Mit: Matt Damon, Tian Jing, Pedro Pascal, Willem Dafoe, Andy Lau, Eddie Peng, Numan Acar, Lu Han, Kenny Lin, Hanyu Zhang u.a.
Kurzinhalt:
Zwei Söldner sind auf dem Weg nach Osten, um Schwarzpulver zu erbeuten. In der Nacht vor ihrer Ankunft in China werden sie von einer Bestie angegriffen, doch können sie besiegen und fliehen vor die Tore der chinesischen Mauer. Sie werden aufgegriffen und erfahren, dass das Kaiserreich belagert wird – von den Taotie ("Ta-o Tje"). Eben jenen Kreaturen, von denen einen sie in der Nacht überfiel. Ohne es zu wissen, haben sie vielleicht eine Waffe gegen die Taotie mitgebracht, die wirkungsvoller als das chinesische Schwarzpulver sein könnte. Irgendwann sehen sich die Söldner mit der Frage konfrontiert, ob sie dem Orden an der Mauer helfen wollen oder sich heimlich und als Diebe davonmachen…
Review:
Yimou Zhang - der Regisseur, der uns einst "Hero" brachte und das "House of Flying Daggers", hat erneut abgeliefert und feiert Chinabombast der Spitzenklasse ab. Das Drehbuch stammt übrigens u.a. von Tony Gilroy, der nicht nur die ersten vier Bourne-Filme geschrieben hat, sondern auch für das Drehbuch von "Rogue One" mitverantwortlich ist. "The Great Wall" schnappt sich ein gefräßiges Monster aus der chinesischen Mythologie und kombiniert es mit Geschichte zu einem historischen Fantasyepos, dass so nur aus China kommen kann. Trotz der in der Pressevorführung noch fehlenden deutschen Untertitel der chinesisch sprechenden Darsteller, war es nie ein Problem der Handlung zu folgen. Es ist eben doch ein Actionfilm und kein Drama, bei dem es auf jedes Wort ankommt. Vieles ließ sich durch die Umstände und die Handlung begreifen. Die Action war erste Sahne. Genial choreografierte Massenauftritte sind dann eben doch eine chinesische Spezialität. Die Story ist natürlich recht dünn und entspricht in groben Zügen so ziemlich jedem Actionfilm, in dem eine kleinere Armee oder kleine Gruppe von Helden, gegen eine Flut von Gegnern antreten muss und nur durch Mut und Geschicklichkeit eine Chance hat. Hier hängt alles an der Umsetzung und die überzeugt auf ganzer Linie. Ganz sicher spielt das Element der Fernöstlichkeit und der damit einhergehenden Exotik, für unsere Sehgewohnheiten hier, eine nicht unwesentliche Rolle. Den Kampfstil des Ordens auf der Mauer würde ich fast elbisch beschreiben, super durchorganisiert und effektiv. Das hat mich alles voll an Helms Klamm und "Der Herr Der Ringe – Die Zwei Türme" erinnert.
Ein ganz starker Faktor in "The Great Wall" ist auch die epochale Filmmusik von Ramin Djawadi, der zuletzt für HBO "Game of Thrones" und "Westworld" musikalisch begleitet hat. Chor, Zitter, Trommeln - alles da. Wer noch abliefert, ist das Art Department und die Effektschmieden. Sie verwöhnen den Zuschauern mit grandiosen Bildern, sei es im Kampf oder danach. Man kann sich kaum satt sehen. Kostüme und Setdesign sind Oberklasse. Ich habe mich nie gelangweilt und immer sehr gut unterhalten gefühlt. "The Great Wall" bleibt mit knapp 100 Minuten in einer perfekten Länge und überbeansprucht den Zuschauer auch nicht mit belanglosem Füllmaterial. Selbst schauspielerisch merkt man, dass alle Spaß daran hatten mitzuspielen und nicht nur "sich selbst" spielten. Es gibt Spannung und echt menschliche Momente zwischen den Figuren. Für mich ist eindeutig Tian Jing als Kommandatin Lin Mei die Heldin des Films, die von William (Matt Damon) unerwartete Hilfe bekommt. Die Chemie mit seinem Waffenbruder Pero (Pedro Pascal) stimmt auch, obwohl ihre Freundschaft hart auf die Probe gestellt wird. Andy Lau darf als Meisterstratege und Chemiker brillieren. "The Great Wall" ist kein Film für den Fernseher, egal wie groß und toll der auch sein mag. Man geht hier für die Bilder ins Kino und die brauchen Platz um zu wirken. Dies wirkt auf mich, je länger ich darüber nachdenke, wie eine chinesische Version von "Der Herr der Ringe". Eine Legende um einen legendären Ort. Es war wirklich überraschend gut. Die ganze Inszenierung war einfach atemberaubend. Die Geschichte ist extrem gradlinig und daher verliert "The Great Wall" auch Punkte. Die Monster und ihre Schwachstelle haben wir so zuletzt in "Independence Day: Wiederkehr" gesehen und auch da war sie schon nicht neu. Erfrischend ist hingegen, dass die sich anbahnende Lovestory nicht verfolgt wurde. Die Kommandantin wird nicht zur Dame in Not, vielmehr kämpft sie mit dem Westler auf Augenhöhe und sie ergänzen sich prima. Wer freilich keine Freude an Bombast hast, der wird auch keine Freude an "The Great Wall" haben.
Fazit:
"The Great Wall" ist ein unterhaltsamer Actionfilm mit einer Geschichte um Mut, Freundschaft und Erlösung, aus fernöstlichen Mythen und Legenden – mit einem der beeindruckendsten Bauwerke der Menschheitsgeschichte als Kulisse. Sie ist kurzweilig und dafür erstaunlich dicht gepackt, spannend und gut gespielt. Besser als Langweile.