Mit: Clemens Schick, Lena Lauzemis, Marion Mitterhammer, Daniel Olbrychski, Markus Allram, Bernhard Brenner, Simon Schwarz, Stipe Erceg u.a.
Kurzinhalt:
In nicht allzu ferner Zukunft ist der Tod nicht automatisch das Ende – zumindest nicht, insoweit es die Leiche betrifft, die wir hinterlassen. Die wird nämlich, um unsere Schulden abzubezahlen, in vakuumisierte Säcke gesteckt, in denen unsere leiblichen Überreste dann verschiedensten Zwecken zugeführt werden. Um sich gegen diese Nutzung des eigenen Körpers nach dem Tod abzusichern, kann man sogenannte Sterbeversicherungen abschließen. Vincent Baumann ist einer der erfolgreichsten Vertreter ebensolcher Versicherungen, und hat soeben erst den Kontrakt einer älteren reichen Dame finalisiert. Nun wird er auf einen allgemein als schwieriger Fall deklarierten russischen Industriellen angesetzt. So lernt er dann auch dessen Tochter Lisa kennen, die einer Rebellengruppe angehört, die sich gegen das System, welche Menschen selbst nach ihrem Tod noch ausbeutet, auflehnen. Vincent wird von seiner Chefin auf Lisa angesetzt, und soll ihre Zelle auffliegen lassen. Doch schon bald hegt er ernste Zweifel, ob er in diesem Konflikt auf der richtigen Seite steht…
Review:
Während der österreichische Horrorfilm in den letzten Jahren das eine oder andere kräftige Lebenszeichen von sich gegeben hat, sind Science Fiction-Filme Mangelware. Als großer Fan des Genres freue ich mich somit natürlich schon einmal grundsätzlich darüber, wenn wir Österreicher versuchen, in dieser Hinsicht etwas auf die Beine zu stellen. Und das Konzept hinter "Stille Reserven" war ja grundsätzlich durchaus interessant, und zumindest soweit mir bekannt auch recht neu und originell. Auch der Einstieg konnte mir noch sehr gefallen, und insgesamt fand ich die Zukunftsvision von Wien, mit den ganzen Hochhäusern, aber auch den einzelnen abgetrennten Stadtbereichen, sehr gut und visuell überzeugend umgesetzt. Wie die (spärlichen) Effekte generell allesamt gelungen waren. Mit die größte Stärke des Films war für mich allerdings, wie durch und durch amerikanisch er wirkt. Die Inszenierung, die Kameraarbeit, der Schnitt, die schauspielerischen Leistungen, die mittels digitalem color grading veränderte, kühle Optik… "Stille Reserven" wirkt durch und durch wie ein (low budget-)SF-Film aus Hollywood. Dem einen oder anderen mag hier das Lokalkolorit fehlen und der Film zu sehr auf die Masse ausgerichtet sein. Und ich will auch gar nicht sagen, dass ich mir wünsche, dass wir jetzt nur mehr solche Filme machen die so aussehen, als kämen sie aus den USA. Aber grundsätzlich freut es mich, zu sehen, dass wir so etwas auch können, wenn wir wollen.
Leider jedoch fand ich, dass der Film nach den noch sehr interessanten und vielversprechenden ersten paar Minuten dann konstant abgebaut hat. Die Handlung rund um einen Mann, der zuerst ein System vertritt und dann im Verlauf eines Films auf die andere Seite wechselt, ist nun wahrlich nichts sonderlich Neues mehr. Dementsprechend wirkt die Geschichte teilweise etwas klischeehaft, und wird dadurch stellenweise auch sehr vorhersehbar. Generell begann der Film im Mittelteil dann zunehmend einzuschlafen, und sich doch ordentlich zu ziehen (wie z.B., um nur ein Beispiel zu nennen, beim "Tiger"-Song). Die eine oder andere Szene wirkte zudem etwas gar konstruiert, wie z.B. der Zufall, dass Vincent an einer bestimmten Stelle des Films just seinen früheren Kollegen wiedererkennt. Wenn er eine Minute früher oder später an den Ort kommt, hätte es diesen für ihn schockierenden und augenöffnenden Moment nicht gegeben. Die Musik, wenn auch grundsätzlich durchaus gelungen, war zudem mit der Zeit etwas gar repetitiv; vor allem aber wollten die jazzig- Klänge nicht immer zum Geschehen passen, was gerade für die eigentlich packenden Momente gilt, wo die ruhigen, entspannten Töne die Stimmung der entsprechenden Szenen jetzt nicht wirklich unterstützte. Und dann hat der Film halt auch noch das Problem, dass so interessant das Grundkonzept auch gewesen sein mag, aber wirklich erschreckend fand ich es insofern nicht, als mir persönlich schnurzpiepegal ist, was nach meinem Tod mit meinem Körper passiert. Möglich, dass sich das noch ändert, wenn dieser (vermeintlich; es weiß ja niemand von uns, wann unsere Zeit abgelaufen ist) näher rückt. Aber durch meine betreffende Indifferenz verlor "Stille Reserven" in meinem Fall halt die gewünschte erschreckende Wirkung. Insgesamt war ich aber durchaus erfreut darüber, mal einen SF-Film aus Österreich vorgesetzt zu bekommen. Bitte mehr davon!
Fazit:
"Stille Reserven" bietet ein nettes Grundkonzept, eine interessante Vision des zukünftigen Wiens, sowie ein paar wirklich coole Ideen. Am meisten beeindruckte mich aber, wie durch und durch amerikanisch er aussieht bzw. sich anfühlt. Zwar habe ich gegen "klassische" österreichische Filme mit kräftigem Lokalkolorit auch nichts einzuwenden, und fände es auch schade, wenn man jetzt nur mehr Filme nach dem "Stille Reserven"-Muster machen würde – aber ich fand es halt auch schön zu sehen, dass wir so etwas auch können, wenn wir wollen. Allerdings: Da mir persönlich völlig egal ist, was mal nach meinem Tod mal mit meinem Körper passiert, fand ich die Grundidee nur bedingt erschreckend. Zudem war die Handlung des Films nichts Besonderes und entwickelte sich teilweise sehr klischeehaft (und dadurch vorhersehbar), die Musik war teilweise unpassend und repetitiv, die eine oder andere Szene wirkte etwas konstruiert, und nach noch sehr faszinierendem und vielversprechenden Einstieg begann sich der Film mit der Zeit doch leider ordentlich zu ziehen, wobei vor allem der Mittelteil die Geduld des Zuschauers gehörig auf die Probe stellt. Was bleibt, ist in erster Linie die Freude darüber, dass wir uns das getraut bzw. das versucht haben – im Falle von "Stille Reserven" blieb es halt nur leider auch wirklich überwiegend beim "versuchen".