Kurzinhalt:
Während James T. Kirk seinen Dienst an Bord der U.S.S. Farragut ausübt, wird das Schiff von einer tödlichen Wolke angegriffen. Als ranghöchster überlebender Offizier übernimmt er nach der Attacke das Kommando, und bringt das Schiff und die überlebende Crew sicher nach Hause – wofür er von der Sternenflotte zum Commander befördert hat. Sein nächster Posten führt ihn auf die U.S.S. Constitution, wo sein alter Freund Gary Mitchell ebenfalls seinen Dienst verrichtet. Doch Jim hat von den Ereignissen auf der Farragut ein Trauma davongetragen, dass ihn extrem verschlossen macht. Er will zu niemanden mehr eine feste Bindung aufbauen, aufgrund der Gefahr, diese Person dann ebenfalls zu verlieren. Sein abweisendes Verhalten sorgt nicht gerade dafür, dass er an Bord der Constitution mit offenen Armen empfangen wird. Als man auf einen Notruf des Planeten Sordinia IV reagiert, in dessen Orbit plötzlich Satelliten unbekannten Ursprungs aufgetaucht sind, und sich der Captain auf die Oberfläche beamt, überträgt er James T. Kirk das Kommando. Nun hängen nicht nur das Leben der Crew der Constitution, sondern auch der Bewohner von Sordinia IV davon ab, dass es Kirk gelingt, sein Trauma zu überwinden…
Review:
Mit "Constitution" setzt Michael Jan Friedman seine Trilogie zu Kirks Werdegang innerhalb der Sternenflotte, sowie seiner Freundschaft mit Gary Mitchell, fort. Eingebettet sind die langen Rückblenden zu seinen Erlebnissen an Bord der Farragut sowie der Constitution wieder in eine Rahmenhandlung, die diesmal jedoch deutlich kürzer – und nicht so überflüssig (da er dort nur das Ende aus "Die Spitze des Eisberges" nacherzählte) – ausfällt und so der deutlich spannenderen Handlung aus der Vergangenheit mehr Zeit einräumt. Sehr positiv fand ich zudem, die Katastrophe an Bord der U.S.S. Farragut mitzuerleben, immerhin war dies ein überaus einschneidendes Erlebnis (siehe TOS-Folge "Gefährliche Wolken"). Leider wird dieses vergleichsweise schnell abgehandelt, bzw. steigern wir erst in medias res ein, nachdem die Wolke bereits ihre Schneise des Todes durch das Schiff gezogen hat. Es geht daher in erster Linie nur mehr um das Nachspiel dieses Angriffs. Zwar war auch das für mich noch klar der beste Teil des Romans, dennoch war das ein bisschen schade. Zumal alles an Bord der Constitution daran leider nicht mehr so recht anknüpfen konnte. So wirkten die Konflikte an Bord der U.S.S. Constitution auf mich teilweise sehr konstruiert.
Dies beginnt schon bei einem der Hauptgründe für eben diese, der auf mich enorm unglaubwürdig wirkte: Wieso sollte niemand genau(er) wissen, was auf der Farragut vorgefallen ist? Man sollte meinen, solch ein Ereignis spricht sich rum – schon allein, damit die Flotte insgesamt vor dieser neuen Bedrohung die Augen offen hält. Warum man diesen Bericht unter Verschluss halten sollte, leuchtete mir jedenfalls absolut nicht ein – außer natürlich, dass es sonst die ganzen Konflikte nicht hätte geben können. Auf mich wirkte das jedenfalls enorm erzwungen. Auch seinen inneren Konflikt konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Das Trauma, ja. Aber die Schuldgefühle? Entweder Friedman hat es verabsäumt, darauf hinzuweisen, oder Kirk bekam nie den Befehl von der Brücke, auf die Wolke zu feuern. Und selbst wenn wir jetzt mal davon ausgehen wollen, dass er damit die Katastrophe hätte verhindern können (hätte er nicht, wie er auch selbst dann bei "Gefährliche Wolken" erfährt) kann er doch nicht einfach so grundlos und nach eigenem Ermessen zum Herumballern anfangen, selbst wenn er an den Phaserkontrollen sitzt. Man stelle sich nur mal vor, was für interstellare Kriege ein solches Vorgehen auslösen könnte! Warum also sollte Kirk sich deshalb Vorwürfe machen? So wie es hier geschildert war, ergab das für mich keinen Sinn.
Aber auch die Bedrohung rund um Sordinia IV wirkt irgendwie verkrampft, und scheint lediglich dafür da zu sein, damit sich Kirk sowohl in den Augen der Crew als auch seinen eigenen beweisen kann. Etwas bequem wirkte das schon. Zumal ich es auch problematisch fand, dass Kirk im Zuge des Romans eigentlich nicht dazu lernt, zwei Mal den selben Fehler macht, nur dann halt beim zweiten Mal dann vom Schicksal dafür belohnt und von allen – inklusive Gary – auf die Schultern geklopft wird. Dabei hatte er seinen Triumph nichts anderem zu verdanken, als schierem, reinem Glück. Und wenn er schon die Crewmitglieder retten will, warum lässt er nicht einfach alle im Transporterbereich befindlichen Personen rausbeamen, und stellt ein Sicherheitsteam ab, falls sich da auch ein paar der Angreifer darunter befinden sollten? Das wäre noch eine halbwegs "clevere" Lösung gewesen. Aber so hatte er einfach nur pures Glück, dass das fremde Schiff nicht früher wieder einsatzfähig war. Trotz dieser Kritik war "Constitution" soweit ganz unterhaltsam. Positiv wie gesagt, dass sich die Rahmenhandlung diesmal stärker in Grenzen hält. Der Roman ist flüssig geschrieben und flott erzählt, und lässt so keine Langeweile aufkommen. Und insgesamt fand ich diesen Einblick in Kirks Vergangenheit durchaus interessant. Ein anderer Autor hätte halt nur eventuell aus der interessanten und vielversprechenden Grundidee eventuell noch ein bisschen mehr herausholen können.
Fazit:
"Constitution" hätte das Potential dazu besessen, den soliden, aber nicht überragenden Einstieg in diese Trilogie, "Repulic", hinter sich zu lassen. Und vor allem die frühen Kapitel rund um die Ereignisse auf der U.S.S. Farragut ist diesbezüglich noch sehr vielversprechend. Mit dem Wechsel auf die Constitution verlor die Geschichte für mich jedoch etwas an Reiz, und litt zudem zunehmend darunter, dass die inneren und äußeren Konflikte der Figuren teilweise verkrampft und konstruiert wirkten. So muss man sich schon fragen, warum niemand außer Kirk von den Ereignissen auf der Farragut wissen sollte – und eben dies ist der zentrale Ausgangspunkt für alle Differenzen, die sich an Bord der Constitution zutragen. Auch die Bedrohung für Sordinia IV kam für mich nie wirklich zur Geltung. Und generell merkte man dem Roman etwas zu deutlich an, dass diese nur deshalb da ist, damit sich Kirk sowohl selbst als auch den anderen beweisen und über sein Farragut-Trauma hinwegkommen kann. Immerhin, der Farragut-Teil konnte mir sehr gut gefallen, der Roman war wieder sehr kurz und -weilig, und auch die kürzere Rahmenhandlung, die mehr Platz für die weitaus interessanteren Rückblenden bot, machte sich positiv bemerkbar. Die teils konstruierten Konflikte verhindern dann aber doch, dass "Constitution" den Vorgänger übertrifft.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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