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Der Besuch PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Visitor
Episodennummer: 4x03
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 09. Oktober 1995
Erstausstrahlung D: 16. Oktober 1996
Drehbuch: Michael Taylor
Regie: David Livingston
Hauptdarsteller: Avery Brooks als Captain Benjamin Sisko, Rene Auberjonois als Odo, Michael Dorn als Lt. Commander Worf, Nana Visitor als Major Kira Nerys, Terry Farrell als Lieutenant Jadzia Dax, Colm Meaney als Chief Miles O'Brien, Siddig El Fadil als Doctor Julian Bashir, Cirroc Lofton als Jake Sisko, Armin Shimerman als Quark.
Gastdarsteller: Tony Todd als Jake Sisko, Galyn Görg als Korena, Aron Eisenberg als Nog, Rachel Robinson als Melanie, Majel Barrett als computer voice u.a.

Kurzinhalt: Eine junge Frau klopft an die Tür eines alten Jake Sisko. Melanie erweist sich als großer Fan seiner Werke, und möchte von ihm wissen, warum er in seinem ganzen Leben nur zwei Bücher veröffentlicht hat. Dieser lädt sie daraufhin zu sich ein und beginnt, aus seinem Leben zu erzählen. Beginnend mit jener schicksalhaften Mission mit der U.S.S. Defiant, als er seinen Vater verloren hat, als er gerade einmal 18 Jahre alt war. Danach blieb er auf Deep Space Nine, im Unklaren darüber, was er mit seinem Leben anstellen soll. Eines nachts erschien ihm sein Vater dann plötzlich erneut. Ein paar Monate später tauchte er dann ein weiteres Mal auf, und blieb auch für ein paar Minuten. Da wurde Jake klar, dass er ihn sich nicht einfach nur eingebildet hat; vielmehr findet Dr. Bashir heraus, dass dieser durch den Unfall an Bord der Defiant aus der Zeit geworfen wurde. Ein Versuch ihn zu stabilisieren scheitert. Viele Jahre später, als Jake mit der Bajoranerin Korena verheiratet ist, erscheint ihm sein Vater erneut. Daraufhin hängt er seine Schriftstellerkarriere an den Nagel und verwendet den Rest seines Lebens darauf, nach einem Weg zu finden, um seinen Vater zu retten…

Denkwürdige Zitate: "I can't believe I'm really here talking to you. You are my favorite author of all time!"
"You should read more."
(Eine sehr schöne, bescheidende Antwort.)

"Coming to bed?"
"I'm not tired."
"Neither am I."
(Sowas hört man doch gerne…)

"While you're studying my stories, poke your head up every once in a while. Take a look around. See what's going on. It's life, Melanie."
"And you can miss it if you don't open your eyes."
(Ein sehr guter Ratschlag, den wir alle beherzigen sollten.)


Review: Episodenbild (c) CBS Bei "Der Besuch" befinden sich mein Kopf und mein Herz wieder einmal in heftigem Widerstreit zueinander. Denn während letzteres in den Emotionen schwelgen wollte, störte sich ersterer an so manchen Ungereimtheiten. In erster Linie sticht dabei heraus, wie vollkommen unterschiedlich sich die Zeitlinie ohne Sisko entwickelt hat. Es kommt zu keinem Krieg mit dem Dominion, die Bajoraner und die Cardassianer verbünden sich, Deep Space Nine wird von den Klingonen übernommen, und so weiter. Angesichts der vielen Opfer des Dominion-Krieges, darunter unter anderem ja auch Jadzia, könnte man fast in Versuchung kommen zu meinen, die Galaxis wäre ohne Sisko eigentlich besser dran gewesen. Das Wohl der Vielen wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen, oder eines Einzelnen – ihr kennt das. All diese Probleme liegen natürlich daran, dass die DS9-Macher (im Vergleich zu JMS bei "Babylon 5") noch keinen großen, staffelübergreifenden Plan hatten. Somit verpasst man hier die Chance, spätere Entwicklungen anzuteasern – und, schlimmer noch: Vieles was uns hier gezeigt wird macht rückwirkend betrachtet leider wenig Sinn, da es sich mit der tatsächlichen, aus der Serie bekannten Zukunft spießt.

Noch schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass einem von Anfang an bewusst ist, dass es so wie hier in dieser Folge dargestellt nicht kommen wird, und man uns somit quasi eine "Was wäre wenn?"-Geschichte erzählt. Das Vorwissen, dass am Ende eh alles wieder rückgängig gemacht wird, und es zu diesen Ereignissen somit gar nicht erst kommt, reduziert den Reiz der Folge doch erheblich. Und dann stellte ich mir auch noch so Fragen wie: Darf Jake als Zivilist denn einfach so weiterhin auf der Station wohnen? Und der Subraum-Raum oder was auch immer das sein sollte sah der Sphäre der Wurmlochwesen zum Verwechseln ähnlich. Da hätte man vielleicht doch einen anderen Weg finden sollen, um das optisch darzustellen. Während es also meinem Kopf etwas schwer fiel, sich auf des von vornherein klaren, sie null und nichtig machenden Endes auf die Episode einzulassen, und er sich über so manche Ungereimtheit ärgerte, freute sich mein Herz über diese sehr schöne, sentimentale und rührende Geschichte. Ich mag in der Vergangenheit die arg menschelnden Episoden auch schon mal kritisiert haben, in diesem Fall ist es aber insofern etwas Anderes, als keine reine, belanglose "Alltagsgeschichte" erzählt wird, sondern sich die Handlung mit so schwierigen und universellen Themen wie Schmerz, Verlust und die Schwierigkeit, einen geliebten Menschen gehen zu lassen und sein Leben weiterzuleben, auseinandersetzt. Dies wiederum konnte mir, abseits der erwähnten Problempunkte, sehr gut gefallen. Der alte Jake wird darüber hinaus von Tony Todd sehr gut – und zuletzt auch sehr emotional – dargestellt. Mir gefiel auch sein Gespräch mit Melanie – die besten Szenen waren aber natürlich jene zwischen Jake und Ben, und da insbesondere das Ende, als Jake sich das Leben nimmt, um seinen Vater zu retten. Das war sowohl von Tony Todd als auch Avery Brooks einfach nur phantastisch gespielt. Und dann ist da noch die wunderschöne, gefühlvolle Musik von Dennis McCarthy, welche die Episode für mich ebenfalls enorm aufwertete.

Fazit: Episodenbild (c) CBS Geht es nach meinem Herz, zählt "Der Besuch" zu den besten Episoden der Serie – aber mein Kopf hat da leider doch ein bisschen etwas dagegen. Dieser stört sich einerseits am Grundkonzept, welches es dem Zuschauer von vornherein klar macht, dass die Ereignisse aus dieser Episode letztendlich nie passiert sein werden, und andererseits aufgrund Ungereimtheiten wie der sich im Vergleich zur Serie völlig anders entwickelnden Zukunft, die einen glauben machen könnte, die Galaxis wäre ohne Benjamin Sisko besser dran gewesen. Sprich: Zu viel sollte man über das Geschehen hier doch besser nicht nachdenken, sonst fällt die Episode doch eher in sich zusammen. Schafft man es jedoch, diese Problempunkte auszublenden, und lässt sich einfach von den Emotionen mitreißen, kann "Der Besuch" absolut gefallen – erzählt die Episode doch eine universelle Geschichte über Schmerz und Verlust, die mich vor allem zum Ende hin, mit dem abschließenden Gespräch zwischen Ben und dem alten, sterbenden Jake, berühren konnte. Generell war die Entwicklung dieser alternativen Zeitlinie nicht uninteressant. Und auch, Jake wachsen zu sehen und sein Leben mitzuverfolgen, war durchaus nett. Ganz unberücksichtigt kann ich die Bedenken meines Kopfes in meiner Bewertung der Episode aber leider nicht lassen.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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