Originaltitel: Mortal Coil Episodennummer: 4x12 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 17. Dezember 1997 Erstausstrahlung D: 02. Januar 1999 Drehbuch: Jimmy Diggs & Joe Menosky Regie: Jesús Salvador Treviño Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Nancy Hower als Samantha Wildman,
Brooke Stephens als Naomi Wildman,
Robin Stapler als Alixia u.a.
Kurzinhalt:
Neelix begleitet Chakotay und Paris auf eine Shuttlemission, um Protomaterie aus einem nahegelegenen Nebel zu gewinnen. Während des Prozesses kommt es jedoch zu einer Rückkopplungsschleife, und Neelix wird von einem Strahl getroffen und getötet. Dementsprechend traurig reagiert die Crew der Voyager, als das Shuttle ein paar Stunden später wieder aufgelesen wird. Seven of Nine glaubt jedoch, dass es mit Hilfe von Borg-Nanotechnologie möglich sein müsste, Neelix wiederzubeleben. Der Doktor ist anfänglich skeptisch, wird jedoch von Captain Janeway überstimmt, die angesichts seiner wichtigen und zahlreichen Funktionen an Bord des Schiffes nichts unversucht lassen will, um Neelix zu retten. Die Prozedur gelingt, und Neelix kehrt von den Toten zurück. Anfänglich ist er darüber – verständlicherweise – höchst erfreut. Dann wird ihm jedoch bewusst, dass er während der Stunden, die er Tod war, nicht einmal einen flüchtigen Blick auf eine Art von Jenseits erhascht hat. Und das, obwohl alle Talaxianer fest daran glauben, sich einst in einem großen Wald wiederzufinden, wo sie mit ihren Liebsten, die vor ihnen diese große Reise angetreten sind, wieder vereint werden. Doch statt dem erhofften Leben nach dem Tod fand er vielmehr Nichts vor. Dies stürzt den ehemals so fröhlichen Talaxianer in eine schwere Glaubenskrise, die ihn schließlich den Sinn des Lebens selbst in Zweifel ziehen lässt…
Denkwürdige Zitate:"You are a peculiar creature, Neelix." "Thanks, I think."
(Neelix ist ganz sicher, ob er Sevens Kommentar als Kompliment auffassen soll.)
"Their biological and technological distinctiveness was unremarkable. They were unworthy of assimilation." "I didn't realize the Borg were so discriminating."
(Ja, es scheint, selbst die Borg haben ihre Standards.)
"Having fun?" "No."
(Sevens ehrlich-direkte Antwort auf Kathryns Frage während der Party.)
Review:
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist in vielen Kulturen fix verankert, und für viele – egal ob sie einen geliebten Menschen verloren haben, oder mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert sind – ein großer Trost. Ich persönlich würde es mir zwar wünschen, bin letztendlich aber leider zu sehr Realist (und Atheist), um daran noch glauben zu können. Doch egal ob es danach nun noch etwas gibt oder nicht, wir sind wenigstens in der glücklichen (?) Position, es erst zu erfahren, wenn es dann eines Tages wirklich so weit ist. Doch was, wenn man praktisch tot wäre, und danach aufgrund eines besonderen Heilverfahrens plötzlich wieder ins Leben zurückgeholt werden würde – und sich zugleich noch an alles erinnern könnte? Und nun eben wüsste, dass nach dem Tod nichts mehr auf uns wartet? In eben dieser deprimierenden Situation findet sich just der fröhliche, lebenslustige Neelix wieder, der aus dem Glauben, nach dem Tod mit seiner Familie – unter anderem auch seiner toten Schwester Alexia – wieder vereint zu werden, viel Trost bezogen hat. Nun muss er sich der Tatsache stellen, dass der Tod auch wirklich das Ende ist, und danach nichts und niemand mehr auf ihn wartet.
Eben diese zentrale Thematik hat mich durchaus angesprochen, und teilweise auch berührt. Denn letztendlich glauben wir alle wohl an irgendetwas oder jemandem – Glauben muss ja nicht unbedingt immer religiös sein – und erkennen zu müssen, dass man damit falsch lag, ist immer eine enttäuschend und schmerzhafte Erfahrung. Aber sich zudem zum ersten Mal auf diese Art und Weise mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen zu müssen, ist sicherlich besonders schlimm. Insofern habe ich mit dem Talaxianer durchaus mitgefühlt. Am besten gefiel mir daran dann, dass er auch später beim Meditieren nicht plötzlich auf eine Art Jenseits stößt, sondern die Episode bis zuletzt die (wissenschaftlich-nüchterne) Erkenntnis durchzieht, dass danach nichts mehr ist. Statt ihn also am Ende doch noch mit einem flüchtigen Blick des Himmels zu besänftigen, gelingt es Neelix vielmehr, diese Tatsache zu akzeptieren, und dennoch weiterzuleben. Eine ungemein positive, wertvolle und wichtige Message. Nicht ganz überzeugend haben mich allerdings seine Selbstmordgedanken. Denn: Wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, ist man dann nicht erst recht daran interessiert, so lange als möglich am Leben zu bleiben? Ohne den Trost eines vermeintlichen Paradieses, das einen erwartet? Gleiches gilt für seinen Schluss, dass das Leben wegen dieser Erkenntnis keinen Sinn mehr hätte. Genau das Gegenteil sollte ja eigentlich der Fall sein! Denn wenn das Leben alles ist, was da ist, macht es dies doch nur umso wertvoller und kostbarer. Davon abgesehen hat mir "Leben nach dem Tod" aber sehr gut gefallen, wobei neben der Thematik vor allem auch die schauspielerische Leistung von Ethan Phillips hervorstach, der hier endlich mal mehr zu tun bekommt, als den Pausenclown zu spielen, und dabei absolut brilliert. Auch die Effekte haben mir (abseits des Fauxpas, das bei einigen Einstellungen vom Nebel in den Fenstern des Shuttles nichts zu sehen war) wieder einmal sehr gut gefallen. Und auch wenn ich seine Selbstmordgedanken nicht ganz nachvollziehen konnte, aber die betreffende Szene war nichtsdestotrotz wirklich stark.
Fazit:
"Leben nach dem Tod" mag nicht nach jedermanns Geschmack sein, aber ich mag halt nun mal so Episoden, wo's man nicht um den Alien of the Week oder eine Bedrohung geht, sondern die großen Themen behandelt werden. Die Folge profitierte dabei zusätzlich davon, dass die hier von Neelix gewonnene Erkenntnis, dass es kein Jenseits gibt, mit meinen eigenen Überzeugungen übereinstimmt. Überaus positiv stach auch die großartige schauspielerische Leistung von Ethan Phillips hervor, der hier beweist, dass er nicht nur komödiantischen Aspekte seiner Figur beherrscht. Auch die Effekte waren wieder einmal sehr gelungen, und hatten ein paar wirklich schöne, spektakuläre Aufnahmen zu bieten. Der größte Pluspunkt an "Leben nach dem Tod" war für mich aber, dass man den Konflikt nicht etwa durch einen versöhnlichen flüchtigen Blick aufs Paradies auflöst, sondern Neelix vielmehr diese ernüchternde Erkenntnis akzeptieren und überwinden muss. Mein einziger wesentlicher Kritikpunkt wiederum ist, dass ich seine Schlussfolgerung, das Leben wäre ohne Jenseits nicht lebenswert, und seinen daraus resultierenden Entschluss, Selbstmord zu begehen nicht so recht nachvollziehen konnte. Ist nicht vielmehr gerade ohne ein Paradies, das uns nach dem Tod erwartet, vielmehr genau das Gegenteil der Fall, und jede Minute die wir verbringen können umso kostbarer? Da ich jedoch die daraus resultierenden Szenen wiederum sehr schön und ansatzweise berührend fand, konnte ich letztendlich selbst damit leben.