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The Carpet People Drucken E-Mail
Review zu Pratchetts überarbeitetem Debütroman Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 21 Januar 2017
 
Titel: "The Carpet People"
Deutscher Titel: "Die Teppichvölker"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 211 Seiten
Verlag: Colin Smythe
Veröffentlicht: 1971
ISBN: 978-0-552-55105-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Munrugs sind mikroskopisch kleine Wesen, die einen Teppich bevölkern. Eines Tages wird eines ihrer Dörfer vom Monster Fray heimgesucht, welches man eigentlich nur mehr aus Mythen und Legenden kannte, und das, hoch über dem Teppich schwebend, ihr Dorf völlig zerstört. Unter der Führung von Snibril ziehen sie daraufhin los, um eine neue Heimat zu finden. Dabei stoßen sie nicht nur auf zahlreiche weitere Figuren und Völker, sondern treffen auch auf die Mouls, die Fray anbeten, und behaupten, es kontrollieren zu können. Aus Angst, die Mouls könnten Fray als nächstes auf sie hetzen, macht sich eine Stadt nach der anderen ihrer untertan…

Review: "The Carpet People" ist der Debütroman von Terry Pratchett, der zwölf Jahre vor seinem ersten Abenteuer von der Scheibenwelt veröffentlicht wurde. In den frühen neunziger, als seine Popularität immer größer wurde und man in seiner Bibliographie nach anderen, früheren Werken suchte, um diese neu aufzulegen, gab man ihm die Möglichkeit, seinen allerersten Roman nochmal zu überarbeiten. Eben dieses überarbeitete Auflage – und nicht etwa die Originalversion – habe ich mir nun vorgeknöpft, wobei es nicht das erste Mal war, dass ich den Roman gelesen hatte. Bereits als Teenager hatte ich mir "Die Teppichvölker", nachdem ich ein paar Romane von der Scheibenwelt gelesen hatte, in der deutschen Übersetzung von einem Freund ausgeliehen, wobei ich nicht sagen kann, auf welche der beiden Versionen diese basierte. Nachdem ich letztes Jahr ja meinen ersten Durchlauf durch die gesamte Discworld-Bibliographie beendet hatte, beschloss ich nun, mir auch seine anderen Werke (wieder) vorzuknöpfen, und auch hier wieder chronologisch mit seinem ersten Werk zu beginnen. Ohne Kenntnis des Originals kann ich dabei zwar natürlich keinen Vergleich ziehen, allerdings meinte ich durchaus, den späteren, reiferen Pratchett vor allem in einigen der Dialoge zu erkennen. Generell gibt es so manche Stelle, die mich eher an die späteren Scheibenwelt-Romane erinnert hat, und vermeintlich vom älteren Pratchett hinzugefügt wurden. Manche mag dieser wechselnde Stil stören, ich fand diese Mischung aber eigentlich ganz interessant, da man einerseits zwischendurch immer wieder Pratchetts Ursprünge erkannte, zugleich aber auch auf die zwanzig Jahre Erfahrung, die er schriftstellerisch in der Zwischenzeit gesammelt hatte, nicht gänzlich verzichten musste.

Trotz der späteren Überarbeitung fehlt "The Carpet People" noch etwas die Finesse von Pratchetts Scheibenwelt-Romanen. So vermisste ich hier sowohl den teils unerschöpflich wirkenden Einfallsreichtum seiner frühen als auch die starke Gesellschaftskritik seiner späteren "Discworld"-Werke. Aber letztendlich ist das nun mal eben auch wirklich ein Debütroman, und auch als solcher zu bewerten. Sein Talent für Prosa wird jedenfalls auch schon hier deutlich, und generell sind bei "The Carpet People" bereits Ansätze seiner späteren, berühmten Scheibenwelt-Abenteuer zu bemerken. Wie z.B. die ungewöhnliche und originelle Welt, auf der sich die Geschichte zuträgt. Sein Gespür für charmante und sich voneinander klar und deutlich unterscheidende Figuren. Oder auch die Vermischung des phantastischen mit dem gewöhnlichen-banal-alltäglichen. Die Geschichte selbst ist aber halt noch nicht ganz so originell und/oder ausgeklügelt wie seine späteren Arbeiten. Und auch insgesamt hat mich "The Carpet People" nicht ganz so begeistert und fasziniert wie der Großteil seiner "Discworld"-Abenteuer. Für Fans der Scheibenwelt bietet der Roman jedoch einen interessanten Einblick in die frühe Schaffensphase des Autors, und wohl u.a. auch dank der späteren Überarbeitung blitzt da und dort immer wieder jene Genialität auf, die ihn in meinen Augen so auszeichnete. Im Gegensatz zu seinen "Discworld"-Romanen denke ich jedoch eher nicht, dass ich mir "The Carpet People" noch einmal durchlesen werde. Er war soweit zwar nett und recht unterhaltsam, aber mir persönlich war da abseits der interessanten Grundidee und einzelner netter Szenen zu wenig wirklich Bemerkenswertes.

Fazit: Die überarbeitete Fassung von "The Carpet People" hat insofern einen ganz eigenen Reiz, als man förmlich erkennt, dass dieser in gewisser Weise von zwei Autoren geschrieben wurde, auch wenn sie die gleiche Person waren (wie es Pratchett im Vorwort selbst so schön ausdrückt), nämlich dem aufstrebenden 17-jährigen Autor der zum ersten Mal seine schriftstellerischen Fühler ausstreckt, und dem in etwa zwanzig Jahre älteren und reiferen Pratchett, dessen Einfluss vor allem in den Dialogen und bei einzelnen Textstellen immer wieder spürbar ist. Diese Mischung machte den Roman für mich sehr interessant. Generell war es durchaus nett, dieses Frühwerk zu lesen, und dabei durchaus die eine oder andere Parallele zur Scheibenwelt zu entdecken. Die Ansätze seiner späteren, berühmtesten Romanreihe sind hier immer wieder zu erkennen. Letztendlich hält "The Carpet People" jedoch den Vergleich zu diesen insbesondere soweit es die Handlung betrifft nicht ganz stand. Er ist weder so einfallsreich und witzig wie die frühen Scheibenwelt-Abenteuer, noch so nachdenklich-philosophisch-gesellschaftskritisch wie seine späteren Werke. Insgesamt bereue ich es nicht, ihn mir nun nach all der Zeit noch einmal vorgeknöpft zu haben – aber im Gegensatz zu den Discworld-Romanen denke ich eher nicht, dass ich den Teppichvölkern in meinem Leben noch einen weiteren Besuch abstatten werde.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel






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