Originaltitel: Prey
Episodennummer: 4x16
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 18. Februar 1998
Erstausstrahlung D: 05. März 1999
Drehbuch: Brannon Braga
Regie: Allan Eastman
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Tony Todd als Alpha-Hirogen,
Clint Carmichael als Beta-Hirogen u.a.
Kurzinhalt:
Die Voyager stößt auf ein beschädigtes Schiff der Hirogen, das im All treibt. Als man an Bord geht, entdeckt man einen Überlebenden, den man sogleich an Bord holt. Es gelingt dem Doktor, ihn zu verarzten, und kurz darauf erlangt der Alpha-Hirogen wieder das Bewusstsein. Ein berichtet von einer besonders tückischen und gefährlichen Beute, die man bis in ein Asteroidenfeld verfolgt und dort gefangen genommen hat. Dann jedoch wendete sich diese gegen ihre Angreifer. Aufgrund des Berichts stellt sich heraus, dass es sich bei der Beute um ein Mitglied der Spezies 8472 gehandelt hat. Kurz darauf schleicht sich dieses an Bord. Der Alpha-Hirogen möchte daraufhin die Jagd fortsetzen, und um zu verhindern, dass die Voyager ein ähnliches Schicksal erleidet, wie das Hirogen-Schiff, stimmt sie ursprünglich zu. Dann gelingt es dem Team jedoch, den Außerirdischen zu stellen, und es wird deutlich, dass die Kreatur schwer verletzt ist, und keine wirkliche Bedrohung darstellt. Dank Tuvoks telepathischer Fähigkeiten gelingt es, mit ihm in Kontakt zu treten, woraufhin man erfährt, dass er von den anderen zurückgelassen wurde und nichts weiter will, als in ihren Raum zurückzukehren. Die Hirogen jedoch bestehen darauf, die Jagd fortzusetzen und das Wesen zu stellen. Egal, für welche Seite sich Captain Janeway entscheidet – sie wird sich eines der beiden Völker zum Feind machen…
Denkwürdige Zitate:
"The Hirogen vessel is a potential threat. We should destroy it."
"Seven, what you call a threat, I call an opportunity to gain knowledge about this species. And in this case, maybe even show some compassion."
(Von Beginn an sind die Auffassungsunterschiede zwischen Janeway und Seven offenkundig.)
"You missed."
(Tuvok zu Seven, nachdem sie an ihm vorbeigeschossen hat.)
"This isn't a hunt, it's a slaughter, and I'm calling it off right now."
(Janeway stellt sich den Hirogen entgegen.)
"You made me into an individual. You encouraged me to stop thinking like a member of the Collective, to cultivate my independence and my humanity. But when I try to assert that independence I am punished."
(Sevens – nicht unberechtigter – Einwand auf Janeways Rüffel am Ende.)
Review:
"Beute" war eine überaus interessante und gelungene Episode. Auf der einen Seite liegt dies an ihrem hohen Unterhaltungswert. Vor allem die erste Jagd auf das Mitglied der Spezies 8472, nachdem sich dieses an Bord geschlichen hat, ist sehr packend umgesetzt, und wurde von … auch sehr gut und mitreißend inszeniert. Auch die sehr dunkle Belichtung in diesen Szenen trug viel dazu bei, um diesen Momenten eine dichte Atmosphäre zu bescheren. Die Effekte waren ebenfalls überwiegend gelungen. Spezies 8472 kann zwar nach wie vor ihre Computerherkunft nicht verbergen, und vor allem die Nahaufnahmen fand ich eher schwach getrickst. Dafür konnte die Folge aber mit so coolen Einstellungen wie dem Zoom auf das Schiff, wo man dann das 8472-Alien auf der Außenhülle herumkrabbeln sieht, aufwarten. Und auch die Musik konnte mir wieder gefallen. Insgesamt sah "Beute" jedenfalls klasse aus, und trug die hohe Produktionsqualität wieder einmal viel zum Gelingen der Folge bei.
Allerdings, aus der Vergangenheit wissen wir auch, dass diese letztendlich auch nichts retten kann, wenn die Story nicht taugt, da jede Folge letztendlich mit dem Drehbuch steht oder fällt. Aber auch diesbezüglich kann "Beute" überzeugen. Einerseits gefiel mir daran das Dilemma, in dem sich Janeway wiederfindet, die hier zwischen den Stühlen gefangen ist, und sich für eine Seite entscheiden muss – im Wissen, dass sie sich die jeweils andere dadurch zum Feind macht. In erster Linie gehörte "Beute" aber wieder einmal Seven of Nine. Es ist überaus ungewöhnlich, die ehemalige Borgdrohne derart angespannt, ja fast ängstlich, zu erleben. Dies verleiht ihr nicht nur wieder mehr Menschlichkeit und lässt uns eine neue Seite an ihr entdecken, sondern führt dann schließlich auch zu ihrer Meinungsverschiedenheit mit Janeway – und zuletzt auch ihrer Meuterei. Bereits zu Beginn werden die Auffassungsunterschiede zwischen beiden deutlich. Wo Seven zu Vorsicht mahnt, sieht Kathryn im beschädigten Hirogen-Schiff eine Chance. Sehr stark ist dann auch ihre spätere Diskussion, als der Captain ihr befiehlt, 8472 dabei zu helfen, in den eigenen Raum zurückzukehren, und diese den Befehl einfach verweigert. Und als wäre das nicht an Auflehnung schon genug, hilft sie in weiterer Folge den Hirogen auch noch dabei, das Wesen gefangen zu nehmen – und verletzt damit einen ausdrücklichen Befehl. Janeway ist – natürlich zu Recht – angefressen, was auch am Ende deutlich wird. Zugleich ist aber auch Sevens Einwand berechtigt: Seitdem sie – gegen ihren Willen – gerettet wurde, hat Kathryn genau jenen Individualismus in ihr gefördert, den sie jetzt kritisiert. Jedenfalls: So angespannt war die Lage an Bord schon lange nicht mehr, und es freut mich, dass sich die Macher dazu entschieden haben, wieder etwas mehr Konflikt in die Crew hineinzubringen – und zudem dafür einen so natürlichen und nachvollziehbaren Weg fanden.
Fazit:
An "Beute" gefiel mir vor allem der Konflikt zwischen Janeway und Seven, der sehr natürlich wirkte, und auch ausgewogen dargestellt war – konnte ich doch der Argumentation beider Seiten etwas abgewinnen. Und so meuterisch wie es die ehemalige Borg-Drohne hier tut durfte sich schon lange keine "Star Trek"-Hauptfigur gegenüber dem Captain aufführen. Auch dies fand ich stark, und in positiver Hinsicht überraschend. Aber auch Action hatte "Beute" wieder mal zu bieten, wobei es mir vor allem die erste Jagd auf das Mitglied der Spezies 8472, nachdem es an Bord kam, angetan hatte. Zudem war die Folge ausgesprochen gut inszeniert, und die Effekte konnten mit dem einen oder anderen hervorstechenden Moment – insbesondere die Einstellung mit dem Zoom auf die Außenhölle der Voyager – aufwarten. Wesentliche Kritikpunkte gab es keine; eine höhere Wertung wird letztendlich nur davon verhindert, dass mir der letzte Tick an Spannung, Dramatik, Anspruch sowie an emotionaler Wirkung gefehlt hat. Davon abgesehen war "Beute" aber eine tolle und vor allem sehr unterhaltsame Episode.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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