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Das Ende des Regenbogens Drucken E-Mail
Faszinierende Technik-SF von Vernor Vinge Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 08 April 2017
 
Titel: "Das Ende des Regenbogens"
Originaltitel: "Rainbow's End"
Bewertung:
Autor: Vernor Vinge
Übersetzung: René Ulmer
Umfang: 575 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 11. Oktober 2016
ISBN: 978-3-95981-144-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Fast zwanzig Jahre verbrachte der frühere, für seine Werke auf der ganzen Welt bekannte Poet Robert Gu unter einer Alzheimererkrankung leidend in einem Pflegeheim. Jüngste medizinische Fortschritte ermöglichen es nun, ihn zu heilen. Darüber hinaus spricht er auch auf eine neue Behandlungsmethode an, um den Körper zu verjüngen – und erwacht somit, physisch gesehen, wieder als Teenager. Allerdings ist bei der Heilung seines Alzheimers sein sprachliches Talent verloren gegangen. Nun versucht er einerseits, sich damit abzufinden und einen neuen Lebenssinn zu finden, und andererseits, sich an die ganzen technologischen Errungenschaften der letzten Jahre zu gewöhnen – hat sich die Welt während seiner Alzheimererkrankung doch stark verändert. Die meisten Menschen tragen technische Kontaktlinsen, die ihnen wichtige Informationen einblenden, direkten und jederzeitigen Zugang zum Internet erlauben, und auch Nachrichten einblenden. Zudem lässt sich mit spezieller Kleidung auch das eigene Aussehen verändern. Robert schreibt sich an einer High School ein, um den Umgang mit den modernen Technologien zu lernen und das aufzuholen, was er in den letzten zwanzig Jahren verpasst hat. Als sich ein unbekannter Fremder an ihn wendet und ihm anbietet, sein dichterisches Talent wiederzugeben, wird er zum Spielball eines größenwahnsinnigen Weltverbesserers…

Review: Vor über zehn Jahren hatte ich schon mal zwei von Vernor Vinges Werken gelesen. Während mich "Eine Tiefe am Himmel" ungemein faszinierte, fand ich "Ein Feuer auf der Tiefe" sehr schwer zugänglich (Die Tiefen der Zeit muss ich irgendwann noch nachholen). Leichte Kost waren sie jedenfalls beide nicht – und das gilt auch für "Das Ende des Regenbogens", den ich irgendwo zwischen den beiden früher von mir gelesenen Werken einordnen würde – deren Setting weit in der Zukunft und den Tiefen des Alls ich doch ein bisschen vorgezogen habe. Dennoch war auch dieser Roman, der stattdessen in naher Zukunft angesiedelt ist, sehr interessant. Ich fühlte mich dabei teilweise ein bisschen an die (natürlich erst Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung dieses Romans, der nun dank CrossCult endlich auch den Weg zu uns gefunden hat, ausgestrahlte) Science Fiction-Anthologieserie "Black Mirror" erinnert, die sich ebenfalls immer wieder stark mit dem technologischen Fortschritt auseinandersetzt, erinnert. Auch Vernor Vinge nahm sich hier damalige bzw. auch nach wie vor aktuelle Entwicklungen als Vorbild, extrapolierte aus diesen, und führte sie an einen durchaus logisch und plausibel wirkenden Schluss. Alles, angefangen von den "intelligenten" Kontaktlinsen über das "wearen" bis hin zur virtuell überlagerten Realität wirkt absolut schlüssig und überzeugend. Mit diesen und einigen weiteren Ideen schafft Vinge eine faszinierende Zukunftsvision, wobei er sich im Gegensatz zu vielen anderen Autoren kein Urteil erlaubt. Dadurch ist "Das Ende des Regenbogens" weder klar als Utopie noch als Dystopie einzuordnen. Denn ob es sich hier um eine erstrebenswerte oder eine besorgniserregende Zukunftsvision handelt, liegt einzig und allein im Ermessen des Lesers.

Auch die Wahl des Protagonisten ist ungewöhnlich. Mit Robert Gu präsentiert uns Vernor Vinge einerseits einen von Alzheimer geheilten Pensionisten, der sich im Körper eines Teenagers wiederfindet – das allein wäre ja schon außergewöhnlich genug (wobei mir generell der Schwerpunkt auf ältere, aber nach wie vor sehr aktive, Personen sehr gut gefiel) – und der zudem in seinem alten Leben ein echtes Arschloch war. Damit reichert er seinen technologischen SF-Roman um eine schöne Geschichte rund um die "seelische" Rettung einer Figur an, da Robert seine alten Fehler hier endlich erkennt und die Chance bekommt, Wiedergutmachung zu leisten. Endlich mal nicht seine Genialität und Cleverness auszunutzen, um anderen weh zu tun, da er ihre Angriffsflächen intuitiv erkennt, sondern vielmehr ihnen zu helfen. Der Verlust seines dichterischen Talents macht ihn demütiger – und menschlicher. Aber auch die weiteren Figuren sind nett erdacht, und unterscheiden sich auch angenehm voneinander. Wobei ich mir da und dort gewünscht hätte, noch etwas tiefer in manche der Charaktere einzutauchen, wie z.B. Alice Gu, und so einen besseren Einblick in ihre Persönlichkeit zu erhalten und u.a. zu erfahren, was sie antreibt. Der Einstieg ist zudem ein bisschen konfus; es dauert ein wenig, bis man sich in Vinge's hier geschaffener Welt zurechtfindet. Und das Finale fand ich dann ebenfalls teilweise etwas verwirrend geschrieben, weshalb es diesem nicht ganz gelang, mich so richtig zu packen. Insgesamt habe ich "Eine Tiefe am Himmel" doch noch eine Spur fesselnder und faszinierender in Erinnerung. Dennoch sei "Das Ende des Regenbogens" allen Fans "technologischer" SF-Romanen, die vor etwas sperriger und schwerer Kost nicht zurückschrecken, wärmstens empfohlen.

Fazit: Mit "Das Ende des Regenbogens" hat Vernor Vinge einen interessanten Roman erschaffen, in dem er aktuelle technologische Entwicklungen extrapoliert und eine faszinierende Zukunftsvision daraus kreiert. Dabei verzichtet er darauf, zu werten, und überlässt es dem Leser, zu beurteilen, ob diese erstrebenswert wäre, oder nicht. Mit Robert Gu präsentiert er zudem einen überaus ungewöhnlichen Helden, der zu Beginn einen eher unsympathischen Eindruck macht, sich im Verlauf der Erzählung jedoch rehabilitiert. Die Geschichte selbst ist ebenfalls interessant – wenn sie es auch ein bisschen an den ganz großen Höhepunkten vermissen lässt, sich der Einstieg noch etwas sperrig gestaltet, und Vernor Vinge seinem Hang zu ebenso schwerer wie ausufernder Kost treu bleibt. Wen das nicht abschreckt, der bekommt mit "Das Ende des Regenbogens" aber ein faszinierendes Technologie-Thrillerdrama mit ungewöhnlichen Protagonisten spendiert.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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