Originaltitel: Caliban's War Episodennummer: 2x13 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 19.04.2017 Erstausstrahlung D: - Drehbuch: Daniel Abraham, Ty Franck & Naren Shankar Regie: Thor Freudenthal Hauptdarsteller:
Thomas Jane als Detective Josephus Miller,
Steven Strait als James Holden,
Cas Anvar als Alex Kamal,
Dominique Tipper als Naomi Nagata,
Wes Chatham als Amos Burton,
Frankie Adams als Roberta "Bobbie" Draper,
Florence Faivre als Juliette Andromeda Mao,
Shawn Doyle als Sadavir Errinwright,
Shohreh Aghdashloo als Chrisjen Avasarala.
Gastdarsteller:
Chad L. Coleman als Fred Johnson,
Terry Chen als Praxidike Meng,
Nick E. Tarabay als Cotyar,
Ted Whittall als Dr. Iturbi,
Curtis Caravaggio als Captain Malik,
Leah Jung als Mei Meng,
Conrad Pla als Colonel Janus,
Ted Atherton als Dr. Strickland,
Elias Toufexis als Hybrid u.a.
Kurzinhalt:
Während der Flucht von Ganymed ist es dem Protomolekülhybrid gelungen an Bord der Rocinante zu gelangen. Nachdem der erste Versuch, den Hybrid mit Waffengewalt zu besiegen, gescheitert ist, läuft der Crew die Zeit davon, einen Möglichkeit zu finden, um das Monster zu neutralisieren, bevor es den Reaktor erreicht und die Rocinante dabei zerstört. Von Errinwright verraten steht Avasarala an Bord von Jules-Pierre Maos Luxusyacht plötzlich dessen bewaffnetem Sicherheitsteam gegenüber. Dr. Iturbi und Colonel Janus starten mit der Arboghast einen letzten verzweifelten Versuch, um mehr über das Protomolekül auf der Oberfläche der Venus zu erfahren…
Review:
Bei Serien, die ihre Handlung kontinuierlich über eine Staffel oder über den gesamten Serienverlauf hin erzählen, erwarte ich vom Staffelende entweder einen Höhepunkt, der die bisherigen Handlungsfäden aufgreift und diese auf die Spitze treibt, oder eine Art Überleitung zum nächsten Akt der Geschichte, falls der Höhepunkt bereits in einer früheren Folge abgehandelt wurde. "The Expanse" liefert mit dem Staffelfinale "Caliban's War" nun endlich die lange – zu lange – hinausgezögerte Konfrontation mit dem Hybridmonster, aber wie ein Finale oder wie eine Überleitung fühlt sich die Folge abgesehen von der Endmontage trotzdem nicht an. Wenn nicht Staffelfinale draufstehen würde, könnte "Caliban's War" fast auch eine beliebige Folge aus der Staffelmitte sein. Der Eindruck täuscht auch nicht, denn wie bereits im Review zur 7. Folge der 2. Staffel von mir vermutet, behalten die Macher auch in der 2. Staffel das Muster der ersten Staffel bei. Soll heißen, statt wie bei "Game of Thrones" einen Band der Vorlage mehr oder weniger vollständig innerhalb einer Staffel zu adaptieren, entlässt man uns Zuschauer wieder nach etwa zwei Dritteln der Handlung in die lange Pause zwischen den Staffeln. Bei der ersten Staffel war das rückblickend aufgrund des nötigen Worldbuildings und der geringen Folgenzahl die richtige Entscheidung und vielleicht werde ich das am Anfang der 3. Staffel an entsprechender Stelle auch wieder schreiben, aber jetzt, nachdem die 13 Folgen gelaufen sind, bin ich vielleicht nicht direkt von "Calibans War" an sich, aber von der 2. Hälfte der Staffel etwas enttäuscht.
Dabei hat die 2. Staffel so gut angefangen und in den ersten 5 Episoden wurde der in der ersten Staffel angefangene Plot zielstrebig zu einem spektakulären und emotionalen Ende geführt. Nach der Einleitung des nächsten Handlungsteils rund um den Vorfall mit Bobbies Team auf der Oberfläche des Jupitermonds Ganymed kommt der Plot bis kurz vorm Staffelfinale aber gefühlt zu einem abrupten Stillstand. Nicht falsch verstehen, jede Handlung braucht Phasen der Entspannung, in denen sowohl die Figuren, als auch die Zuschauer Zeit haben, um über die Ereignisse reflektieren können und für sich genommen war auch in der 2. Staffel keine wirklich schlechte Folge dabei, aber in den Episoden 7 bis 12 passiert einfach zu wenig, was die Zentralhandlung effektiv weiterbringt. Die Hintergründe dafür, dass man sich dazu entschlossen hat, die 2. Staffel statt mit dem Ende des 2. Buches mit der Konfrontation des Hybridmonsters auf der Roci ausklingen zu lassen, fallen zwar in den Bereich der Spekulation und Zeitnot lasse ich in Anbetracht des arg langsamen und an mancher Stelle die Grenze zum Leerlauf überschreitenden Handlungstempos der 2. Staffelhälfte dieses Mal nicht gelten. Da jedoch die nächsten Handlungsabschnitte wieder eine Reihe neuer Sets und intensiven Effekteinsatz erfordern dürften, vermute ich daher eher budgetäre als kreative Gründe hinter dieser Entscheidung.
Während das Ensemble mit einer Reihe von interessanten Nebenfiguren durchaus zu überzeugen weiß, hadere ich weiterhin mit der Entscheidung der Autoren, die Roci-Crew für die Serie zu dramatisieren. Die vier Figuren sind auch in den Büchern kein Highlight im Genre, die mit sonderlich viel Charakterzeichnung und Entwicklung glänzen. Sie funktionieren dort aber als Gegenpol zu all den Katastrophen, die den Bewohnern des Sonnensystems innerhalb der Reihe widerfahren und – was für mich sogar noch wichtiger ist - die Interaktionen des Vierergespanns Holden, Naomi, Amos und Alex untereinander bleiben mit wenigen Ausnahmen unterhaltsam und bis zu einem gewissen Grad stets leichtherzig. Die Serie möchte hingegen das Zusammenwachsen der Figuren in den Vordergrund stellen, vergisst mir dabei aber zu oft den Spaßfaktor. Mit Amos und Alex hat man das in ihren Minihandlungsbogen während ihres Aufenthaltes auf Tycho probiert. Das Zusammenspiel von Bobbie, Avasarala und Cotyar an Bord von Maos Luxusyacht hat mir aber im Finale besser gefallen. Besonders Bobbie konnte einen ordentlichen Sympathiebonus nach ihrem Seitenwechsel bei mir abstauben. Während Naomi ihre Momente hat, wenn sie nicht gerade mit dem Rest lautstark streitet, was leider nicht oft der Fall ist, funktioniert James Holden als zentrale Figur der Serie für mich weiterhin so gut wie gar nicht. Steven Straits Interpretation einer Figur, die nicht nur im übertragenen Sinn gegen Windmühlen kämpft, ist seltsam verhalten und bleibt trotz Holdens vorübergehenden Exkurs auf die dunkle Seite der Macht eintönig.
Davon abgesehen macht "Caliban's War" jedoch eine gute Figur. Die Folge legt ein ordentliches Tempo vor, spart nicht an Action und die mit einigem Aufwand (u.a. durch Performance Capture) realisierte Kreatur ist größtenteils gelungen, auch wenn mit etwas mehr Dunkelheit im Frachtraum und weniger Totaleinstellungen der etwas künstliche Eindruck besser hätte kaschiert werden können. Dass ausgerechnet "Pflanzenjunge" Prax mit seiner Idee den Tag rettet, ist zwar nicht sonderlich originell, ist aber ein wichtiger Schritt für die Figur hin zu einem vollwertigen und wie das Ende andeutet, hoffentlich auch dauerhaften Mitglied der Roci-Crew. Etwas unklar ist mir, was sich Dr. Iturbi und Colonel Janus vom Ausgang ihres Versuchs, sich mit ihrem Schiff dem Einschlagskrater auf der Venus zu nähern, erhofft haben. Nachdem die säurehaltige Atmosphäre um den Einschlagskrater bereits die Sonden zerfressen hat, lässt das Vordringen des Forschungsschiffes in die Atmosphäre der Venus die Crew in Anbetracht der Umstände unnötig lebensmüde erscheinen. Das Ende, in dem die Arboghast aber nicht deren Besatzung in ihre Einzelteile zerlegt wird, macht wieder einige Andeutungen über die Natur des Protomoleküls und der Frage danach, ob sich dahinter eine Art Intelligenz befindet. Es ist von Natur aus keine Waffe, aber vielleicht eine Art Baustein, dessen Zweck noch nicht enthüllt wurde oder an dieser Stelle verstanden werden kann.
Fazit:
"Caliban's War" ist eine gute Episode, aber kein echtes Staffelfinale. Die Konfrontation mit dem Hybridmonster ist zwar spannend umgesetzt, der definitive Höhepunkt dieses Handlungsstranges war das aber nicht. Dieser folgt wohl, ähnlich wie schon bei der ersten Staffel, wieder in der ersten Hälfte der nächsten Staffel. Davon abgesehen ist die Serie auch in der 2. Staffel kompetent gemachte und in weiten Teilen intelligent geschriebene Science Fiction, deren 2. Hälfte es dieses Mal leider an Pep fehlt. Dadurch, dass die Staffel die Handlung nicht zu einem größeren Abschluss bringt und quasi mittendrin endet, kann die 3. Staffel hoffentlich wieder gleich von Anfang an in die Vollen gehen und so vielleicht einige der Kritikpunkte rückwirkend wettmachen.