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Discworld: The Shepherd's Crown Drucken E-Mail
Würdiger, wehmütiger Abschied von der Scheibenwelt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 24 Dezember 2016
 
Titel: "Discworld: The Shepherd's Crown"
Deutscher Titel: "Die Krone des Schäfers"
Bewertung:
Autor: Terry Pratchett
Umfang: 336 Seiten
Verlag: Doubleday
Veröffentlicht: 27. August 2015
ISBN: 978-0-552-57447-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Spoiler-Warnung! Zum ersten Mal in der Geschichte der Scheibenwelt stirbt in "The Shepherd's Crown" eine langjährige, bekannte und beliebte Figur. Sowohl in der Inhaltsangabe als auch dem Review nehme ich vorweg, um wen es sich dabei handelt. Ich würde daher allen, die davon noch nichts gehört und/oder den Roman noch nicht gelesen haben raten, erst beim Fazit weiterzulesen.

Kurzinhalt: Die ganze Scheibenwelt ist in tiefer Trauer: Granny Weatherwax, die inoffizielle Anführerin aller Hexen, hat der Tod ereilt. In ihrem Testament hat sie festgesetzt, dass Tiffany Aching sowohl ihre Hütte als auch ihre Stellung innerhalb der Hexen übernehmen soll. Angesichts ihres Alters wird diese Neuigkeit nicht von allen Hexen mit Freude und Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Während sie alle Hände voll zu tun hat, zwischen dem Königreich Lancre und ihrem eigenen Land hin- und herzureisen, um für die Menschen da zu sein, lauert bereits die erste große Feuerprobe auf sie: Die Königin der Elfen wurde entmachtet, und ihr Nachfolger startet einen weiteren Versuch, in die Scheibenwelt vorzudringen. Nun muss Tiffany alle anderen Hexen der Scheibenwelt um sich versammeln, um die drohende Invasion gemeinsam zurückzuschlagen…

Review: Vor etwas mehr als drei Jahren, pünktlich zum 30. Geburtstag der Scheibenwelt, begann ich damit, mir alle Romane der Reihe chronologisch durchzulesen. Einzelne von ihnen kannte ich bereits aus meiner Jugend (wenn auch auf Deutsch), doch die Mehrzahl las ich nun zum ersten Mal. Mir nun das letzte Buch von der Scheibenwelt zur Hand zu nehmen, war schon ein seltsames Gefühl. Und wenn es mir bereits nach einer flüchtigen Bekanntschaft in meinen Jugendjahren sowie einer genaueren Auseinandersetzung mit dieser Welt in den letzten drei Jahren so geht, wage ich mir gar nicht auszumalen, wie es erst jenen Fans der ersten Stunde ergangen sein muss, welche Terry Pratchetts Romane von der phantastischen Scheibenwelt seit über dreißig Jahren verfolgten. Jedenfalls war das Lesen des Buchs von einer ordentlichen Portion Wehmut begleitet. Umso mehr freut es mich, feststellen zu können, dass mir der leider allerletzte Discworld-Roman – trotz aller zweifellos vorhandener Schwächen – wieder deutlich besser gefallen konnte, als der Vorgänger "Raising Steam", und sich somit als würdiger Abschied von der Scheibenwelt erwies. Der mit Abstand beste Teil des Romans war dabei das zweite Kapitel, welches den Tod von Granny Weatherwax beschreibt. Es ist das erste Mal in der über 30-jährigen Geschichte der Scheibenwelt-Romane, dass wir uns von einer geliebten, wiederkehrenden Figur verabschieden müssen – was zweifellos dadurch, dass es sich eben letztendlich zugleich um das letzte Buch der Reihe handeln sollte, zusätzlich an emotionalem Gewicht erhielt. Denn wenn hier Esmes Tod beschrieben wird, kommt man nicht umhin, sich an ihrer statt Terry Pratchett selbst vorzustellen. Doch nicht nur deshalb hatte ich beim entsprechenden Kapitel einen Kloß im Hals. Es war auch absolut phantastisch geschrieben, und ich persönlich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es vielleicht das beste Kapitel ist, dass Pratchett jemals verfasst hat. Dass ihm just bei diesem letzten Roman, und obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits schwer unter seiner Erkrankung litt, dieser Geniestreich gelang, ist wahrlich herausragend.

Aber auch von diesem Höhepunkt abgesehen hat mir "The Shepherd's Crown" wieder wesentlich besser gefallen als "Raising Steam", und auch "Snuff". Im Vergleich zu diesen beiden fühlte es sich einfach wieder stärker wie ein Scheibenwelt-Roman an. Fast könnte man meinen, ein Teil von Pratchett hätte – obwohl er noch viele weitere Romane geplant hatte – gewusst, dass dies sein letztes Werk sein wird, immerhin schlägt er hier einen Bogen über die gesamte Scheibenwelt, und greift mit den Elfen nicht nur eine frühere Bedrohung auf, sondern lässt auch zahlreiche in den über vierzig Büchern zuvor etablierte Figuren noch einmal auftreten, wobei mir vor allem der Zusammenschluss der Hexen – von Tiffany über Letitia und Nanny Ogg bis hin zu Magrat – gefallen konnte. Die Story fand ich ebenfalls gelungener. Neuerlich sieht sich Tiffany gleich mehreren Herausforderungen gegenüber, und auch wenn sich ihre früheren Romane vielleicht besser bestimmte "weltliche" Probleme nachgezeichnet hat, denen sich junge Menschen (die im Idealfall quasi mit Tiffany mitwachsen) stellen müssen, hatte auch "The Shepherd's Crown" wieder ein paar wichtige Lektionen im Gepäck, die jedoch nie auf zu offensichtliche, belehrende Art und Weise vermittelt wurden. Und Tiffany hat sich im Verlauf ihrer Bücher ja generell zu einer meiner Lieblingsfiguren gemausert – auch davon profitiert der Roman zweifellos. Zugleich muss ich jedoch zugeben, dass man ihm teilweise schon anmerkt, dass es sich um die Veröffentlichung eines unfertigen Werks handelt. Die Story ist zwar da, es fehlen also nicht plötzlich Teile der Geschichte, aber gerade auch die Kapitel im Mittelteil wirken vergleichsweise schlecht ausgearbeitet und hätten wohl noch die eine oder andere Überarbeitung vertragen. Und vor allem auch die letzten 2-3 Kapitel haben mich dann leider eher enttäuscht – gerade auch angesichts der Tatsache, dass sie eben nicht einfach nur das Ende dieses Romans, sondern vielmehr den ultimativen Abschied von der Scheibenwelt darstellte. Frühere Bücher haben hier weitaus prägnanter geendet. "The Shepherd's Crown" scheint vielmehr irgendwie auszulaufen, und plötzlich, unvermittelt, ist es dann vorbei. Wobei dies letztendlich in Wahrheit auch nur das Leben widerspiegelt – und so gesehen irgendwie auch wieder ein sehr passender Abschluss ist.

Fazit: Obwohl man dem letzten Roman – insbesondere im Mittelteil sowie in den letzten paar Kapiteln – anmerkt, dass es sich um einen noch nicht fertigen Entwurf handelt, dem der letzte Feinschliff fehlt, halte ich "The Shepherd's Crown" insgesamt für einen gelungenen, passenden und vor allem würdigen Abschluss für die Romane von der Scheibenwelt. Ich fand es schön, noch ein letztes Abenteuer mit Tiffany Aching erleben zu können, und dabei auch zahlreiche aus früheren Büchern bekannte Figuren noch ein letztes Mal anzutreffen. Und das zweite Kapitel ist meines Erachtens generell eines der schönsten, die Terry Pratchett je geschrieben hat. Derart mit den Tränen zu kämpfen hatte ich bei einem Scheibenwelt-Roman noch nie. Wobei natürlich "The Shepherd's Crown" generell eine große Portion an Trauer und Wehmut anhaftet, habe ich mit den Scheibenwelt-Romanen doch viele schöne, amüsante, unterhaltsame, teilweise aber auch nachdenkliche Stunden verbracht. Für mich persönlich hat Terry Pratchett jedenfalls das höchste Ziel, welches der Tod in "The Shepherd's Crown" anmerkt, erfüllt, und die Welt als einen besseren Ort verlassen, als er sie vorgefunden hat.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel






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