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Star Trek - TOS: Schwarzes Feuer Drucken E-Mail
Ein Roman auf schlechtem FanFiction-Niveau Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 01 Mai 2017
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - TOS: Schwarzes Feuer"
Originaltitel: "Star Trek: Black Fire"
Bewertung:
Autorin: Sonni Cooper
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 282 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: Januar 1982 (E) bzw. 1986 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11614-9
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Auf der Brücke der Enterprise kommt es zu einer verheerenden Explosion, bei der diese fast vollständig zerstört und zahlreiche Besatzungsmitglieder – darunter auch Captain Kirk – schwer verletzt werden. Auch Spock musste operiert werden, doch noch bevor der letzte Splitter aus seinem Rücken entfernt werden kann beginnt er mit seiner Untersuchung des Vorfalls. Er vermutet einen Sabotageakt, und hat in einer jungen Rekrutin die seither verschwunden ist auch schon bald eine Hauptverdächtige ausgemacht. Doch bei der offiziellen Anhörung beschließt die Sternenflotte, die Spur nicht weiter zu verfolgen, und hakt die Explosion als einen Unfall ab. Spock ist jedoch nicht dazu bereit, einfach so aufzugeben. Zusammen mit Scotty kapert er ein Raumschiff und fliegt zu einem System, dessen Koordinaten er zuvor im Quartier der Rekrutin gefunden hat. Dort trifft er nicht auf eine Delegation von Romulanern, und auch einer Gruppe Klingonen. Offenbar haben auch diese beiden Mächte ähnliche Verluste erlitten, und wurden so zum Planeten gelockt. Nach ihrer Ankunft werden sie von den Tomarii dazu gezwungen, in Kriegsspielen gegeneinander anzutreten. Dies ist jedoch nur der erste Schritt auf Spocks Leidensweg, der ihn in weiterer Folge auch ins Gefängnis, unter Piraten, und nach Romulus führen wird…

Review: Rückwirkend betrachtet hätten wohl schon bei Theodore Sturgeons Vorwort die Alarmglocken schrillen müssen. Dieser hat die Drehbücher zu den beiden TOS-Episoden "Landurlaub" und "Pon Farr" (ehemals "Weltraumfieber") geschrieben, seine Schwärmerei zur Autorin Sonni Cooper hätte mir jedoch gleich verdächtig vorkommen müssen – denn: Welcher andere Roman kann schon mit so einem Vorwort aufwarten? Rückwirkend wirkt dieses, in dem sich Sturgeon zudem nicht gerade als der größte "Star Trek"-Experte erweist (so gibt er die Episodenanzahl der klassischen Serie mit 75 an, in Wahrheit waren es 79 bzw. – wenn man "Der Käfig" mit einrechnet – 80) jedenfalls fast wie ein Plädoyer bzw. eine Rechtfertigung, warum dieser Roman veröffentlicht wurde. Ich will der guten Autorin nun beim besten Willen nicht zu nahe treten, und gebe ihr an diesem Debakel auch nur teilweise die Schuld. Der Roman wirkt nämlich wie – schlecht geschriebene – FanFiction und hätte als solche vielleicht seine Daseinsberechtigung gehabt, hätte aber in dieser Form wohl nie von Pocket Books veröffentlicht werden dürfen. Was sie dabei geritten hat, dieses Werk auf den Markt zu werfen, werde ich nie verstehen.

Wobei: Möglicherweise hat der verantwortliche Lektor nur die ersten 2-3 Kapitel gelesen, und daraufhin entschieden. Die sind nämlich in der Tat noch recht gelungen. Die Bombe auf der Brücke der Enterprise sorgt für einen – höhö, Wortspiel – explosiven Einstieg, und vor allem McCoys Anstrengungen, das Leben seiner Freunde zu retten, werden packend beschrieben. Spätestens mit Spocks und Scottys Aufbruch in einem gestohlenen Raumschiff fällt der Roman jedoch zunehmend in sich zusammen, um mich letztendlich derart zu ärgern, dass ich fast ein neues iPad gebraucht hätte – stand ich doch kurz davor, es in die Ecke zu pfeffern. Ein Problem von "Schwarzes Feuer" ist die völlig zerfahrene Handlung. Nach der Explosion und der dazugehörigen Untersuchung verschlägt es Spock und Scotty nach Tomarii, dort müssen sie zuerst in Kriegsspielen teilnehmen und vegetieren dann in Gefangenschaft dahin, ehe sie von der Enterprise gerettet werden. Dann müssen sie sich in einem Prozess für ihre Taten verantworten, woraufhin Scotty freigesprochen und Spock zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wird. Dort macht er "zufällig" die Bekanntschaft eines Piraten, mit dem er dann ausbricht, und der ihn in eine Piratenhöhle bringt, wo Spock schließlich die Identität des titelspendenden Black Fire – einem sagenumwobenen Piraten, um den schon bald romantische Geschichten geschrieben werden – annimmt. Nach einigen Monaten in deren Dienst verschlägt es ihn ins Romulanische Reich, dem er schließlich – da er keine andere Wahl hat – die Treue schwört. Dies wiederum führt zu einer Begegnung mit der Enterprise, woraufhin sich beide Mächte kurzzeitig verbünden um gemeinsam gegen die Tomarii zu kämpfen. Am Ende kehrt Spock dann auf die Enterprise zurück, um Kirk vor einem drohenden Angriff der Romulaner zu warnen, und seine Verurteilung stellt sich als List heraus, um das Piratennest auszuheben.

Diese Aufrollung macht es wohl schon deutlich: "Schwarzes Feuer" mangelt es völlig an einem klaren roten Faden und an Kohärenz. Der Roman springt von einer Geschichte zur anderen, und hält sich letztendlich mit keiner Idee lang genug auf, als dass diese Eindruck hinter lassen würde (was jedoch zugegebenermaßen angesichts der Tatsache, wie bescheuert diese teilweise waren, teilweise ein Segen ist). Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass der Roman eher dürftig geschrieben ist, und zu allem Überfluss – und obwohl die Autorin ja eigentlich ein großer Fan der klassischen Serie sein soll – die Figuren teilweise extrem schlecht getroffen erscheinen. Vor allem Spocks Gedanken, Einstellungen und Aktionen machen teilweise nicht wirklich Sinn, und lassen den Vulkanier aus der Serie kaum erkennen. Noch schlechter hat es Kirk erwischt, der am Ende Spock zuerst partout nicht glauben will, als ihn dieser vor dem anstehenden Angriff der Romulaner warnt. Von so Schmankerln sie seinem Gedanken "Und die Enterprise ist beschädigt! Nicht gut" (ist das Kirk, oder Trump?) ganz zu schweigen. Zudem gab es immer wieder Momente, Aktionen, Gedanken oder Zitate, die mir ein ungläubiges "What the fuck?!?!" entlockten. Wie Spocks Gedanke, dass eine Frau ja von einer anderen Spezies sei und eine romantische Verbindung daher unmöglich wäre – was sich nicht nur mit Star Treks Message zu Toleranz nicht vereinbaren lässt, sondern gerade auch aus dem Mund (oder Kopf) eines Halb-Vulkaniers extrem seltsam wirkt. Ein weiterer WTF-Moment: Scotty wird zwar freigesprochen, aber trotzdem bestraft (ich zitiere: "Wir halten sie zwar für nicht schuldig, doch sind wir der Meinung, dass trotzdem eine Bestrafung angezeigt ist."). Und auch Kirks bereits angesprochene Skepsis als Spock zurückkehrt fand ich extrem untypisch und nervig – das war dann auch der Punkt, wo das iPad fast in der Ecke gelandet wäre, und ich mir dachte "Ich pack das alles nicht mehr! Bitte, mach, dass es aufhört!". Der sich daraus ergebende, ohnehin schon negative Gesamteindruck wird dann durch die Vorhersehbarkeit einzelner Momente und Offenbarungen, die schwache Auflösung am Ende, sowie die wieder einmal gewöhnungsbedürftige bis nur bedürftige (ohne gewöhnungs-) Übersetzung von Hans Mater ("Das würde ihren Tod bedeutet haben."?!?!) komplettiert. Ich kann daher nur allen Lesern raten, auf den Rat ihrer Eltern im Hinblick auf Feuer (egal welcher Farbe) zu hören: Finger weg!

Fazit: Der Rezensent Christian Wyss bringt es bei amazon.de schön auf den Punkt: "Schlecht geschriebene Fan-Fiction von jemandem mit Spock-Fetisch." Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Theodore Sturgeons Vorwort wirkt rückwirkend wie die verzweifelte Verteidigung eines Angeklagten, kann jedoch am Schuldspruch nichts ändern: Denn abseits des zugegebenermaßen noch recht interessanten Einstiegs ist "Schwarzes Feuer" ein durch und durch grauenhafter Roman, der zudem von Seite zu Seite schlechter wird. Eine haarsträubende Wendung folgt auf die nächste, vieles ist sehr vorhersehbar, der Roman springt unmotiviert von einer Kurzgeschichte zur nächsten und lässt es an einer klaren zentralen Thematik und an Kohärenz vermissen, die eigenwillige Übersetzung von Hans Maeter (fast hat man den Eindruck, seine gestelzte Übersetzung wäre ein bewusster Gegenentwurf zur flapsigen ZDF-Synchro) dürfte ebenfalls wieder einmal nicht nach jedermanns Geschmack sein, und die Figuren sind teilweise so schlecht getroffen, dass man sie fast nicht wiedererkennt. Insgesamt ist "Schwarzes Feuer" einer der schlechtesten "Star Trek"-Romane, die ich je gelesen habe. Dass dies von einem angeblichen riesigen Fan der klassischen Serie geschrieben worden sein soll, macht mich einfach nur unendlich traurig.

Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel


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