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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Rejoined
Episodennummer: 4x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 30. Oktober 1995
Erstausstrahlung D: 19. Oktober 1996
Drehbuch: Ronald D. Moore & René Echevarriak
Regie: Avery Brooks
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Michael Dorn als Lt. Commander Worf, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Susanna Thompson als Lenara Kahn, Tim Ryan als Bejal Otner, James Noah als Hanor Pren, Kenneth Marshall als Michael Eddington u.a.

Kurzinhalt: Die Trill-Wissenschaftlerin Lenara Kahn kommt für ein paar Wochen zur Raumstation Deep Space Nine, um an Bord der U.S.S. Defiant ihre Forschungen zur Schaffung eines stabilen künstlichen Wurmlochs voranzutreiben. Eine frühere Wirtin von Kahn war einst mit Torias Dax verheiratet. Seither sind sich die Symbionten nicht mehr über den Weg gelaufen – immerhin sind Wiedervereinigungen von früheren Trill-Paaren Tabu, und werden mit der Verbannung vom Heimatplaneten bestraft. Dies bedeutet zugleich, dass der Symbiont im Falle des Todes des aktuellen Wirts keinen neuen mehr erhalten und somit auch sterben würde – weshalb diese Regel nur sehr selten gebrochen wird. Um ein Aufkommen alter, vermeintlich vergessener Gefühle zu vermeiden, bietet Benjamin Jadzia an, ein paar Wochen Urlaub zu nehmen, doch diese will sich ihrer Vergangenheit stellen. Als sie und Lenara immer enger zusammenarbeiten zeigt sich jedoch, dass die intensiven Gefühle, welche die beiden Symbionten und ihre früheren Wirte füreinander empfunden haben, nach wie vor da sind. Während die Experimente zur Schaffung eines künstlichen Wurmlochs weiter voranschreiten, müssen sich Lenara und Jadzia ihren Gefühlen stellen, und entscheiden, wie sie mit diesen umgehen wollen…

Denkwürdige Zitate: "TLook, you've got about three months of leave accumulated. Why don't you take some of it? We can afford to do without you for a while."
"Am I that dispensable around here?"
"We'll never notice you're gone."
(Auch nicht gerade ein Kompliment.)

"What do Klingons dream about?"
"Things that would send cold chills down your spine and wake you in the middle of the night. It is better you do not know."
(Worf zu seinen Gesprächspartnern während des Empfangs.)

"I've lived seven lifetimes and I have never had a friend quite like you."
(Jadzias schönes Kompliment an Benjamin.)


Review: Episodenbild (c) CBS Ich halte "Wiedervereinigt" insgesamt für eine sehr gelungen und vor allem auch ungemein wichtige Episode, aber ehe ich mich den positiven Aspekten zuwende, möchte ich noch kurz an ein paar Dingen Kritik üben. So muss ich schon gestehen... so sehr ich die Grundidee grundsätzlich schätze (dazu gleich noch genauer), wirklich plausibel erscheint es mir nicht. Soooo viele Trill-Symbionten gibt es dann ja auch wieder nicht. Ist es somit quasi nicht praktisch unvermeidbar, dass zwei früher verbundene Symbionten früher oder später wieder aufeinandertreffen – gerade auch angesichts der Vielzahl an Leben, die sie durchleben, und den damit einhergehenden langen Zeitraum? Hier quasi von vornherein als Gesellschaft einen Riegel vorzuschieben erscheint mir einfach nicht praktikabel zu sein. Zudem legte "Wiedervereinigt" für meinen Geschmack etwas zu viel Wert auf die Persönlichkeit des Symbionten. Bislang standen eigentlich immer die Wirte im Mittelpunkt (siehe z.B. auch "Facetten"), und machte man deutlich, wie sehr sich die jeweiligen neuen Inkarnationen eines Symbionten voneinander unterschieden. Dies erweckte den Eindruck, dass der Symbiont eher die Erinnerungen beinhaltet, als eine Persönlichkeit an sich zu sein. Hier jetzt aber scheinen Jadzias Gefühle für Lenara von Dax bestimmt – eine ziemlich drastische Neuinterpretation.

Sprich: Um die gewünschte Geschichte erzählen zu müssen musste man da und dort ein bisschen tricksen, weshalb man wenn man die Folge genießen will den inneren Vulkanier ausschalten muss. Dass mir besagte Story sehr gut gefallen konnte macht es jedoch wesentlich leichter, wohlwollend über sie hinwegzusehen. Das Meisterstück von "Wiedervereinigt" ist dabei für mich, wie es der Episode gelingt, das Tabu der gleichgeschlechtlichen Liebe zu thematisieren, in dem man ein völlig anderes, frei erfundenes Tabu in den Mittelpunkt stellt – und damit eine jener Möglichkeiten ausnutzt, für die ich das Science Fiction-Genre nun einmal so schätze. Nämlich: Ein aktuelles, kontroverses Thema zu nehmen und es durch SF-Elemente auf eine neue Ebene zu stellen, und ihm so neue Facetten abzugewinnen. Der Geniestreich von "Wiedervereinigt" liegt darin, dass die Produzenten hier natürlich die Toleranz von gleichgeschlechtlichen Beziehungen fördern wollen, eine solche jedoch nicht zum eigentlichen Thema dieser Folge machen. Denn in der optimistisch-utopischen Zukunftsvision von "Star Trek" ist gleichgeschlechtliche Liebe – zum Glück – kein Thema mehr. Dass Jadzia und Lenara beide Frauen sind, wird zu meinem Zeitpunkt von irgendjemandem angesprochen. Vielmehr stellt man das Tabu der Wiedervereinigung zweier Trills in den Mittelpunkt – und thematisiert auf diese Weise wiederum das vor allem damals nach wie vor sehr ausgeprägte (und wie schön, dass sich hier seit der Erstausstrahlung merklich etwas zum Besseren gewandelt hat) Tabu der gleichgeschlechtlichen Liebe. Wunderbar auch, dass man dies dann auch bis zur letzten Konsequenz durchzieht und uns einen der ersten (ob es wirklich der allererste war, wage ich nicht zu behaupten) gleichgeschlechtlichen Fernseh-Küsse präsentiert (etwas, vor dem "Babylon 5" kurz zuvor bedauerlicherweise noch zurückgeschreckt war).

Episodenbild (c) CBS Aber auch davon abgesehen konnte mir die Geschichte sehr gut gefallen. Zugegebenermaßen zog man es aus Zuschauersicht nie wirklich in Betracht, dass die beiden tatsächlich eine Beziehung eingehen könnten. Das wäre dann doch eine zu große Veränderung des Status Quo gewesen, gerade auch, wenn es einen Gaststar betrifft. Dafür trat aber wenigstens meine Befürchtung nicht ein, dass man Lenara am Ende sterben lassen würde – was aus Drehbuchautorensicht der einfache Weg aus diesem Dilemma gewesen wäre. Stattdessen entscheidet sich Jadzia für und Lenara – möglicherweise beeinflusst durch ihre Nahtoderfahrung – gegen die Verbindung. Die Entscheidung wird den beiden somit nicht durch den Tod von einem von ihnen abgenommen, sondern ganz bewusst getroffen. Im Idealfall sieht der Zuschauer die beiden zusammen – deren Gefühle füreinander von Terry Farrell und Susanna Thompson phantastisch gespielt waren – und ist traurig und/oder entrüstet darüber, dass die beiden aufgrund des Trill-Tabus nicht zusammen sein können und sich letztendlich trennen. Falls der Episode eben dies gelingt, hat sie zugleich auch einen wesentlichen Beitrag zur vermehrten Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen geleistet.

Fazit: An "Wiedervereinigt" gefiel mir in erster Linie die geniale Art und Weise wie man das damals noch deutlich größere Tabu einer gleichgeschlechtlichen Beziehung thematisiert, ohne sie zu thematisieren. Sprich: Dass Jadzia und Lenara zwei Frauen sind, ist für sämtliche Protagonisten kein Thema. Dadurch, dass eine Beziehung zwischen ihnen jedoch aus anderen, frei erfundenen Gründen ein Problem wäre, behandelt man eben auch das betreffende Tabu – und schafft es so, die Thematik aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Eben dieser Aufbau der Folge hat mir phantastisch gefallen. Auch die schauspielerischen Leistungen von Terry Farrell und Susanna Thompson waren wunderbar. Und der tragische Ausgang des Geschehens konnte mir ebenfalls sehr gut gefallen. Zugegeben, vom Setup her erschien mir das eine oder andere ein wenig konstruiert. Im Falle von "Wiedervereinigt" war es für mich jedoch aufgrund der wichtigen Message, die hier vermittelt wird, verschmerzbar. Und schon allein der gleichgeschlechtliche Kuss zwischen Jadzia und Lenara – einer der ersten, wenn nicht gar der erste, in der Geschichte des amerikanischen Free-TVs – macht "Wiedervereinigt" trotz kleinerer Schwächen zu einem wichtigen Meilenstein der TV-Geschichte.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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