Mit: Mark Wahlberg, Kurt Russell, Douglas M. Griffin, James DuMont, Joe Chrest, Gina Rodriguez, Brad Leland, John Malkovich, Dylan O'Brien, Kate Hudson u.a.
Kurzinhalt:
Mike Williams arbeitet als Elektriker auf der Ölbohrstation Deepwater Horizon. Zusammen mit mehreren Arbeitern sowie dem Schichtleiter Jimmy Harrell tritt er zur jüngsten Schicht an, als Jimmy die Vertreter von BP zur Rede stellt, da diese den Zement rund ums Bohrloch nicht ordnungsgemäß überprüfen ließen. BP wiederum, welche die von Transocean betriebene Ölplattform mit der aktuellen Bohrung beauftragt haben, verweisen auf den dichten Zeitplan, hinter dem sie mittlerweile ohnehin schon über 40 Tage hinterherhinken. Jimmy pocht jedoch darauf, bevor sie weiterziehen einen Drucktest durchzuführen. Während diesem wird er in die Kombüse gerufen – und ist daher beim Drucktest der zweiten Leitung nicht anwesend. Als man damit beginnt, den Schlamm aus der Leitung zu pumpen, kommt es zu einem sogenannten Blowout. Kurz darauf steht die Ölplattform Deepwater Horizon in Flammen…
Review:
In den letzten Jahren gab es zahlreiche Spielfilme – wie z.B. "Captain Philips" oder "Everest", um nur zwei Beispiele zu nennen – die auf realen Katastrophen basierten, und die damaligen Ereignisse trotz aller natürlich bis zu einem gewissen Grad zur Dramatisierung erforderlichen künstlerischer Freiheit so gelungen wie nüchtern auf die Leinwand brachten, und den damals Betroffenen ein filmisches Denkmal setzten. Sprich: Dass Katastrophenfilme nicht notwendigerweise ein frei erfundenes Desaster zum Thema haben müssen, sondern auch auf realen Ereignissen beruhen und dennoch funktionieren können, ist keine sonderlich neue Erkenntnis. Statt jedoch diese These weiter zu untermauern, schien mir "Deepwater Horizon" nun aber vielmehr den Gegenbeweis anzutreten. Von der relativen Sachlichkeit der oben genannten Filme – oder auch "Flug 93", der für mich nach wie vor den Klassenprimus dieser Sorte von Spielfilm darstellt – ist Peter Bergs zweite Zusammenarbeit mit Mark Wahlberg (nach "Lone Survivor") weit entfernt. Stattdessen dominieren Klischees, Kitsch und Pathos.
Nun gebe ich unumwunden zu, natürlich kein Detailwissen über die damaligen Ereignisse zu haben. Ganz theoretisch wäre es möglich, dass sich viele der Dinge, die mir überdramatisiert erschienen, auch tatsächlich so zugetragen haben. Wie z.B. die ganzen schlechten, unheilverkündenden Omen, wie die Cola-Dose, die Krawatte, oder der Crash des Vogels auf der Windschutzscheibe des Helikopters. Die Ironie des Schicksals, dass Jimmy Harrell keine zehn Minuten bevor die Kacke am Dampfen ist, den siebenten Preis in Folge für die sicherste Ölplattform der Welt in Empfang nimmt. Und möglicherweise sind die geretteten – als aufrechte Texaner – nach der Katastrophe ja tatsächlich auf die Knie gesunken und haben alle gebetet. Mir persönlich erschien das jedoch zu aufgesetzt, und schrie einfach nach einer Hollywood-typischen Überdramatisierung der Ereignisse. Wie mir "Deepwater Horizon" generell viel zu pathetisch war – aufopfernder Heldentod inklusive. Mitten im Film dachte ich mir zwischendurch "Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist die wehende US-Flagge" – und ohne Scheiß, keine 10 Minuten später war's soweit. Mir persönlich war das der Klischees zu viel. Sehr kritisch sehe ich auch die Darstellung der aufrechten US-Firma und ihrer braven, tapferen amerikanischen Arbeitnehmer, die von der bösen britischen Ölfirma in die Scheiße geritten werden. Das geht so weit, dass das dritte Unternehmen im Bunde, der US-Konzern Halliburton (der für die Zementierung verantwortlich gewesen wäre), in die fiktive französische Firma Schlumberger (der Name ist ihnen wohl beim Sekttrinken mit den Anwälten gekommen) umgedichtet wird, damit Amerika auch ja unbescholten und unschuldig bleibt und sich in der Opferrolle suhlen kann. Und: Bitte nicht falsch verstehen, es ist zweifellos tragisch, dass bei dieser Tragödie elf Menschen ihr Leben verloren. Aber dass man diesen ausführlich im Abspann gedenkt, und die dadurch ausgelöste Umweltkatastrophe mit einer einzigen relativ nichtssagenden Einblendung abtut, zeigt die meines Erachtens fragwürdige Einstellung der USA zu dem Thema. Wie auch, dass zwar das Vorgehen von BP kritisiert wird, nicht jedoch das Bohren nach Öl an sich. Für mich fühlte sich "Deepwater Horizon" jedenfalls irgendwie wie der erste Film des trumpschen Amerikas an.
Zugegeben, produktionstechnisch gibt es an "Deepwater Horizon" nichts auszusetzen. Die Schauspieler liefern allesamt sehr gute Leistungen ab, wobei ich es vor allem sehr positiv finde, den alten Action-Haudegen Kurt Russell, der sich zum Ende der 0er-Jahre zunehmend rar gemacht hat, wieder vermehrt auf der großen Leinwand zu sehen. Peter Bergs Regie ist – abseits der mir persönlich etwas zu verwackelten Kamera – ebenfalls solide. Steve Jablonsky liefert einen effektiven – wenn auch wieder einmal wenig inspirierten – Score ab. Und nach dem noch etwas zähen Einstieg dreht der Film ab ca. der Hälfte dann doch nochmal ordentlich auf, und präsentiert so manch packende und/oder spektakuläre Szene, wobei vor allem die Aufnahmen der brennenden Ölplattform im Gedächtnis bleiben. Wenn man sich somit, im Gegensatz zu mir, nicht an den versteckten Aussagen des Films sowie der genretypischen 08/15-Umsetzung stört, sollte einen "Deepwater Horizon" gut unterhalten können. Mir persönlich war's aber der Klischees und des Pathos entschieden zu viel.
Fazit:
"Deepwater Horizon" war mir viel zu pathetisch, typisch, überdramatisiert und vor allem auch klischeehaft. Gegen die bin ich ja generell gerade auch in diesem Genre allergisch, aber bei Filmen die auf realen Begebenheiten beruhen, stören sie mich halt ganz besonders. Wie auch übertriebener Pathos oder die für Hollywood so typische Überdramatisierung, die ich im Falle von "Deepwater Horizon" doch in so einigen Szenen zu bemerken glaubte. Solche konstruiert wirkenden Momente drücken für mich dann ganz einfach auf die Plausibilität und damit den Reiz und die emotionale Wirkung solcher Filme, die sich u.a. daraus ergeben, dass sie reale Katastrophen vermeintlich originalgetreu wiedergeben. Sehr sauer stieß mir zudem die schwarz/weiß-Zeichnung auf, mit den aufrechten amerikanischen Arbeitern und den bösen europäischen Firmen, die das ganze Unglück auslösen. Und so schön es auch ist, dass reine Profitgier kritisch hinterfragt wird, aber die durch den Unfall ausgelöste Ölkatastrophe wird mit einem kurzen Satz im Abspann abgetan, und unsere Abhängigkeit nach Öl nicht einmal ansatzweise thematisiert. An dem Stuhl wollten Berg und seine Drehbuchautoren dann wohl doch lieber nicht rütteln. Wie "Deepwater Horizon" generell vor US-Patriotismus nur so strotzt. Da darf auch die obligatorische US-Flagge nicht fehlen. Klar ist das ganze grundsätzlich sehr professionell und kompetent umgesetzt, gibt es in weiterer Folge einige spektakuläre Szenen, ist der Film produktionstechnisch über jeden Zweifel erhaben, und ihm auch schauspieltechnisch nicht das Geringste vorzuwerfen. Und gut möglich, dass er euch besser gefällt. Ich habe aber halt wohl mittlerweile schon zu viele – auch deutlich bessere – Katastrophenfilme gesehen, als dass ich mich für eine derart vor Klischees und Pathos triefende Aufarbeitung einer realen Begebenheit noch sonderlich erwärmen könnte.