FilmRückblick 2016 - 11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Die besten Szenen des Kinojahres 2016Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 13 Januar 2017
11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Nach der Betrachtung der schlechtesten Leistungen des letzten Filmjahres, kommen wir nun wieder zu den angenehmeren Dingen des cineastischen Lebens. Sprich: Jenen 11 – bzw. mit den jeweiligen Verfolgern sogar 22 – Filmmomenten, die mir im abgelaufenen Kinojahr ganz besonders positiv aufgefallen und in Erinnerung geblieben sind. Der mittlerweile auch schon wieder traditionelle Sonderpreis der Jury geht dabei diesmal an die beste Sexszene – aber keine Sorge, zumindest im Hauptpreis ist es letztendlich deutlich züchtiger und nicht so pornographisch, wie man das im ersten Augenblick vielleicht denkt (über den Runner-Up hüllen wir allerdings lieber den Mantel des Schweigens. Was in der Leichenhalle passiert, bleibt auch in der Leichenhalle!). Davon abgesehen gibt es wieder die zehn gewohnten Kategorien, von der Feel Good-Szene bis zum Magic Moment des Jahres.
Wie immer gilt, dass die nachfolgende Aufstellung – no na – einige Filmszenen beschreibt und demnach leichte Spoiler enthält. Wirklich große, überraschende Wendungen werden von mir aber natürlich wie gewohnt nicht verraten, bzw. entsprechend markiert, damit selbst den Neugierigen unter euch kein Film verdorben wird.
Sonderpreis der Jury – Die beste Sexszene 2016
Als ich die Szene – bereits 2015 – bei der Viennale gesehen hatte, war mir klar, dass ich sie irgendwo in meinen besten Momenten berücksichtigen muss. In die Standardkategorien hätte es nicht wirklich reingepasst – aber eben dafür gibt es diesen Sonderpreis ja seit einigen Jahren. Die Rede ist von der besten Puppen-Sexszene aller Zeiten, die selbst jene aus "Team America: World Police" in den Schatten stellt: Nachdem er Lisa zu sich ins Hotelzimmer eingeladen hat und man sich ein bisschen näher gekommen ist, beginnt Michael Stone damit, seine 'Anomalisa' auszuziehen – und dann geht's zur Sache. Die daraus resultierende Sexszene ist trotz der Puppen um einiges natürlicher und ehrlicher, als 95% der typischen Film-Sexszenen, und schafft das Kunststück, sowohl erotisch als auch unbehaglich zu sein. Es gibt viele gute Gründe, sich "Anomalisa" anzusehen (mehr dazu bei der Besprechung meiner Top 25-Filme aus 2016) – die besagte Sexszene ist meines Erachtens einer davon.
Runner-Up: "The Neon Demon" – Nachdem sie von Jesse zurückgewiesen wurde, vergeht sich Ruby an einer Leiche. Definitiv eine Sexszene, wie man sie nicht alle Tage sieht!
Stimmungskanone des Jahres – die "Feel Good"-Szene 2016
"Swiss Army Man" war ja insgesamt ein ungemein positiver und lebensbejahender Film, mit zahlreichen großartigen Momenten. Insofern war es auch gar nicht so leicht, sich für eine bestimmte Szene zu entscheiden. Letztendlich entscheide ich mich jedoch für die "Busfahrt" – also jenen Moment, als Hank und Manny eine ebensolche simulieren, und das mitten im nirgendwo. Von den beiden Daniels wunderbar inszeniert, und nicht zuletzt dank der Musik von Andy Hull & Robert McDowell (der Soundtrack sei euch ja generell wärmstens ans Herz gelegt) ein wahrhaft erhebender Moment – dem im weiteren Verlauf des Films noch so manch weiterer folgen sollte. Rückwirkend betrachtet war das für mich aber der größte bzw. wirkungsvollste.
Runner-Up: "Conjuring 2" – Ed Warren macht es wie Elvis.
Herzensbrecher des Jahres – die romantischste Szene 2016
Ich habe mir in den letzten Jahren ja Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romane durchgelesen. Und auch wenn es viele tolle Momente und auch Enden gab, ist mir eines ganz besonders in Erinnerung geblieben, nämlich jenes aus "Thief of Time": "Even with nougat, you can have a perfect moment." Warum erwähne ich das hier? Weil dieser Moment und meine Wahl zur romantischsten Szene des Jahres zwei Dinge gemeinsam haben: Sie sind ungemein romantisch (no na), und zugleich kurze, knappe und letztendlich perfekte Enden für ihre jeweilige Erzählung. So wie eben auch die allerletzte Einstellung, die uns zeigt, für welche Liebe sich Eilis letztendlich entschieden hat – und wo das Bild mitten im Kuss einfriert, und diesen perfekten Moment vermeintlich für die Ewigkeit festhält. Einfach nur wundervoll, und zum Dahinschmelzen.
Runner-Up: Außer der oben angegebenen wäre mir 2016 keine sonderlich romantische Szene untergekommen.
Schenkelklopfer des Jahres – die lustigste Szene 2016
Ich mag Shane Blacks Humor. Vor einigen Jahren habe ich mich bereits bei "Kiss Kiss Bang Bang" zerkugelt, und auch wenn der vielleicht noch eine Spur besser war, fand ich auch "The Nice Guys" wieder sehr lustig und unterhaltsam. Schwer fiel es mir hingegen, mich aus der Reihe an gelungenen Gags und witzigen Szenen für eine einzige zu entscheiden. So wären z.B. Marchs Einbruchsversuch und der damit einhergehende Unfall, oder auch die Szene in der Toilette, wo die Tür ständig vor ihm zuknallt, durchaus ebenso würdige Sieger gewesen. Letztendlich entscheide ich mich aber für die ausgedehnte Szene rund um Holland Marchs Abenteuer (Leichenentsorgung inklusive), nachdem er sich bei der Party vollaufen ließ. Wobei ich abschließend schon auch noch erwähnen muss, dass die witzigste Szene, die mir 2016 untergekommen ist, ganz klar das Polizeiverhör aus "The Mermaid" war. Aber der hat ja leider keinen Kinorelease bekommen. Vielleicht ja nächstes Jahr!
Runner-Up: "Deadpool" – Schwer, sich nur für einen Moment zu entscheiden, aber ich nehm' mal alles rund um Blind Al.
Schock des Jahres – der beste Twist 2016
Es ist zugegebenermaßen insofern weniger ein klassischer Twist, als man im Verlauf des Films als Zuschauer zu einem bestimmten Zeitpunkt erkennen wird, in welcher Beziehung Louises Erinnerungen mit der Ankunft der Aliens stehen – und das wohl auch schon, ehe es im Film dann praktisch direkt ausgesprochen wird. Aber ich fand die Idee einfach so grandios. Im dem Moment wo es mir bewusst wurde, lief mir echt ein kalter Schauer über den Rücken. Hier stimmte wirklich alles. Die faszinierende, originelle, und dabei letztendlich aber auch durchaus tragische und berührende Idee dahinter, die zumindest auf mich etwas sehr Erschreckendes hatte, und mir noch lange in Erinnerung geblieben ist. Aber eben auch die Umsetzung, die es dem Zuschauer erlaubt, es für sich selber herauszufinden. Für mich persönlich steht dieser "Twist" jedenfalls auf einer Stufe mit jenem aus "The Sixth Sense" – wenn nicht gar noch darüber.
Runner-Up: "Kater" – jedes Wort wäre schon zu viel gesagt, aber wer den Film gewesen hat, wird wissen, was ich meine.
Augenöffner des Jahres – die imposanteste Szene 2016
Im letzten Jahr gab es im Kino wieder einiges zum Staunen. So hätte sich z.B. – neben dem unten erwähnen Runner-Up, auch der Helikopterflug zum außerirdischen Schiff aus "Arrival" in dieser Kategorie sehr gut gemacht. Auch "Doctor Strange" bot einige optisch wirklich imposante Momente. Letztendlich geht dieser Preis jedoch an "The Revenant". Wie ich immer wieder gerne betone, liebe ich nun mal Szenen ohne erkennbaren Schnitt. Mich zieht es bei solchen stärker ins Geschehen hinein – und gerade auch wenn diese mit beeindruckender Action verbunden werden (siehe z.B. "Children of Men") bleibt mir regelmäßig der Mund offen stehen. Bei "The Revenant" hatte es mir dabei u.a. sein Sturz mit dem Pferd besonders angetan. Letztendlich prämiere ich in dieser Kategorie aber den ersten Angriff der amerikanischen Ureinwohner, der ungemein packend und beeindruckend umgesetzt war.
Runner-Up: "Rogue One" – Der erste Einsatz des Todessterns.
Ohrenöffner des Jahres – der beste Dialog 2016
Nein, dieser Preis geht – zu meiner eigenen Überraschung – nicht an Quentin Tarantino (der gerade auch in dieser Kategorie in jenen Jahren, in denen er einen neuen Film ins Kino bringt, ja eigentlich immer der Favorit ist). Ja nicht mal für Platz zwei hat's heuer bei ihm gereicht, auch wenn ich "The Hateful 8" grundsätzlich nicht schlecht fand. Es gab dann jedoch heuer doch einen Film, der mit zahlreichen tollen Dialogen – und zwar sowohl wunderbar geschrieben als auch gespielt – hervorstach, nämlich "Spotlight". In dem Film allein gab es so viele starke Dialogszenen, dass es mir alles andere als leicht fiel, mich für eine zu entscheiden. Letztendlich ist mir aber das Gespräch zwischen Sacha und Mike auf der Veranda am deutlichsten und besten in Erinnerung geblieben.
Runner-Up: "Tangerine L.A." – das Finale im Donut-Shop. Weniger wegen dem Inhalt, sondern weil es so turbulent und energiegeladen war.
Nägelbeißer des Jahres – die spannendste Szene 2016
Es gab heuer doch die eine oder andere Kategorie, wo ich mir wieder schwerer damit tat, einen Sieger zu küren. Seit meiner Kinosichtung von "Raum" war der Film jedoch in dieser Kategorie der absolute Favorit – und dabei sollte sich, trotz zahlreicher nachfolgender Horrorfilme und Thriller (wie z.B. "Green Room"), bis zuletzt auch nichts mehr ändern. Zwar hatten die ebenfalls einige wirklich packende Momente zu bieten, aber wirklich nichts ging für mich über Jacks Flucht. Das war einfach so ungemein packend umgesetzt, dass ich es bei meiner Erstsichtung schon fast nicht mehr ausgehalten habe. Ungemein mitreißend und bedrückend.
Runner-Up: "Arrival" – Der Film baute für mich die ganze Zeit hinweg eine ungemein dichte Atmosphäre auf, da ich lange Zeit keine Ahnung hatte, wo das hingehen bzw. was passieren würde. Eben diese steigerte sich dann schließlich zu einem packenden und hochdramatischen Finale, das einen überaus würdigen Verfolger in dieser Kategorie ergibt.
Adrenalinlieferant des Jahres – die beste Actionszene 2016
Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo ich letztendlich statt einem vielmehr gleich elf weitere Verfolger nannte, fristete die Action im abgelaufenen Kinojahr eher ein Schattendasein. 2015 hatten wir doch einige reinrassige Actionfilme, und darüber hinaus sowohl Comicabenteuer als auch weitere Einsätze von Hunt und Bond. Heuer gab's von vornherein nicht viel Stoff in diese Richtung, und einiges von dem was es gab enttäuschte leider ("Point Break", "Jason Bourne", "Hardcore", "Bastille Day", "Suicide Squad", "Batman v Superman – Dawn of Justice). Immerhin geht der Sieg aber an eine Szene, die ich nach der Sichtung des Films gleich als frühen Favoriten ausgemacht habe: Der Superhelden-Mashup und -Kampf aus "Captain America – Civil War" setzte im Bereich der Comic-Action neue Maßstäbe, und ist damit auch ein mehr als würdiger Sieger in dieser Kategorie.
Runner-Up: Deadpool – Der Kampf im Wagen.
Tränendrücker des Jahres – die berührendste Szene 2016
Ok, nennen wir es lieber die "erschütterndste" Szene, weil natürlich war sie auch traurig, vor allem hat sie mich aber auch einfach ungemein mitgenommen – und das, obwohl es ein vergleichsweise kurzer Moment war. Daniel Blake begleitet seine junge Bekanntschaft, die alleinerziehende Mutter Katie, in einen Supermarkt für die sozial Schwachen – wo diese dann schließlich vor lauter Hunger noch mitten in Shop eine Dose aufreißt und sich das darin enthaltene, eingelegte Obst in den Mund stopft. Ich bekomme schon wieder eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Kein einziger Moment aus 2016 – nicht aus "Arrival", nicht aus "Room", nicht aus "Anomalisa", ja nicht einmal aus dem ebenfalls überaus berührenden Verfolger-Film – ist mir ähnlich nahe gegangen. Wohl auch, weil es so roh und lebensecht wirkte.
Runner-Up: "Das Tagebuch der Anne Frank" – Die Gefangennahme und die Überstellung nach Mauthausen.
Gänsehautszene des Jahres – der Magic Moment 2016
Bereits der Einstieg hatte es mir angetan. Er erzählte quasi eine wundervolle, sehr berührende Kurzgeschichte, die neben der tollen Inszenierung vor allem durch den Einsatz des bereits aus "Shutter Island" bekannten Musikstücks "On the Nature of Daylight" bestach. Auch in weiterer Folge gab es viele sowohl imposante als auch packende Momente, von denen mir der eine oder andere auch eine Gänsehaut bescherte. Vom "Moment der Erkenntnis", der bei jedem Zuschauer wohl zu einem anderen Zeitpunkt eintreten wird, ganz zu schweigen – aber den habe ich ja beim besten Twist eh schon gewürdigt. Nach einem packenden Showdown gab es dann aber zum Abschluss noch einmal "On the Nature of Daylight" zu hören, mit einer weiteren berührenden Montage, wo man die wahre Bedeutung der Szenen nun auch endlich verstand. Keine andere Szene hat mir im abgelaufenen Kinojahr eine stärkere Gänsehaut beschert, und ich freue mich jetzt schon wieder auf den Heimkino-Release, um diesen Moment – und auch den ganzen Film – zum dann bereits dritten Mal genießen zu können.
Runner-Up: Das Ende aus "Swiss Army Man".
Welche Filmmomente sind euch im abgelaufenen Kinojahr besonders positiv in Erinnerung geblieben? Wir freuen uns über eure ganz persönlichen Lieblingsszenen 2016 in den Kommentaren und/oder im SpacePub!