Mit: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum, Randy Quaid, Mary McDonnell, Judd Hirsch, Robert Loggia, Margaret Colin, Brent Spiner, Vivica A. Fox u.a.
Kurzinhalt:
Am 2. Juli des Jahres 1996 tauchen plötzlich riesige fliegende Untertassen auf, dringen in die Atmosphäre unseres Planeten ein, und positionieren sich über die größten Metropolen der Erde. Da sie weder mit uns Kontakt aufnehmen noch auf unsere entsprechenden Versuche reagieren, macht sich schon bald Panik breit. Der Wissenschaftler David Levinson findet dann schließlich heraus, dass diese wohl berechtigt ist: Denn in den Signalen, die zwischen den Raumschiffen hin- und hergeschickt werden, meint er einen Countdown zu entdecken – und er ist davon überzeugt, das immer genau passiert, wenn man bei Null ankommt, es wird nichts Gutes sein. Wie sich zeigt, hat Levinson mit seiner Vermutung recht: Mit großen Laserstrahlen werden die größten Städte der Welt mit einem Schlag vernichtet. Der US-Präsident Thomas Whitmore wurde in Sicherheit gebracht, und fliegt nun zur Area 51, wo die Wissenschaftler versuchen, mehr über die Angreifer in Erfahrung zu bringen. Zur gleichen Zeit schleppt Captain Steven Hiller seine Beute, einen abgeschossenen Außerirdischen, ebenfalls zur Basis. In Area 51 vereint, hecken sie gemeinsam einen Plan aus, um pünktlich zum amerikanischen Unabhängigkeitstag zurückzuschlagen und die Menschheit vor den Aliens zu retten…
Review:
In meinem Review zum heurigen Sequel "Wiederkehr" habe ich es ja schon erwähnt: Ich bin nicht der größte Fan von Roland Emmerichs "Independence Day" – auch wenn er mir mittlerweile besser gefällt als damals bei der Erstsichtung. Normalerweise sollte man meinen, als 16-jähriger wäre ich genau im richtigen Alter für ihn gewesen, allerdings war er mir selbst (oder gerade?) damals teilweise zu blöd, störte ich mich am Virus-Ende (dass ich damals nicht als Hommage an "Kampf der Welten" sah, sondern als einfallslosen Gedankendiebstahl), und mit den USA hatte ich's in dieser Phase meines Lebens auch nicht unbedingt so, weshalb mir gerade auch die ganzen pathetischen, patriotischen Szenen sauer aufstießen. Und generell fühlte sich das ganze Spektakel auf mich einfach irgendwie hohl an. Ergo, als ich damals vor etwas mehr als 20 Jahren mit einem damaligen Schulfreund aus dem Kino gedackelt bin, waren wir beide doch eher enttäuscht, und rümpften wir teilweise, so ehrlich will ich sein, in unserem typisch-jugendlichen Versuch uns überlegen fühlen zu wollen auch ein bisschen die Nase.
Zehn Jahre später knöpfte ich mir den Film dann noch einmal auf DVD vor, und sah das ganze schon etwas entspannter. Nach weiteren zehn Jahren habe ich ihn mir dann auf Blu-Ray zugelegt, und bei der mittlerweile dritten Sichtung wohl endgültig meinen Frieden mit ihm geschlossen. Er ist schon ein durchaus guter, solider Film, an dem ich objektiv so manches loben und wertschätzen kann. Aber selbst heute noch spricht er mich, zu meiner eigenen Überraschung, irgendwie nicht so recht an, und will es mir nicht gelangen, die Begeisterung bzw. Verehrung, die viele ihm gegenüber empfinden, so richtig nachzuvollziehen. Ja, ist schon ein nettes, unterhaltsames Filmchen – mehr aber auch nicht. Positiv ist jedenfalls anzumerken, dass Roland Emmerich mit "Independence Day" den Jahrzehnte zuvor aus der Mode gekommenen Alien-Invasionsfilm wieder neu belebte, und ihn dabei auch gleich erfolgreich mit einem Katastrophenfilm verband (und damit wiederum praktisch ein neues Subgenre von Desaster-Filmen auf globaler Ebene begründete). Generell muss ich zumindest eins neidlos anerkennen: Als "Independence Day" 1996 in die Kinos kam, bot er ein Spektakel von bis dahin nie gesehenem Ausmaß. In erster Linie bleibt einem dabei natürlich die Zerstörung des Weißen Hauses in Erinnerung, die zweifellos zu den ikonischsten Szenen der 90er zu zählen ist. Aber auch davor und danach gab es noch zahlreiche beeindruckende Bilder zu bestaunen, angefangen mit der Mond-Szene, über das Eindringen der Schiffe in die Atmosphäre der Erde, die Zerstörung von Los Angeles, und und und. Die Effekte können sich dabei meines Erachtens auch 20 Jahre später noch absolut sehen lassen, wobei vor allem auch positiv auffällt, dass "Independence Day" einer der letzten großen SF-Actionkracher vor dem Siegeszug von CGI war. Jedenfalls kam ich bei den klassischen, altmodischen Modell-Effekten – so sehr und gut sich CGI in den letzten Jahren auch entwickelt haben mag – regelmäßig ins Schwärmen.
Dies liegt übrigens nicht nur an der Umsetzung der Effekte, sondern auch dem wirklich coolen Design der Raumschiffe, der Alien-Jäger, sowie auch der Außerirdischen an sich. Hier hat man wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Auch die Besetzung des Films kann sich sehen lassen. Jeff Goldblum mag hier zwar im Wesentlichen die gleiche Figur spielen wie bei "Jurassic Park" (und später dann "Godzilla), allerdings kann er dies so gut, dass es zumindest mir nicht weiter negativ auffällt. Bill Pullman spielt praktisch die Idealvorstellung eines amerikanischen Präsidenten: Überlegt, staatsmännisch, jedoch auch dazu bereit, anzupacken und an vorderster Front mitzukämpfen, wenn es darum geht, den Aliens in den Arsch zu treten. Und auch wenn ich irgendwie noch nie der größte Fan von Will Smith war, trägt er bei "Independence Day" mit seinem Charisma ebenfalls wesentlich zum Gelingen des Films bei. Völlig überrascht war ich allerdings, als ich Vivica A. Fox als seine Frau sah – ich hätte schwören können, die Rolle hätte Jada Pinkett (mittlerweile -Smith) gespielt. Insofern brauchte ich da ein wenig, um mich darauf einzustellen. Der Rest des Cast sticht dann – so nett es auch war, Data in seiner kleinen Nebenrolle zu sehen – weder positiv noch negativ hervor.
Roland Emmerich inszeniert die Alien-Invasion sowohl sehr spektakulär als auch übersichtlich. Der Trend zur Wackel-Cam war zu diesem Zeitpunkt ja zum Glück noch einige Jahre entfernt. Insofern verstand es die Action auch diesmal wieder, mich zu packen. Großartig auch der Soundtrack von David Arnold, der nach "Stargate" hier eine weitere tolle Arbeit abgeliefert hat. Und das Drehbuch ist auch soweit ganz gelungen, wobei wir mit diesem den durchwachseneren Aspekten des Films schon näher kommen. So mag ich z.B. einerseits die Idee, die Alien-Invasion aus der Sicht verschiedenster Leute – und Hierarchie-Ebenen – darzustellen, angefangen vom US-Präsidenten über führende Wissenschaftler und einem einfachen Kampfpiloten bis hin zu einem ganz normalen Zivilisten. Eben diesen vielen verschiedenen Figuren und Perspektiven verdient "Independence Day" ja u.a. seinen epischen Charakter. Zugleich führt dies jedoch auch dazu, dass der Film etwas zerfahren wirkt. Und generell sind nicht alle dieser Handlungsstränge gleich gelungen, wobei ich vor allem die klischeehafte, extrem vorhersehbare und in einem übermäßig pathetischen Heldentod mündende Story rund um Randy Quaid entbehrlich fand (der für mich generell einer der größeren Schwachpunkte des Films war). Generell spart Emmerich bei "Independence Day" nicht gerade an Pathos. So erhebend die Rede des Präsidenten auch sein mag, wer nicht eine entsprechend große Toleranzgrenze besitzt, wird hier wohl die Augen verdrehen. Die Figuren sind generell etwas eindimensional gezeichnet, und entsprechen eher Klischees oder eindimensionalen Pappfiguren, als echten, vielschichtigen Charakteren. Und bei allem Unterhaltungswert fand ich "Independence Day" irgendwie nur leidlich spannend, und in Teilbereichen auch enorm klischeehaft und vorhersehbar. Zumindest ich persönlich kann ihn somit insgesamt nicht zu den ganz großen Klassikern oder gar Meisterwerken des Genres zählen.
Fazit:
Auch meine dritte Sichtung – jeweils in rund 10 Jahren Abstand – hat nichts an meinem Eindruck verändert: Ja, "Independence Day" ist schon ein nettes, soweit ganz unterhaltsames, angenehm episches und vor allem auch sehr spektakuläres Filmchen. Sein größter Fan bin ich jedoch nicht. Zu eindimensional sind die Figuren (wobei ich mir insbesondere mit Randy Quaids Charakter jedes Mal aufs Neue schwer tue), zu pathetisch so manche Szene, und klischeehaft und vorhersehbar die Story, der es trotz aller Action und allen Spektakels irgendwie auch an Spannung mangelt. Positiv sticht neben dem durchgängig hohen Unterhaltungswert in erster Linie ins Auge, dass "Independence Day" damals ein Spektakel lieferte, wie man es damals auf der Leinwand noch nicht zu sehen bekommen hatte. Selbst heutzutage kann der eine oder andere Moment dank der tollen Effekte immer noch beeindrucken, und einzelne Szenen wie die Zerstörung des Weißen Hauses haben sich ja generell ins kollektive Bewusstsein eingeprägt. Und auch aus dem interessanten Mix zwischen Alien-Invasions- und Katastrophen-Film bezieht "Independence Day" einiges an Reiz. Insgesamt kann und muss "Independence Day" zweifellos zu den ganz großen, prägenden Filmereignissen der 90er gezählt werden. Ob ihn dies jedoch automatisch auch zu einem großartigen Film macht, darüber kann man wie ich finde geteilter Meinung sein.