Kurzinhalt:
In Wien kommt es vermehrt zu Überfällen auf junge Frauen. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Der junge Student Kurt Koller, der in seiner Freizeit die Vigilantenrolle seines Vaters übernommen hat und als Captain Austria für Recht und Ordnung sorgt, nimmt sich des Falles an – und findet heraus, dass ein Basilisk für die Angriffe verantwortlich ist. Sein erster Kampf mit dem Ungetüm verläuft jedoch wenig erfolgreich, weshalb er einige Superheldenfreunde um sich scharrt. Zusammen mit dem Donauweibchen, Lady Heumarkt, dem Bürokrat und noch ein paar weiteren gelegentlichen Helfern tritt er an, um den Basilisken aufzuhalten…
Review:
In Amerika hat der Superheldencomic eine lange und ruhmreiche Tradition. Im europäischen Sektor wären mir hingegen ähnliche Erzählungen nicht wirklich geläufig – wobei ich hier auch gleich offen zugebe, nicht der größte Comic-Kenner zu sein und somit das eine oder andere schlichtweg verpasst zu haben. Nun schlossen sich ein paar österreichische Comic-Enthusiasten zusammen, um eben dies zu ändern, und das ur-eigene Genre des amerikanischen Superheldencomics in ein österreichisches Umfeld zu übertragen – und das funktioniert, sowohl zu meiner Überraschung als auch großen Freude, sensationell gut. Was "Ash" dabei u.a. so besonders auszeichnet ist, wie sehr er trotz der Anlehnung an amerikanische Superheldencomics in der österreichischen Kultur verankert ist. Denn "Die Rückkehr der Helden" begnügt sich eben nicht nur damit, eine typisch amerikanische Superheldengeschichte ganz einfach nach Österreich zu verlagern. Vielmehr ist der ganze Comic durch und durch österreichisch, angefangen bei den Schauplätzen, über die Ausdrucksweise der Figuren, bis hin zu den Charakteren an sich. Captain Austria ist dabei wohl noch der amerikanischste der hier vertretenen Helden. Neben ihm kämpfen aber eben z.B. das der oberösterreichischen Sage der Donaunixe entnommene Donauweibchen, die voluminöse Ringerin Lady Heumarkt (da eben der Heumarkt für seine Catch-Veranstaltungen bekannt ist), sowie der Bürokrat; und, ganz ehrlich: Einen ureigeneren österreichischen Superhelden als ihn könnte man wohl überhaupt nicht (er)finden. Mit seiner ganzen Art, wie z.B. seiner Angewohnheit den gestellten Verbrechern in bestem Amtsdeutsch nochmal genau ihre Vergehen aufzuzählen, hat er sich rasch zu meinem Favoriten gemausert; letztendlich sind sie jedoch alle wunderbar ausgearbeitet, und schaffen das Kunststück, sowohl originell als auch archetypisch zu sein.
Die Story hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Der zentrale Widersacher ist dabei ebenfalls der österreichischen (genauer gesagt: Wiener) Sagenwelt entnommen. Darüber hinaus zeigen sich aber auch Verbindungen, die weit in die Vergangenheit reichen: Vom Kalten Krieg bis hin zur Nachkriegszeit. Denn "Rückkehr der Superhelden" beschäftigt sich eben nicht nur mit dem aktuellen Auftrag der österreichischen Helden, sondern geht auch immer wieder in die Vergangenheit. So werden uns in Mini-Comics die Ursprünge von z.B. Lady Heumarkt und dem Bürokraten erzählt. Aber auch das Donauweibchen bekommt einen kurzen Prequel-Comic spendiert. Am besten hat mir persönlich aber jener Teil gefallen, der nach dem Ende des zweiten Weltkriegs angesiedelt ist, und erzählt, wie Kurts Vater (?) zum ersten Mal in den Anzug geschlüpft ist. Noch mehr als die Geschichte selbst gefiel mir dabei der künstlerische Stil, da dieser Teil des Comics auch wirklich so aussieht, als wäre er damals geschrieben und gezeichnet worden. Großartig auch die zahlreichen Anspielungen auf die österreichische Popkultur und Geschichte (so hat z.B. ein bestimmter Herr Moser einen Auftritt; und auch der Titel "Der erste Mann" ist natürlich eine Referenz auf einen nicht unbekannten Film). Die Dialoge sind ebenfalls toll, und strotzen – insbesondere wenn Lady Heumarkt zu Wort kommt – nur so vor Lokalkolorit. Und auch der Zeichenstil kann sich absolut sehen lassen, und steht der amerikanischen Konkurrenz in nichts nach. Die Illustrationen sind detailliert und ausdrucksstark, und auch die Farbgebung konnte mir gefallen. Die unterschiedlichen Stile, die sich gerade auch bei den in der Vergangenheit spielenden Comics zeigen, verliehen "Rückkehr der Helden" dann noch einen zusätzlichen Reiz. Insgesamt bin ich mit diesem ersten Auftritt der Austrian Superheroes jedenfalls vollends zufrieden, und freue mich schon auf ihr nächstes Abenteuer!
Fazit:
Mit "Rückkehr der Helden" hat man den Austrian Superheroes einen phänomenalen Start verschafft. Die vier hier versammelten Comics strotzen nur so vor Einfallsreichtum, und überzeugen mit ihrer phänomenalen Mischung aus Superhelden-Archetypen und österreichischem Lokalkolorit. Gerade auch für mich als Wiener und Fan der amerikanischen Superhelden zugleich hatte diese Mischung einen ganz eigenen, unvergleichlichen Reiz. Neben der Story stachen dabei für mich vor allem die wunderbaren Figuren sowie die tollen Dialoge hervor, die ebenfalls typischen Wiener- bzw. österreichischen Schmäh versprühen. Und auch die zahlreichen Mini-Comics, die hier eingestreut wurden, und die Vorgeschichte und Ursprünge der österreichischen Superhelden aufrollen, werten den Comic auf, wobei es mir vor allem "Der erste Mann" angetan hatte. Mich persönlich hat "Rückkehr der Helden" jedenfalls rundum begeistert. Per Perpetuum!
Bewertung:
5/5 Punkten
Christian Siegel
Kommentare (2)
1. 25.05.2017 13:40
Nach ASH kommt die Liga deutscher Helden
wir haben da übrigens aUch was Neues am Start: http://ligadeutscherhelden.de/ Liga deutscher Helden
Da bin ich ja mal gespannt (auch wenn ich vermute, dass mich als Österreicher ASH halt unweigerlich ein bisserl mehr anspricht). Danke für den Hinweis!