Kurzinhalt:
Über 25.000 Jahre vor der Schlacht von Yavin fliegen pyramidenförmige Schiffe durch die weit, weit entfernte Galaxis, sammeln machtsensitive Wesen ein, und bringen sie zum Planeten Tython. Dort bilden diese den Je'daii-Orden, dessen höchste Aufgabe es ist, die Macht im Gleichgewicht zu halten. Da nicht all ihre Kinder ebenfalls machtsensitiv sind, und ohne die Macht das Leben auf dem Planeten sehr beschwerlich ist, haben ihre Nachkommen den Rest des Sonnensystems besiedelt, was vor einigen Jahren schließlich zu einem verheerenden Krieg führte. Nun droht ein weiterer Konflikt über die Je'daii hereinzubrechen. Denn auch das rakatanische Sternenimperium ist in der Galaxis auf der Suche nach Lebewesen, die stark in der Macht sind – jedoch, um diese auszubeuten. Dafür bedient man sich sogenannter Macht-Jägern, die ebenfalls machtsensitiv sind. Einen von ihnen, Xesh, verschlägt es dann schließlich nach Tython, wo dieser aufgrund seiner starken Verbindung zur dunklen Seite droht, die Macht auf dem Planeten aus dem Gleichgewicht zu bringen…
Review:
Vor vier Jahren begann ich damit, möglichst chronologisch das "Expanded Universe" von "Star Wars" durchzugehen. Da ich Ende 2016 nun bei "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" angekommen bin, erscheint mir der richtige Zeitpunkt zu sein, um mal ein paar jener Comics und Romane nachzuholen, die ebenfalls dem mittlerweile "legendären" EU angehören, jedoch erst veröffentlicht wurden, nachdem ich chronologisch gesehen an der betreffenden Epoche bereits vorbei war. Bislang bezog sich meine "älteste" Besprechung auf den Comic "Das goldene Zeitalter der Sith", der 5.000 Jahre vor der Schlacht von Yavin angesiedelt war. Mit "Dawn of the Jedi" verschlägt es mich nun noch einmal deutlich tiefer in die Urzeit der weit, weit entfernten Galaxis – spielt diese Reihe doch rund 25.000 vor besagtem Wendepunkt, und schildert die Ursprünge des Jedi-Ordens. Grundsätzlich eine sehr interessante Idee – wobei jedoch für mich ein paar kleinere und ein größerer Kritikpunkt "Machtsturm" ein bisschen schadeten. So fand ich es etwas konstruiert, dass das Rakatan-Imperium hier just Tatooine erobert, welcher damals scheinbar noch ein Paradies war. Natürlich verschieben sich Metropolen und Schwerpunkte im Verlauf der Zeit, aber dafür, dass Tatooine dieser unwichtige Planet am Rand der Galaxis sein soll (und zumindest örtliche Verschiebungen sollten dann ja doch eher ausgeschlossen sein) steht er überraschend oft im Mittelpunkt. Eher unfreiwillig komisch fand ich auch die Bezeichnung "Tythans" für die Bewohner des besagten Planeten – was natürlich an "Titans" angelehnt ist. Mir persönlich war das aber doch etwas zu aufgesetzt und der sprachlichen Ähnlichkeit zu viel. In erster Linie störte ich mich aber daran, dass auch "Machtsturm" der Interpretation folgt, dass die Macht dann im Gleichgewicht ist, wenn die helle und die dunkle Seite gleich ausgeprägt sind. Was nun mal nicht meiner – und wenn ich mich recht entsinne auch George Lucas' (ich meine mich an ein Interview zu erinnern wo er klipp und klar feststellte, dass Anakin das Gleichgewicht durch die Ermordung des Imperators wiederherstellt) – Sichtweise entspricht.
Sieht man von diesen Punkten ab, hat mir "Machtsturm" aber wirklich gut gefallen. Die ganzen unterschiedlichen Tempel des Ordens und ihre Funktionen, die gesamte Gesellschaftsstruktur der Jed'aii, ihre Nachkommen, das Sonnensystem, das rakatanische Sternenimperium – all das ist ungemein gut ausgearbeitet, und hätte durchaus auch das Zeug zu einer von "Star Wars" losgelösten Geschichte (wenn es dann auch zweifellos anleihen ans Franchise gäbe). Das ist alles einfach sehr detailliert gestaltet und wirkt auch wirklich gut durchdacht und schlüssig. Die Figuren selbst können ebenfalls gefallen. Die Geschichte fand ich auch sehr interessant und faszinierend. Der erste der hier versammelten fünf Bände mag zwar etwas darunter leiden, dass es einige wichtige Hintergrundinformationen zu vermitteln gibt, und man sich als Leser teilweise förmlich mit neuen Figuren, Schauplätzen usw. erschlagen fühlt. Letztendlich ist dies jedoch wichtig, damit in weiterer Folge die Geschichte ihren Lauf nehmen kann. Eben diese fand ich dann sehr unterhaltsam, und ich bin auch schon wieder sehr gespannt, wie es in den weiteren Comics mit Shae Koda, Sek'nos Rath, Tasha Ryo, Xesh und allen anderen Figuren weitergehen wird. Die letzte wesentliche Stärke ist dann, wie für die späten "Star Wars"-Comics aus dem "Dark Horse"-Verlag üblich, die Optik. Der Comic ist ausgesprochen schön gezeichnet, und wunderbar koloriert. Die Illustrationen sind detailliert und ausdrucksstark, die Farben satt, und es gibt immer wieder ein paar wunderschöne, eindrucksvolle Bilder zu bestaunen. Visuell ist "Machtsturm" jedenfalls wieder einmal ein Schmankerl – und abseits der Gleichgewichts-Problematik hat er mich auch inhaltlich voll und ganz überzeugt.
Fazit:
Mit "Dawn of the Jedi" werden – zumindest innerhalb des mittlerweile entkanonisierten Erweiterten Universums – die Ursprünge des Jedi-Ordens enthüllt. Den Einblick in die Urzeit der weit, weit entfernten Galaxis fand ich dabei überaus interessant und faszinierend. Besonders gut gefiel mir dabei, wie detailliert und umfangreich die Geschichte ausgearbeitet wurde, präsentiert man uns doch zahlreiche verschiedene Figuren, Welten und Fraktionen. Alles wirkt dabei genau durchdacht und in sich stimmig. Auch visuell konnte "Machtsturm" wieder einmal voll und ganz beeindrucken, wobei man sich zugegebenermaßen von den späten "Dark Horse"-Comics nichts anderes erwartet. Einzig die hier gewählte Interpretation des Gleichgewichts der Macht stieß mir wieder einmal sauer auf. Davon abgesehen hat mich "Machtsturm" aber doch ziemlich begeistert.