Kurzinhalt:
Ein humanoider Außerirdischer kommt auf die Erde. Er hat seiner Heimat – und seiner Familie – den Rücken gekehrt, um nach Wasser zu suchen, welches auf seinem Planeten Mangelware ist. Allerdings wird sein Schiff bei der Landung schwer beschädigt, weshalb er vorerst auf der Erde gestrandet ist. Er macht das Beste daraus, legt sich einen unverdächtigen Namen – Thomas Jerome Newton – zu, und verändert sein Aussehen, um sich menschlicher zu machen. Er mischt sich unter die Leute, und meldet aufgrund seines Wissens ob fortschrittlicher Technologie ein Patent nach dem anderen an, gründet eine Firma, und ist schon bald ein reicher Mann. Alles dient dabei dem Ziel, sein Schiff wieder herzustellen und die Erde hinter sich zu lassen. Doch als ihm die Konkurrenz auf die Pelle rückt und sein Geheimnis ans Licht kommt, rückt sein Traum von der Rückkehr in seine Heimat in weite Ferne…
Review:
Der für die meisten – mich eingeschlossen – überraschende Tod von David Bowie veranlasste mich dazu, mir im Frühjahr zum ersten Mal einen Science Fiction-Klassiker vorzuknöpfen, in dem er die Hauptrolle übernommen hatte: "Der Mann, der vom Himmel fiel". Nun wäre mir nichts lieber als sagen zu können "Wow, Meisterwerk! Besser hätte ich sein filmisches Schaffen gar nicht feiern können, als mir diesem Film endlich mal anzuschauen." Jedoch, die Wertung macht es schon deutlich: Die Wahrheit sieht leider ein bisschen anders aus. David Bowie war zweifellos ein ganz großer Künstler, der eine Lücke hinterlassen hat, die wohl – aufgrund seiner Einzigartigkeit – niemals gefüllt werden wird. Statt mir "The man Who Fell to Earth" anzuschauen hätte ich mir aber lieber mal einige seiner Platten eingelegt, da hätte ich mehr von gehabt. An ihm selbst liegt das natürlich nicht. Vielmehr konnte ich mit der Geschichte ganz einfach nicht wirklich etwas anfangen – wobei es mir schwer fällt zu sagen, inwiefern das Romanautor Walter Tevis oder doch dem Drehbuchschreiber Paul Mayersberg, wenn nicht gar Regisseur Nicolas Roeg, anzulasten ist.
Den Einstieg fand ich ja soweit noch recht gelungen und ganz interessant. Allerdings erzählt "The Man Who Fell to Earth" seine Geschichte mit einer Laufzeit von 140 Minuten jetzt nicht unbedingt sonderlich ökonomisch, was sich auch alsbald bemerkbar macht. Zahlreiche Szenen ziehen sich sehr in die Länge, und der ganze Film begann in meinen Augen schon sehr bald einzuschlafen und sich stark zu ziehen. Zwischendurch mag es immer wieder vereinzelte gute Momente geben, aber in meinen Augen hatten die überflüssigen Szenen die man ersatzlos hätte rausstreichen können, ohne wesentliches bzw. wichtiges zu verlieren, die Oberhand. Im weiteren Verlauf des Films wird dieser auch zunehmend extrem schräg – und für mich persönlich eben leider auch zu schräg. So wichtig Stimmung für einen Film auch sein mag, letztendlich bin ich doch eher ein narrativer Mensch, der sich in einer Geschichte verbeißt. "The Man Who Fell to Earth" lebt hingegen weniger von der Geschichte als seiner Stimmung und Atmosphäre, und suhlt sich im weiteren Verlauf zunehmend in seiner eigenen Schrägheit und Andersartigkeit. Das kann man schätzen und lieben – muss man aber nicht. Vor allem das letzte Drittel fand ich diesbezüglich enttäuschend. Irgendwann hab ich nur mehr darauf gewartet, dass der Film endlich aus ist, und dementsprechend weder mit Thomas mitgefühlt noch mich über die mitschwingende Kritik, wie wir Menschen mit dem Fremden umgehen, erfreuen können. Besonders schade wird dies dadurch, dass ich in der Geschichte selbst viel Potential gesehen hätte. Interessant wäre es eventuell auch gewesen, zu zeigen, wie Thomas von seinem Erfolg und Reichtum derart angezogen, besessen und süchtig wird, dass er schließlich selbst nicht mehr nach Hause will. Aber so wie es hier erzählt wurde vermochte mich die Story leider nicht wirklich zu packen.
All dies soll jetzt nicht heißen, dass "The Man Who Fell to Earth" nicht auch seine positiven Aspekte hätte. So ist der Film von Nicolas Roeg ausgesprochen schön geschossen, und begeistert regelmäßig mit imposanten Aufnahmen und interessanten Kameraeinstellungen, die mich immer wieder mal kurzzeitig aus der Lethargie rissen. Gleiches gilt für die immer wieder eingestreuten, netten oder gar packenden Momente, die sich bis zum Ende des Films in wechselnder Häufigkeit finden lassen. Wie schon gesagt fand ich auch den Einstieg noch sehr interessant und vielversprechend. Bowies Alien-Makeup war wirklich verdammt gut und ungemein überzeugend gemacht – fast könnte man glauben, er wäre tatsächlich ein Außerirdischer gewesen, der uns in diesen Szenen kurz sein wahres Antlitz gezeigt hat. Und auch wenn sie in all der Seltsamkeit leider zunehmend untergeht, fand ich auch die kritische Grundaussage zur Menschheit, die dem Film zugrunde liegt, positiv. Die größte Stärke ist aber zweifellos David Bowie selbst. Ein besserer – oder zumindest passenderer – Schauspieler hätte sich angesichts der von ihm schon immer ausgestrahlten otherworldliness für die Haupt- bzw. Titelrolle gar nicht finden lassen. Er ist letztendlich auch der Hauptgrund, warum ich es trotz allem nicht bereue, mir den Film nun doch endlich mal angesehen zu haben.
Fazit:
Auch wenn ich – zu meinem eigenen Bedauern – mit "Der Mann, der vom Himmel fiel" nicht viel anfangen konnte, würde ich anderen nicht davon abraten, ihm bei Gelegenheit eine Chance zu geben und sich selbst ein Bild zu machen. Der Film ist einfach derart eigenwillig, dass ich es für fast unmöglich halte, vorauszusehen, wie er einem gefallen wird. Mir persönlich war er mit stolzen 140 Minuten leider einfach viel zu lang und -weilig, mit zu vielen unnötigen, zu ausgedehnten sowie teilweise auch viel zu schrägen Szenen, die für mich die grundsätzlich interessante Aussage bzw. Gesellschaftskritik des Films förmlich ertränkten. Positiv stach in erster Linie die visuell bestechende Inszenierung, das überzeugende Alien-Makeup sowie David Bowie in der Hauptrolle hervor, der den Film mit seiner ganz eigenen Präsenz zweifellos aufwertete. Insgesamt war das ein Film, wo ich persönlich gern ein Remake sehen würde, das mehr auf die Geschichte eingeht und so aus dieser mehr herausholt. So wie es ist, war "The Man Who Fell to Earth" für mich letztendlich nicht mehr – oder weniger – als eine Kuriosität, die sich anzuschauen zwar trotz allem gelohnt hat, ich jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit in meinem Leben nicht noch einmal beehren werde.