Originaltitel: Our Man Bashir Episodennummer: 4x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 27. November 1995 Erstausstrahlung D: 24. Oktober 1996 Drehbuch: Ronald D. Moore & Bob Gillan Regie: Winrich Kolbe Hauptdarsteller:
Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko,
Rene Auberjonois als Odo,
Michael Dorn als Lt. Commander Worf,
Nana Visitor als Major Kira Nerys,
Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax,
Colm Meaney als Chief Miles O'Brien,
Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir,
Cirroc Lofton als Jake Sisko,
Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller:
Andrew Robinsonals Garak,
Max Grodénchikals Rom,
Kenneth Marshallals Michael Eddington,
Melissa Youngals Caprice,
Marci Brickhouseals Mona Luvsitt u.a.
Kurzinhalt:
Julian Bashir lässt im Holoprogramm einen Roman ablaufen, in dem er als Spion wieder einmal die Welt retten muss, während ihm schöne Frauen zu Füßen liegen. Sein Spaß wird dabei jedoch nicht nur von Garak getrübt, der ungefragt hereinschneit, sondern auch vom Notfall rund um ein Runabout: Die U.S.S. Orinoco befindet sich gerade im Anflug auf die Station, als es zu einer Fehlfunktion kommt, und das Schiff explodiert. Michael Eddington gelingt es gerade noch rechtzeitig, die Crew herauszubeamen, aufgrund von Interferenzen kann er jedoch die Rematerialisierung nicht durchführen. Da ihre Muster binnen kürzester Zeit zu verfallen drohen, löscht er kurzerhand den Speicher des Stationscomputers, um die riesige Datenmenge dort zu sichern. Das äußere Erscheinungsbild der Kommandocrew des Shuttles – nicht jedoch ihre Persönlichkeiten – landet daraufhin in Bashirs Holoprogramm, weshalb sich schon bald O'Brien, Kira, Worf, Dax und Sisko in diesem tummeln. Um die gespeicherten Daten nicht zu verlieren, darf jedoch das Programm keinesfalls unterbrochen werden. Angesichts der außer Kraft getretenen Sicherheitsprotokolle wird aus dem Spaß somit bitterer Ernst, als Bashir und Garak versuchen, die Geschichte weiterzuspielen, und dabei am Leben zu bleiben…
Denkwürdige Zitate:"I only want to point out that your lovely companion is leaving. Odd. She seemed so interested in your advances just a moment ago. I wonder what scared her away?"
(Ja, was wohl?!?!)
"I take it your character is some kind of rich dilettante with a fascination for women and weapons." "Actually, my character is far more disreputable. I'm a spy."
(Das hört Garak sicherlich gerne.)
"Try to stay cool, Mister Bashir."
(Herrlich, wie man hier die typischen Wortspiele der Bond-Reihe parodiert.)
"Interesting. You saved the day by destroying the world."
(Das war in der Tat mal ein origineller Ansatz.)
Review:
Als großer Bond-Fan hat mir diese Hommage/Parodie natürlich insgesamt sehr gut gefallen, ehe ich kräftig Lob ausschütte, seien aber zuerst die Kritikpunkte aus der Welt geschafft, die dann auch dafür sorgen, dass ich mir trotz allem eine noch höhere Wertung leider verkneifen muss. SO fand ich zwar alles rund um Bashirs Programm grundsätzlich sehr gelungen – aber, ganz ehrlich: Die Story rund um die Explosion des Runabout, das Speichern der Transportermuster im Stationscomputer und so weiter... all das hätt ich irgendwie nicht gebraucht. Ich kann verstehen, warum sie es gedacht haben, und kann mir auch vorstellen, einfach nur ein fiktives Programm zu verfolgen, ohne jegliche Gefahr, wäre manchen vielleicht zu langweilig gewesen. Ich persönlich hätte es aber vorgezogen, man hätte sich einfach auf die Bond-Parodie konzentriert und dieses Bedrohungsszenario, welches spannungstechnisch ohnehin nie funktioniert hat (da ein Verlust der Muster nie zu befürchten war), geschenkt. Sisko & Co. hätten ja trotzdem ihr Antlitz für die Figuren spendieren und so den SchauspielerInnen die Gelegenheit geben können, mal was anderes zu spielen. Aber dieses ganze Drumherum war mir eigentlich schon wieder viel zu konstruiert.
Davon abgesehen hatte ich mit "Unser Mann Bashir" aber viel Spaß. Ich bin seit Kindheitstagen großer Fan der Bond-Filme und habe mittlerweile ja auch die Fleming-Romane gelesen, und so fand ich diese Episode wirklich sehr amüsant und unterhaltsam. Die Macher beweisen hier, ähnlich wie Mike Myers ein paar Jahre später bei "Austin Powers", ein gutes Gespür dafür, was ein typisches Bond-Abenteuer ausmacht, und schaffen es, diese zu persiflieren, ohne sich zugleich darüber lustig zu machen. Vielmehr handelt es sich hier um eine sehr ehrfürchtige Hommage, und merkt man den Machern die Liebe zum von ihnen parodierten Material jederzeit an. Das beginnt schon bei den zahlreichen Anspielungen, wie das "Bashir, Julian Bashir", das Baccarat-Spiel, die Frauennamen, der Dom Perignon, der wunderbar abgefahrene Plan des Bösewichts, und wie er Bashir in diesen einweiht, die typische Todesfalle, sowie vor allem auch Dr. Noah selbst. Mit letzterer nimmt man den typischen egomanischen Bond-Bösewicht perfekt aufs Korn, und veralbert dabei in erster Linie – wie der Name schon andeutet – Dr. No, an dessen Kostüm und Sprechweise er angelehnt ist. Avery Brooks hat mich dabei absolut begeistert – mehr als in seinen bisherigen Auftritten als Sisko. Er spielt Dr. Noah absolut perfekt, und ich meinte ihm anzumerken, welche Freude er mit der Rolle hatte. Auch Nana Visitor hatte als russische Agentin scheinbar ihren Spaß. Terry Farrell, Colm Meaney und insbesondere Michael Dorn schienen mir im Vergleich dazu in ihren Rollen ein bisschen verschwendet zu sein, bzw. unterschieden sich ihre Figuren nicht ganz so stark von dem, was man sonst von ihnen gewohnt ist, dennoch waren auch sie ok. Eine wesentliche Stärke der Folge war auch der Soundtrack von Jay Chattaway, wo es ihm einerseits gelang, sich an die 007-Soundtracks anzulehnen, jedoch ohne eine reine Kopie abzuliefern. Vor allem die Interpretation des DS9-Themas als jazzige Nummer hatte es mir angetan. Und last but not least: Ich mag kein Freund der ganzen Ausgangssituation an sich gewesen sein, aber wie Bashir am Ende – im Programm – die Welt untergehen lässt, um sich noch die paar Minuten Zeit zu verschaffen die man braucht, um alle zu retten, war schon nett. Das war wenigstens mal was anderes. Und auch sein Zusammenspiel mit Garak hatte es mir wieder einmal angetan, wobei vor allem jene Szene hervorsticht, als er auf den cardassianischen Schneider schießt. Jedenfalls hoffe ich, dass sich Bashirs Versprechen am Ende, dass sein Spion zurückkehren wird, bewahrheitet.
Fazit:
Als großer James Bond-Fan hatte ich "Unser Mann Bashir" natürlich meinen Spaß. Nicht zuletzt, da die Macher quasi im Minutentakt sowohl ihre Liebe als auch ihr Wissen gegenüber der Vorlage unter Beweis stellten. Die zahlreichen Anspielungen waren allesamt treffsicher und höchst amüsant, und vor allem auch Avery Brooks Interpretation von Dr. No(ah) fand ich phantastisch. Es gab zahlreiche köstliche Szenen, und insgesamt fand ich die Geschichte im Holodeck großartig, und überaus unterhaltsam, wobei neben den parodistischen Anspielungen für mich in erster Linie wieder einmal das grandiose Zusammenspiel zwischen Bashir und Garak hervorstach. Schade fand ich lediglich, dass man es nicht bei einer eben solchen belassen sondern unbedingt ein Bedrohungsszenario einbauen musste. Eben dieses, und wie dies dazu führt dass Sisko & Co. auf einmal im Holodeck auftauchen hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Mir persönlich hätte einfach eine luftig-lockere Holodeck-Geschichte die rein auf Unterhaltung statt auf Spannung setzt (was zudem ja ohnehin nicht funktioniert hat) gereicht. Dank der großartigen Bond-Hommage konnte ich über diesen Aspekt aber überwiegend wohlwollend hinwegsehen.