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Die Übernahme PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Accession
Episodennummer: 4x17
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 24. Februar 1996
Erstausstrahlung D: 01. November 1996
Drehbuch: Jane Espenson
Regie: Les Landau
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Michael Dorn als Lt. Commander Worf, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Richard Libertini als Akorem Laan, Rosalind Chao als Keiko O'Brien, Robert Symonds als Porta, Camille Saviola als Opaka, Hana Hatae als Molly O'Brien, David Carpenter als Onara, Grace Zandarski als Latara, Laura Jane Salvato als Gia u.a.

Kurzinhalt: Das Wurmloch öffnet sich ungeplant, und ohne dass die Relaisstation im Gamma-Quadranten ein ankommendes Schiff registriert hätte. Ein altes bajoranisches Schiff tritt daraus hervor. An Bord befindet sich Akorem Laan, ein bajoranischer Poet, der vor fast 200 Jahren spurlos verschwunden ist. Wie sich herausstellt, ist er damals mit dem Schiff aufgebrochen und wurde vom Wurmloch verschluckt, wo die Propheten seine Verletzungen geheilt haben. Nun wurde er wieder zurückgeschickt. Akorem behauptet, von den Propheten als ihr Abgesandter ausgewählt worden zu sein. Captain Sisko, dem diese Rolle ohnehin schon immer ein Dorn im Auge war, nimmt die Neuigkeit mit Freude zur Kenntnis – hat er nun doch eine Sorge weniger, über die er sich den Kopf zerbrechen muss. Anfangs scheint Akorem Laan auch das in ihn gesetzte Vertrauen voll und ganz zu bestätigen. Als er jedoch von der cardassianischen Besetzung erfährt, und auch davon, dass die Bajoraner im Zuge dessen ihr altes Kastensystem aufgegeben haben, da sie alle zu Freiheitskämpfern wurden, setzt er sich dafür ein, dieses wieder einzusetzen. Die D'jarras sehen vor, dass jeder in die Fußstapfen einer Ahnen folgt, und den Beruf, mit dem ihre Familie assoziiert wird, übernimmt. Eben dies bestimmt dann auch den sozialen Status. Die Regelung würde auch bedeuten, dass Kira ihr Amt zurücklegen müsste. Als es dann aufgrund der Rückkehr des Kastensystems zu einem Mord auf der Station kommt, sieht sich Sisko dazu gezwungen, Akorems Anspruch, der Abgesandte der Propheten zu sein, anzufechten…

Denkwürdige Zitate: "Who are we to dismantle this piece of art?"
"I don't know. But if we don't, Keiko will dismantle me."
(Julian und Miles über den Sauhaufen in seiner Wohnung.)

"So you're off the hook. How does it feel?"
"It feels good. No more ceremonies to attend, no more blessings to give, no more prophecies to fulfill. I'm just a Starfleet officer again. All I have to worry about are the Klingons, the Dominion and the Maquis. I feel like I'm on vacation."
(Auch ohne Abgesandten-Verpflichtungen ist Siskos Terminkalender noch voll genug.)

"I'll be sure and call you when she's ready to deliver. You can lend a hand."
"Seven months? Unfortunately, I will be away from the station at that time. Far away. Visiting my parents. On Earth."
(Worf hat nicht vor, sein Erlebnis aus "Katastrophe auf der Enterprise" zu wiederholen.)


Review: Episodenbild (c) CBS Momentan habe ich bei "Deep Space Nine" ja nicht gerade einen Lauf. Auf eine Ferengi-Episode folgt nun also eine Episode, die sich a) mit Bajor (das allein ist schon üblicherweise nicht meine Lieblings-Thematik) und b) noch dazu ihrer Religion, den Propheten, dem Abgesandten-Mythos usw. auseinandersetzt. Hallelujah! Nicht. Wobei ich zu meiner eigenen Überraschung, die letztendlich sogar noch schlimmer fand als "Der Streik", wo ich zumindest die Grundaussage rund um Gewerkschaften und die Ausbeutung von Arbeitnehmern mochte. "Die Übernahme" hatte jedoch als einzelne rettende Aspekte die amüsante B-Story rund um Keikos Rückkehr sowie die mitschwingende kritische Aussage gegenüber blinder (religiöser) Autoritätshörigkeit zu bieten, wobei ich beide trotzdem auch nicht ungetrübt genießen konnte. Ersteres wegen der Fülle an Klischees, die hier dargeboten werden, letzteres wegen der nicht unproblematischen Aussage des von außen aus einer höher entwickelten Zivilisation kommenden Erlösers, der die ungebildeten, abergläubischen Wilden vor sich selbst retten muss. Dass sich die Drehbuchautoren dieser Aussage wohl nicht mal selbst bewusst waren und sie nicht beabsichtigen, macht es letztendlich für mich auch eher schlimmer, statt besser.

Letztendlich hat aber ganz einfach die ganze Folge vom Konzept her von Anfang an nicht funktioniert. Die Grundidee rund um einen Jahrhunderte im Wurmloch "gefangenen" Bajoraner mag nett sein, leidet jedoch von Anfang an darunter, dass man als Zuschauer ja eigentlich enttäuscht sein soll, dass Sisko nun doch nicht der "Erlöser" ist. Da ich diesen ganzen Abgesandten-Quatsch jedoch seit jeher ablehne und er einer meiner größten Kritikpunkte an der Serie darstellt, wäre mir nichts lieber gewesen, als wenn sich Akorem auch tatsächlich als der eigentliche, richtige Abgesandte herausgestellt hätte. Damit war ich von Anfang an auf einer völlig anderen Seite, als es von den Drehbuchautoren eigentlich beabsichtigt war. Zudem war die Folge noch dazu extrem vorhersehbar, da nun mal von Anfang an klar war, dass man eine derart große Änderung des Status Quo mitten in die Staffel packen würde (DS9 ist halt nun mal nicht B5). Somit wartete ich nur darauf, dass sich dies als Fehler/Irrtum herausstellt – und in meinem Fall halt noch nicht mal mit Vorfreude, sondern doch eher Widerwillen. Auch die Story rund um das alte Kastensystem trug für mich nichts zum Gelingen der Episode bei. Ich musste dabei unweigerlich an den Wahlerfolg von Trump denken: Wenn die Leute so blöd sind, dann haben sie's auch nicht anders verdient. Dementsprechend hielt sich mein Mitleid mit den Bajoranern, die sich hier aus falscher religiöser Überzeugung ein altes, rückständiges und ja eigentlich verhasstes System aufzwingen lassen in sehr argen Grenzen. Was übrigens Kira mit einschließt, wobei die Szene, wo Sisko ihr gegenüber meint, er könnte sie nie ersetzen, auch überhaupt nicht funktioniert hat, da einerseits viel zu übertrieben und kitschig, und andererseits weiß man ja eh von vornherein, dass es nicht so weit kommen wird. Was dem Fass dann aber endgültig den Boden ausschlug, war Siskos Nicht-Erklärung am Ende: "The prophets work in mysterious ways." AYFKM? Das zeigt einfach eine derartige Missachtung des SF-Genres – und auch Faulheit von Seiten der Drehbuchautoren – dass es mein Blut zum Kochen brachte.

Fazit: Episodenbild (c) CBS "Die Übernahme" hat für mich leider von vorne bis hinten nicht funktioniert. Ich kann mit diesem ganzen Propheten- und Abgesandten-Quatsch nun mal nichts anfangen, weshalb ich der Folge gegenüber von vornherein skeptisch eingestellt war. Sie litt zudem darunter, dass es mir wesentlich lieber gewesen wäre, Sisko hätte den Titel als Abgesandter auch tatsächlich abgeben können – was wohl genau das Gegenteil dessen war, was die Macher hier beabsichtigt hatten – sowie an der Vorhersehbarkeit, dass es so weit am Ende ja eh nicht kommen würde. Auch alles rund ums Kastensystem hat für mich nicht funktioniert, da ich der Ansicht bin: Wenn die Bajoraner wirklich so blöd sind, sich dieses aus blindem Glauben bzw. Gehorsam wieder aufzwingen zu lassen, dann sind sie selber Schuld. Auch, dass Sisko aus einer vermeintlich fortschrittlicheren, aufgeklärteren Zivilisation zur Rettung der abergläubischen Wilden antreten muss, sehe ich problematisch. Die Nicht-Erklärung der geänderten Zeitlinie, die von Jane Espenson mit einem faulen "Die Wege der Propheten sind unergründlich" abgetan wurde, was ich als Beleidigung sowohl des Genres als auch der Zuschauer empfand, sowie Siskos Nun-Akzeptanz seiner Rolle, die mir die Galle hochkommen ließ, setzte dem ganzen dann die Krone auf. Selbst die amüsante – wenn auch nur so vor Klischees strotzende – B-Story konnte da nichts mehr retten.

Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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