Mit: John Krasinski, Anna Kendrick, Mary Elizabeth Winstead, Charlie Day, Margo Martindale, Richard Jenkins, Sharlto Copley, Randall Park u.a.
Kurzinhalt:
John Hollar kehrt aus New York in seine Heimatstadt zurück, als seine Mutter erkrankt und eine Operation bekommen soll. Erneut muss er sich mit seiner Familie und alten Bekannten auseinandersetzen, die er für seine Karriere zurückgelassen hatte…
Review:
John Krasinski ist wohl hauptsächlich durch seine Rolle in "Das Büro" (The Office), der US-Version von "Stromberg", bekannt und durch seine erste große Rolle in "13 Hours" von 2016. Dort folgt man einer Gruppe Ex-Seals, die in Benghazi (Libyen) den US-Botschafter retten. Mit "Die Hollars" hat er nicht nur seine aktuelle Hauptrolle, er führte auch erstmals selbst Regie bei einem Film. Dabei fühlt sich der Film an, wie die Arbeit eines Kollegen, der nach einer bekannten TV-Rolle auch seine eigenen Filme auf die Leinwand brachte – Zach Braff. Tatsächlich ist die Geschichte von "Die Hollars", der in "Wish I Was Here" nicht unähnlich. Krasinskis Film erfindet auch wenig neu. Das Thema der Familienzusammenkunft zu Feiertagen, oder zum Bekanntwerden einer Krankheit eines Elternteils, ist quasi fester Bestandteil der US-Familienkomödien/Dramas. Dennoch ist das alles mit sehr viel Herz gemacht und gerade Margo Martindale ("Good Wife"), die im Krankenhaus liegende Mutter und Richard Jenkins ("Six Feet Under"), der überforderte Vater, sind großartig. Charlto Copley als Krasinskis Filmbruder und Anna Kendrick als seine Filmfrau sind in ihren Nebenrollen auch okay.
Worum geht es denn nun in "Die Hollars"? Um Liebe, Familie, Verlust und dass das Leben weitergeht. Die Mischung aus Drama und Komödie ist nicht unbekannt und soll das wahre Leben abbilden, mehr als irgendwas sonst. Mit dieser gewissen Vertrautheit geht natürlich auch einher, dass hier kaum Neues – nur in Nuancen – gezeigt wird. Egal wie herzerwärmend und emotional das alles eingefangen wurde und wie toll die Chemie zwischen den Protagonisten ist, das hat man alles schon Mal in ähnlicher Form gesehen. Einige hatten schon eine Oscarnominierung von Margo Martindale vorausgesagt, aber daraus wurde ja nun nichts. Tatsächlich befürchte ich, dass "Die Hollars" ein deutlich unterschätzter Film, mit zu wenig Aufmerksamkeit, auch in Deutschland bleiben wird. Dieser Festivaltitel hätte mehr verdient. Die Hollar-Familie erlebt einen Nahe-Zusammenbruch in jeder Hinsicht. Vier völlig gegensätzlichen Typen und deren Anhänge treffen hier aufeinander und finden einen gemeinsamen Weg. Dennoch ist "Die Hollars" kein "Garden State" oder "Little Miss Sunshine". Die Probleme sind etwas zu normal und whitemiddleclass-isch, als dass sie unüberwindbar wären. Die zum Kern dazugestricken Nebenhandlungen um die Ex-Partnerinnen der beiden Brüder bleiben super oberflächlich und sind besonders in einem Fall super unnötig, weil unwitzig. Generell hätte dem Drehbuch etwas Feinschliff gut getan. So jedoch bleiben die meisten Auflösungen und Handlungsbögen recht unkreativ und wie eben schon diplomatisch ausgedrückt, nicht unbekannt. "Vorhersehbar" wäre die nicht-diplomatische Wortwahl. "Die Hollars" hebt kaum etwas von den anderen Filmen über Familien und ihre innere Zerstrittenheit ab. Alles in allem macht das "Die Hollars" zu keinem schlechten Film – Regie und Schauspieler stimmen - aber irgendwie auch nicht zu einem für den es sich lohnt, ins Kino zu gehen. Es ist einer dieser Sonntagvormittag-Filme, die man im Bett schaut. Ich denke trotzdem, wir werden von Krasinski noch Einiges zu sehen bekommen und den Anfang macht die Serienversion der Abenteuer von Tom Clancys CIA-Analyst Jack Ryan. Die gleichnamige Serie soll auf Amazon Prime Video noch in 2017 Premiere feiern.
Fazit:
"Die Hollars" hat eine tolle Besetzung und ist als Drama-Komödie gut aufgestellt. Leider ist diese oft zu vorhersehbar und einfach gestrickt, dass von ihr gerade mal die grundlegendsten Reaktionen hervorgerufen werden. Das Herz stimmt hier und ist nicht zu knapp bemessen, aber substanzielle neue Einsichten, kann man - durch die kopflos agierenden Männer und ihre starken Frauen - kaum gewinnen. Er hat mich keinesfalls kalt gelassen und verknüpft Trauer und Freude auf schöne Art und Weise, tut dies aber immer auf einfachstem Wege. Sicherlich ist er aber eine willkommene Ablenkung von all den Actionspektakeln, die sonst die Leinwand beherrschen.