. Ich bin halt nur der Ansicht, dass die Macher mit dem, was sie scheinbar hier beabsichtigten, nicht ganz erfolgreich waren, und in dieser Idee somit mehr dringesteckt wäre. Dafür hätte man sich den Figuren ganz einfach – idealerweise schon früher – viel mehr widmen müssen. So fiel alles rund um Muniz in die Kategorie "Zu wenig, zu spät" – noch dazu, da sein Tod extrem vorhersehbar war, und ich die entsprechende Wendung bereits bei seinem ersten Geplänkel mit O'Brien vermutete (und spätestens als er diesem das Leben rettete war es klar). Generell hinterließ er bei seinen bisherigen Auftritten einfach zu wenig Eindruck. Darüber hinaus handelt es sich bei der Shuttle-Crew um genau jene farblosen TOS-Rothemden, denen man sich in Muniz' Fall ja eigentlich entziehen wollte. Und dann ist da auch noch die ungeschickte letzte Szene, wo uns Sisko von Ereignissen erzählt, die man uns besser gezeigt hätte; dann hätte uns der Tod der Figuren vielleicht ebenfalls berührt. Nichtsdestotrotz war die Episode kurzweilig, bot einige starke Momente, und trotz der mangelnden Ausführung kann ich die dahinterstehende Absicht durchaus noch lobend anerkennen.