Mit: Ryan Gosling, Emma Stone, John Legend, Callie Hernandez, Jessica Rothe, Sonoya Mizuno, Rosemarie DeWitt, J.K. Simmons u.a.
Kurzinhalt:
So wie viele andere Jungdarstellerinnen auch müht sich Mia von Casting von Casting, in der Hoffnung, eines Tages den großen Durchbruch zu schaffen. Der Musiker Sebastian wiederum müht sich als Pianist ab, und quält sich von einem langweiligen Engagement zum nächsten. Er wiederum hofft darauf, sich eines Tages den Traum eines eigenen Jazz-Lokals erfüllen zu können. Nach einer ersten wenig freundschaftlichen Begegnung auf dem Highway sowie Mias Besuch einer Bar, in der Sebastian gerade am Piano sitzt, kreuzen sich ihre Wege kurz darauf noch ein drittes Mal, als sie sich auf einer Hollywood-Party wiedersehen. Schon bald wird klar, dass sich zwischen den beiden trotz der anfänglichen Antipathie zunehmend eine Anziehungskraft entwickelt. Es kommt, wie es kommen muss, und die beiden verlieben sich ineinander. Anfänglich läuft ihre Beziehung noch harmonisch und wie aus dem Bilderbuch. Doch die Höhen und Tiefen ihrer beider Karrieren stellen die Liebe des jungen Paares schon bald auf eine harte Probe…
Review:
"La La Land" war der Abschlussfilm der letztjährigen Viennale – und hat mich offen gestanden umgehauen. Solche Filmfestivals haben dabei halt u.a. auch den Vorteil, dass man Filme oftmals erwischt, noch bevor ihnen ein gewisser Hype vorauseilt, und man sie somit noch recht frei von Hoffnungen, Erwartungen und Vorstellungen betrachten kann. Jedenfalls fand ich den Film ungemein charmant, schwungvoll und absolut bezaubernd – und hätte er seinen offiziellen Kinostart hierzulande schon 2016 gehabt, wäre das ein wirklich spannendes Kopf an Kopf-Rennen zwischen ihm und "Arrival" geworden (wobei ich mich ehrlich gesagt darüber freue, dass ich mich zwischen den beiden nicht entscheiden musste). Und das, obwohl ich noch nicht einmal der größte Musical-Fan bin. Zwar habe ich grundsätzlich nichts gegen sie, und "Les Miserables" vor ein paar Jahren hat mich ja ebenfalls schon ungemein beeindruckt. Allerdings bin ich dann doch etwas zu jung, um mit dem Musicals der goldenen Hollywood-Ära aufgewachsen zu sein, und auch wenn mir als Kind im Fernsehen das eine oder andere Musical untergekommen sein mag, verband mich mit ihnen eigentlich noch nie viel.
Zugegeben, wer mit Musicals so überhaupt rein gar nichts anfangen kann, den wird "La La Land" auch nicht bekehren. Wer ihnen gegenüber jedoch aufgeschlossen ist, dem bietet sich hier ein großartiger moderner Vertreter, der sich als wunderbare Hommage an die Klassiker des Genres aus den 50ern erweist. Bereits die erste Musik- und Tanznummer auf dem Highway ist ungemein mitreißend und schwungvoll, und stimmt einen damit perfekt auf den nachfolgenden Film ein. Danach nimmt sich "La La Land" Zeit, um die zwar zugegebenermaßen nicht übermäßig originellen Figuren vorzustellen, die mir jedoch nichtsdestotrotz mit der Zeit stark ans Herz wuchsen. Natürlich ist Mia letzten Endes nur die x-te um ihren Erfolg kämpfende Schauspielerin, wie man sie in den letzten Jahren in Filmen immer wieder zu Gesicht bekam. Und dennoch fällt es schwer, sowohl im beruflichen als auch im Privatleben mit ihr mitzufiebern. Sebastian wiederum ist zwar ein etwas sturer, letztendlich aber ebenfalls liebenswerter Kerl. Zudem ist beiden gemein, dass es sich um Träumer erster Güte handelt – was sie zumindest mir ungemein sympathisch machte. Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor neben den Figuren ist dann bei einem Musical wenig überraschend – die Musik. Nach der beschwingten ersten Tanznummer ist in weiterer Folge von romantisch über lebhaft bis melancholisch alles dabei. "City of Stars" erweist sich dabei als das zentrale Stück, dass sich durch den Film zieht, aber auch "Someone in the Crowd", "A Lovely Night" und vor allem "The Fools Who Dream" hatten es mir angetan. Und auch die instrumentale Musik, die sich natürlich an den zentralen Stücken anlehnt, ist wundervoll.
Eine weitere wesentliche Stärke des Films sind die Darsteller. Mit Ryan Gosling und Emma Stone hat man zwei der charmantesten, beliebtesten, fleißigsten und vor allem auch talentiertesten JungschauspielerInnen für die Hauptrollen verpflichtet. Vor allem Emma Stone erweist sich dabei schon bald als das Herz und die Seele des Films. Aber auch Gosling spielt seinen den alten (Jazz-)Zeiten nachhängenden Sebastian überaus charmant. Zudem haben die beiden vor der Kamera eine unbestreitbare Chemie, die ebenfalls viel zum Gelingen des Films beiträgt. Und dann machen die beiden zu allem Überfluss auch noch sowohl beim Gesang als auch den Tanzchoreographien eine gute Figur. Wie die betreffenden Szenen generell hervorstechen, was u.a. auch an der Inszenierung liegt. Damien Chazelle nimmt sich ein Beispiel an Tom Hooper, der für "Les Miserables" den Gesang ebenfalls gleich live bei den Dreharbeiten aufgenommen hat, statt ihn später im Studio nachsingen zu lassen, was den Nummern einfach das gewisse Extra an Unmittelbarkeit und "Realismus" verleiht. Darüber hinaus präsentiert er viele Szenen ohne (erkenntlichen) Schnitt, was nicht nur die Leistung von Gosling und Stone noch einmal um einiges beeindruckender macht, sondern ebenfalls zur Energie beiträgt, die der Film verströmt.
Auch optisch ist "La La Land" eine Augenweide. Zahlreiche Szenen wurden in der sogenannten "Golden Hour" aufgenommen, und lassen Los Angeles in einem zauberhaften Licht erstrahlen. So schön hat die Stadt der Engel jedenfalls schon lange nicht mehr ausgesehen. Aber auch das Drehbuch sticht positiv hervor. In der ersten Hälfte mag "La La Land" noch einen sehr konventionellen Eindruck machen, doch der Clou an ihm ist eben, dass sich Damien Chazelle nicht damit begnügt, nur in der Erinnerung der alten Musical-Klassiker von einst zu schwelgen. Denn als in etwa zur Halbzeit Mia und Sebastian im Planetarium zu den Sternen schweben, ist genau jener Punkt erreicht, wo jene Klassiker, denen "La La Land" Tribut zollt, abblendeten. Stattdessen erzählt Damien Chazelle hier jedoch, wie es nach diesem Happy End weitergeht, und zeigt uns, wie Mia und Sebastian nicht zuletzt aufgrund ihrer beruflichen Erfolge und Misserfolge auch in ihrer Beziehung immer wieder Höhen und Tiefen durchleben. All dies mündet dann schließlich in der besten Abschlussszene, die ich seit langem im Kino gesehen habe. Absolut phantastisch, und ungemein berührend. Und generell ist es eben genau die nicht mehr ganz so kitschig-romantisch-verklärte zweite Hälfte, die "La La Land" für mich so auszeichnet, und dafür sorgt, dass er längst nicht so seicht ist, wie er von vielen – meines Erachtens zu Unrecht – eingeschätzt wird. Aus meiner Sicht und nach aktuellem Stand ist "La La Land" jedenfalls nicht nur der Oscar-Favorit, sondern auch mein Frontrunner für den besten Film des Jahres.
Fazit:
"La La Land" ist eine schwungvolle, hinreißende und ungemein charmante Hommage an klassische Hollywood-Musicals. Die erste Hälfte ist dabei noch ganz der Tradition des Genres verpflichtet, eher er dann neue Pfade betrifft, und die Geschichte dort weitererzählt, wo die Klassiker üblicherweise immer abblenden. Dass es hier nun eben danach noch weitergeht und die Geschichte nach dem Happy End erzählt wird, ist dann für mich auch genau das, was ihn u.a. so auszeichnet, und ihn zu mehr macht als einer reinen nostalgischen Fingerübung. Vor allem die letzten paar Minuten zählen zu den besten, die mir in den letzten Jahren im Kino untergekommen sind. Darüber hinaus besticht "La La Land" mit ungemein charmanten und starken schauspielerischen Leistungen seiner beiden Hauptdarsteller, wobei sich vor allem Emma Stone als das Herz und die Seele des Films erweist. Die Musik, seien es die Songs oder die instrumentale Untermalung, ist ebenfalls phantastisch, und begeistert sowohl mit schwungvollen als auch melancholischen Nummern und Tönen. Die letzte wesentliche Stärke ist dann Damien Chazelles Inszenierung, der sich hier ein Beispiel an Tom Hooper nahm, und auch den Gesang direkt vor Ort aufnahm, statt ihn später im Studio einzuspielen. Zudem gibt es viele Szenen ohne (erkennbaren) Schnitt, die dadurch für mich einfach deutlich mehr Dynamik bekamen, als wenn man sie zerschnitten hätte. Und auch visuell ist der Film mit seinen Aufnahmen von Los Angeles teilweise ein wahrer Augenschmaus. Insgesamt ist "La La Land" eine wundervolle, zeitlose und absolut zauberhafte Liebeserklärung an die mittlerweile fast ausgestorbene Kunstform des filmischen Musicals, die dem Genre zugeneigten Cineasten über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte hinweg, noch viel Freude bereiten wird.