Inhalt & Review:
Nachdem ich mich ja zuletzt mit den Romanen der Pike-Ära auseinandergesetzt habe, beschloss ich, mir nun auch noch die in etwa im gleichen Zeitraum angesiedelten Comics aus der "Early Voyages"-Reihe vorzuknöpfen. Was dabei gleich auffiel war wieder einmal die eine oder andere Ungereimtheit bezüglich der Kontinuität. So schien "Early Voyages" auf den zuvor erschienenen Roman "Vulkans Ruhm" kaum Rücksicht zu nehmen; im Gegenzug wurden die Comics dann leider für alle weiteren Pike-Romane ignoriert. Damit haben wir hier nun quasi zwei alternative Zeitlinien, und der Leser ist dazu gezwungen, sich für eine zu entscheiden. Das fand ich schon ein wenig schade. Wobei ich zugleich auch gleich sagen muss, dass ich dabei wohl den "Early Voyages" unweigerlich den Vorzug geben würde, fand ich doch die meisten der hier versammelten Geschichten sehr interessant, und wirklich gut geschrieben. Den Anfang macht "Flesh of my Flesh", wo die Enterprise nicht nur auf ein lebendiges Raumschiff trifft, sondern auch in Rückblenden aufgerollt wird, wie Pike das Kommando über das Schiff übernahm. "The Fires of Pharos" erzählte dann von seinem ersten Aufeinandertreffen mit dem klingonischen Kommandanten Kaaj – eine Fehde, welche sich durch die gesamte Reihe zog. Recht nett und unterhaltsam, aber von der etablierten Kontinuität auch völlig unabhängig. Das genaue Gegenteil war dann "Our Dearest Blood", welches für mich dann auch zu den absoluten Highlights dieser Sammlung zählte – wird dort doch die Geschichte jener tragischen Mission auf Rigel VII erzählt, die Christopher Pike kurzfristig darüber nachdenken ließ, das Kommando über die Enterprise wieder abzugeben, und von den Talosianern dann dazu verwendet wurde, ihn zu manipulieren. Wirklich schön, dass diese Kontinuitäts-Lücke hier nun in Comic-Form geschlossen wurde.
"Nor Iron Bars a Cage" erzählt dann die Geschichte aus "Der Käfig" nach, jedoch aus Sicht seines neuen Yeomans, Mia Colt – und stellt uns diese so auch gleich genauer vor. Nicht überragend, aber ganz nett. "Cloak and Dagger" schickt sich dann an, zu erklären, warum Spock in "Der Käfig" noch Emotionen zeigte, und diese danach dann endgültig zu verbannen schien. Eben diese konnte mir grundsätzlich sehr gut gefallen – die Geschichte rund um eine verschollene Kolonie der Vulkanier fand ich jedoch teilweise etwas schwer zu schlucken. Zumal dies auch etwas zu sehr an die Romulaner erinnerte. "The Flat, Gold Forever" erzählt dann von einer weiteren Begegnung zwischen Pike und Kaaj, der ihn in eine Falle lockt, um für seine frühere Niederlage Rache zu nehmen und so seine Ehre wieder herzustellen. Ganz nett und kurzweilig, für mich aber jetzt nicht unbedingt eins der Highlights dieser Sammlung. "Immortal Wounds" löste dann das Mysterium rund um Dr. Boyce auf, der sich zuvor zunehmend seltsam verhalten hat. Ich bin kein Freund von "Ein Crewmitglied wird des Mordes angeklagt"-Geschichten, und fand im vorliegenden Fall auch die Auflösung ein bisschen unbefriedigend. Aber ja, war ok. "One of a Kind" offenbarte uns dann mehr über eine der interessanteren Crew-Ergänzungen dieser Comic-Reihe, nämlich den Lirianer Nano. Das Feuermonster erinnerte zwar etwas zu sehr an "Id" aus "Alarm im Weltall", davon abgesehen war sie aber durchaus interessant. "The Fallen" war dann ein weiteres Highlight aus der "Early Voyages"-Reihe, und erzählte vom Angriff eines Volkes, dass mit den Tholianern im Bunde steht. Der Kontinuitätsfehler mit Pikes Vater im Hinblick auf den später erschienenen Roman "Burning Dreams" fällt zwar stark auf, davon abgesehen konnte mir dieser Comic-Zweiteiler aber sehr gut gefallen, gerade auch was das Trauma und die Rachegelüste von Gabrielle Carlotti und den letztendlichen Ausgang des Geschehens betrifft.
Das absolute Highlight von "Early Voyages" war für mich aber ganz klar das nachfolgende, vierteilige Epos "Futures", wo es Mia Colt in die Zukunft verschlägt, wo ein junger James T. Kirk rasch die Sternenflotte verlassen hat, und die Geschichte deshalb teilweise ganz anders verlaufen ist. Gut, ok, inwiefern es plausibel ist, dass Kirk einen Dienst als neuen Yeoman von Pike angetreten hätte, wage ich nicht zu beurteilen. Davon abgesehen war diese Geschichte, die uns direkt in die Movie-Ära katapultierte, aber einfach nur phantastisch, packend, und ungemein faszinierend. Ganz ganz groß, und fast schon allein den Preis des Sammelbands wert. "Thanatos" und "Nemesis" bieten dann leider einen eher unwürdigen Ausklang. Die Geschichte auf Temazi ist zwar soweit ok, und der Ausklang der Fehde zwischen Pike und Kaaj konnte mir soweit auch gut gefallen, aber im Vergleich zu den Comics davor, die mich künstlerisch – trotz wechselnden Stils – allesamt absolut überzeugen konnten, fielen die letzten beiden Comics optisch für mich doch ziemlich ab. Der Zeichenstil schien mir stark in die Manga-Richtung zu gehen, und war irgendwie nicht wirklich meins. Das größte Manko ist aber natürlich, dass die Geschichte nicht als Zweiteiler gedacht war, sondern eigentlich fortgesetzt hätte werden sollen, und somit in einem Cliffhanger mündet – was ich sehr unbefriedigend fand. Da weder die Story noch die Zeichnungen sonderlich toll waren, und diese Geschichte gerade auf den absoluten Höhepunkt der Sammlung folgte, würde ich jedenfalls insgesamt raten, entweder diese zuvor zu lesen, und dann zurückzuspringen, oder aber sie überhaupt auszulassen. Vertraut mir, ihr versäumt nicht wirklich etwas, und spart euch den Frust, eine unfertige Geschichte gelesen zu haben.
Fazit:
So bedauerlich es auch ist, dass sich die "Early Voyages"-Comics und die erschienenen Romane teilweise stark widersprechen… aber wenn ich zwischen den beiden wählen müsste, würde meine Wahl wohl auf die hier versammelten Comics fallen. Zugegeben, es waren auch ein paar nicht ganz so begeisternde Geschichten darunter. Und vor allem auch das Ende des Sammelbands ist aufgrund der Tatsache, dass dort die Geschichte aufgrund der plötzlichen Absetzung ohne Abschluss einfach unterbrochen wird, eher enttäuschend. Zumal mir gerade auch bei den besagten letzten beiden Comics die künstlerische Gestaltung nicht sonderlich gut gefallen konnte. Die fünfzehn Ausgaben davor können sich jedoch von der optischen Gestaltung her absolut sehen lassen, und auch inhaltlich waren da ein paar Höhepunkte darunter. Neben dem ersten Band, der in Rückblenden erzählt, wie Pike das Kommando über die Enterprise erhielt, stachen vor allem die Einzelausgabe rund um die Geschehnisse auf Rigel VII, sowie die vierteilige Saga rund um Colt's Transfer in die Zukunft, hervor. Die allen sind es aus meiner Sicht eigentlich schon wert, sich diesen angesichts des Umfangs preisgünstigen Sammelband zu besorgen.
Bewertung:
4/5 Punkten
Christian Siegel
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