Originaltitel: Nemesis Episodennummer: 4x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 24. September 1997 Erstausstrahlung D: 20. November 1998 Drehbuch: Kenneth Biller Regie: Alexander Singer Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Robert Beltran als Chakotay,
Tim Russ als Tuvok,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Robert Picardo als The Doctor,
Jerry Ryan als Seven of Nine,
Ethan Phillips als Neelix,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Michael Mahonen als Brone,
Matt E. Levin als Rafin,
Nathan Anderson als Namon,
Peter Vogt als Kradin Commandant,
Booth Colman als Penno,
Meghan Murphy als Karya,
Terrence Evans als Treen,
Marilyn Fox als Marna,
Pancho Demmings als Kradin Soldier u.a.
Kurzinhalt:
Nach einem Shuttleabsturz findet sich Chakotay auf einem Planeten wieder, wo die menschlich aussehenden Vori gegen eine aggressive, feindliche Spezies, die von ihnen nur als Biester bezeichnet werden, ums Überleben kämpfen. Aufgrund der Obersten Direktive sieht sich Chakotay eigentlich dazu gezwungen, aus dem Krieg herauszuhalten. Zugleich ist jedoch jene Vori-Kompanie, die im Dschungel über ihn gestolpert ist, seine beste Chance, um eine Kommunikationseinrichtung zu erreichen und mit der Voyager in Kontakt zu treten, weshalb er sich ihnen anschließt. Hilflos mit Chakotay mit ansehen, wie mehrere Vori den Kämpfen zum Opfer fallen. Mit jedem Tod fällt es ihm schwerer, sich herauszuhalten – ehe er schließlich selbst zu den Waffen greift. Nach dem Tod seiner Kompanie landet er in einem Dorf, das kurz darauf ebenfalls von den Biestern überfallen wird. Zusammen mit den Dorfbewohnern wird Chakotay daraufhin gefangen genommen. Währenddessen trifft sich Captain Janeway mit einem Vertreter des Planeten, um mehr über Chakotays Verbleib in Erfahrung zu bringen. Dieser hat für die Voyager-Crew beunruhigende Neuigkeiten…
Denkwürdige Zitate:"I wish it were as easy to stop hating as it was to start."
(Chakotay fast die Quintessenz der Folge am Ende zusammen.)
Review:
Für lange Zeit macht "Nemesis" den Eindruck einer ziemlich geradlinigen Episode, die mich mit ihrer vermeintlich eindimensionalen Darstellung des Konflikts auf dem Planeten (ihr seht, ich hatte wieder einmal keine Erinnerung an die Folge) doch etwas vor den Kopf gestoßen hat. Der Clou von "Nemesis" wird erst in den letzten Minuten offenbart – was aus meiner Sicht sowohl ihr größter Fluch als auch ihr größter Segen ist. Segen da die Episode nur dann so recht funktioniert und ihre Message über Propaganda und Gehirnwäsche anbringt, wenn sich der Zuschauer in Chakotays Position wiederfindet, und genau so manipuliert wird wie dieser – was der Wendung am Ende dann erst den zündenden Funken verleiht. Fluch, da die davorliegenden 35 Minuten leider dadurch nicht plötzlich rückwirkend unterhaltsamer werden. "Nemesis" offenbart sich somit als eine Episode, die ihrem Twist am Ende, und der damit einhergehenden Message, alles unterordnet – den eigenen Unterhaltungswert inklusive. Und ich kann mich selbst nicht so recht entscheiden, ob ich das nun gut oder schlecht finden soll.
Zu dieser grundsätzlichen Problematik bezüglich der Struktur der Episode gesellen sich dann auch noch ein paar weitere Kritikpunkte hinzu. So verliert die Voyager hier in der dritten Episode in Folge ihr drittes Shuttle, und mittlerweile ist es einfach nur mehr lächerlich. Wenn ich in Grafikprogrammen besser bewandert wäre, würde ich glaube ich eine Risszeichnung des Schiffes erstellen, dass quasi nur aus Shuttles im Inneren besteht – um zu verdeutlichen, wie viele man seitdem man im Delta-Quadranten gestrandet ist mittlerweile verloren hat. Eher kritisch sehe ich auch das Design der "Biester". Den Anspruch der Macher, eine Maske zu wählen, die den Zuschauer von vornherein dazu verleitet, ihnen mit Misstrauen wenn nicht gar Abneigung zu begegnen, ist zwar verständlich, aber mich erinnerten sie dann doch etwas zu sehr an die Nausicaaner, ergänzt um eine Predator-Mundpartie. Zudem fragte ich mich, wie Neelix etwas über diesen Raumbereich wissen will, wenn die Voyager vor kurzem erst 20 Jahre ihrer erwarteten Reisedauer übersprungen hat, und er bereits Monate zuvor die Grenze seiner früheren Reisen erreicht hatte. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, wie plausibel – und wirtschaftlich – es mir erscheint, dass die Vori derart viel Aufwand betreiben, um einen einzigen neuen Kämpfer zu rekrutieren. Und zuletzt stellt sich mir die Frage, ob mir nicht dennoch eine ausgewogenere Darstellung des Konflikts lieber gewesen wäre – denn so läuft es ja letztendlich auch auf eine Schwarz/Weiß-Zeichnung zurück, nur dass sich die beiden Farben am Ende austauschen. Zu zeigen, dass beide Seiten den jeweils anderen verteufeln, wäre mir denke ich lieber gewesen. Dennoch, die abschließende Wendung wertet "Nemesis" zweifellos auf. Ein schöner WTF-Moment, der dem Zuschauer die Funktionsweise von Propaganda nachvollziehen lässt – wird man doch selbst zu einem ihrer Opfer. Das war zweifellos sehr effektiv. Die ersten 35 Minuten der Episode etwas interessanter und unterhaltsamer zu gestalten, hätte dennoch nicht geschadet.
Fazit:
"Nemesis" lebte für meinen Geschmack zu sehr – nämlich eigentlich ausschließlich – von der Wendung am Ende, dass Chakotay, und damit auch wir als Zuschauer, Opfer von Propaganda wurden. Der betreffende Twist ist sehr überraschend, vor allem aber wirklich sehr effektiv, und führt den Zuschauer somit die Wirkungsweise solcher Gehirnwäsche vor Augen. Zugleich bin ich mir aber eben nicht sicher, ob eine vierzigminütige "Star Trek"-Folge dafür wirklich der richtige Rahmen war. Denn ehe es soweit ist, und damit die Wendung ihre gewünschte Wirkung entfalten kann, macht "Nemesis" den Eindruck einer recht undifferenzierten Kriegsfolge. Und daran, dass die beiden Seiten sehr schwarz/weiß gezeichnet sind, kann selbst der Twist am Ende nichts ändern, der lediglich die Farben auf weiß/schwarz umdreht. Letztendlich denke ich, hätte man aus der Thematik mehr machen und z.B. aufzeigen können, wie der Feind in Kriegen generell immer entmenschlicht und dämonisiert wird. Vor allem aber gelang es der ersten halben Stunde einfach noch nicht so recht, mich zu packen. Abseits der zentralen Wendung hatte mir "Nemesis" jedenfalls leider nicht wirklich was zu bieten – eben diese hebt die Folge dann aber doch noch denkbar knapp über den Durchschnitt.