Mit: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Madison Wolfe, Frances O'Connor, Lauren Esposito, Benjamin Haigh, Patrick McAuley, Simon McBurney, Maria Doyle Kennedy, Simon Delaney, Franka Potente u.a.
Kurzinhalt:
Durch den Amityville-Falle wird auch die breite Öffentlichkeit auf die Arbeit von Lorraine und Ed Warren aufmerksam. Dabei sehen sie sich auch immer wieder Kritik gegenüber, Scharlatane zu sein. Lorraine selbst ist nach ihren Erfahrungen im Amityville-Fall zutiefst erschüttert, traf sie dort doch auf den Geist einer Nonne, der ihr den Tod ihres Mannes Ed zeigte. Sie sieht darin eine Warnung, und möchte daher erstmal eine Pause einlegen – bzw. überlegt, ihre Geisterjäger-Tätigkeit generell an den Nagel zu hängen. Dann jedoch erreicht sie ein Hilferuf aus England: Die Familie Hodgons – die alleinerziehende Peggy und ihre vier Kinder – werden in ihrem Haus zuletzt von einer unheimlichen Macht terrorisiert. Als sie sich nicht mehr anders zu helfen wissen, und selbst die Polizei einen mysteriösen Vorfall dokumentiert, wenden sie sich an die Kirche, die sie wiederum an die Warrens weiterleiten. Eigentlich wollte man sich nur einen ersten Eindruck verschaffen. Letztendlich können jedoch Lorraine und Ed nicht anders, als den Hodgons zur Seite zu stehen – und sich damit ein weiteres Mal mit übernatürlichen Kräften anzulegen…
Review:
Beginnen wir mit den größten – und aus meiner Sicht auch einzigen – Kritikpunkt: Das Bestehen dieser Filme darauf, dass er auf reale Ereignisse beziehen würde, ist mehr als nur nervig, und wirklich bedauerlich. Bei anderen mag es den Schrecken steigern, da ich persönlich an solche Phänomene im echten Leben jedoch nicht glaube, reißt es mich da jedes Mal aus der Illusion, und reduziert sich für mich somit das Grauen vielmehr. Von der Angewohnheit, rational denkende Menschen als die Bösewichte darzustellen, fast so schlimm wie jene Geister, Dämonen usw., welche die Familien terrorisieren. Jedenfalls ging mir dieses bestehen darauf, dass sich die Ereignisse tatsächlich so zugetragen haben, mächtig auf den Wecker. Im Vergleich zum "The Conjuring" hat der zweite Teil aber immerhin den Vorteil, dass sich die aufdrängende reale Welt-Erklärung längst nicht so bedrückend und bedenklich ist wie beim Vorgänger. Wo sich dort unweigerlich die Interpretation von häuslicher Gewalt aufdrängte, scheinen wir diesmal lediglich eine betrügerische Familie vor uns zu haben, die hofft, auf der Amityville-Welle mitzuschwimmen und so ein bisschen Geld und Aufmerksamkeit zu verdienen. Damit kann ich dann doch gleich wesentlich leichter Leben als mit Kindesmissbrauch.
Und abseits der bedauerlichen Angewohnheit, auf die Echtheit der hier dargestellten Ereignisse zu beharren, fand ich "The Conjuring 2" wirklich phantastisch. Manche mögen James Wans typische Tricks mittlerweile zu gut kennen, und seine Filme daher zunehmend an Reiz verlieren, aber irgendwie werde ich seiner Inszenierung nicht müde, und finde sogar, dass er sich von Film zu Film steigert. Im Gegensatz zu (zu) vielen anderen Regisseuren verlegt er sich eben nicht nur auf reine Schockeffekte. Natürlich sind diese ebenfalls vorhanden und ein wichtiger Bestandteil des Schreckens, den er hier auffährt. Diese kommen jedoch nie völlig aus dem Nichts und sind insgesamt sehr gut aufgebaut. Und darüber hinaus versteht er es eben auch, eine ungemein dichte Atmosphäre aufzubauen, die für teils nervenzerreißende Spannung sorgt. Auch was die einzelnen Scares betrifft, hat man sich wieder einiges einfallen lassen. Gerade auch die Nonne fand ich sehr gruselig umgesetzt, aber auch davon abgesehen hat "The Conjuring 2" einiges zu bieten – wobei der Schattenmann aus diesem Drehdings (ich hab' wirklich keine Ahnung, wie man sowas nennt, sorry) zugegebenermaßen an "Der Babadook" erinnerte. Und die Szene mit dem Feuerwehrtruck war jetzt auch nicht sonderlich neu (zuletzt hatte z.B. "Crimson Peak" eine sehr ähnliche Szene zu bieten, letztendlich ist das aber schon generell ein alter Hut). Solange solch altbekannte Elemente jedoch so gut eingesetzt werden wie hier, habe ich damit letztendlich kein Problem. Jeweils erwies sich James Wans Regie wieder einmal als eine der größten Stärken des Films.
Was ebenfalls besticht ist, wie viel Zeit sich "The Conjuring 2" für die Geschichte, und dabei insbesondere die Figuren, nimmt. Wo andere Horrorfilme durch die Handlung hasten, um rasch von einer gruseligen Szene zur nächsten zu kommen, und dabei wenig bis kein Interesse an den Protagonisten erkennen lassen, lebt "The Conjuring 2" eben nicht nur von den gruseligen Szenen allein, sondern will darüber hinaus auch eine Story erzählen, und stellt vor allem auch die Figuren in den Mittelpunkt des Geschehens. Vor allem die Warrens werden wieder sehr genau beleuchtet, und offenbaren sich neuerlich als eines der charmantesten Liebespaare, die das Horrorgenre je zu bieten hatte. Aber auch die Hodgens werden uns ausreichend vorgestellt und sympathisch gemacht. Szenen wie der Elvis-Song mögen auf den ersten Blick überflüssig erscheinen, ich halte sie für essentiell, um eine Verbundenheit zwischen Zuschauer und Figuren entstehen zu lassen, und dann in weiterer Folge so richtig mit ihnen mitzufiebern. Zu lang oder gar langweilig erschien mir persönlich "The Conjuring 2" jedenfalls zu keinem Zeitpunkt, und insgesamt halte ich ihn für einen modernen Klassiker des Horror-Genres, den sich kein Fan entgehen lassen sollte.
Fazit:
Bereits "The Conjuring – Die Heimsuchung" konnte mir ja sehr gut gefallen, und litt eigentlich lediglich am bitteren Beigeschmack meiner Interpretation, was sich damals wohl in Wahrheit zugetragen haben dürfte. Auch "The Conjuring 2" legte mir wieder zu viel Wert darauf, zu behaupten, dass sich all dies tatsächlich ereignet haben soll, was in meinem Fall nicht etwa den Schrecken erhöht sondern mich vielmehr aus der Illusion reißt, da ich an derartige Phänomene in Wirklichkeit nun mal nicht glaube. Wenigstens war jedoch die naheliegende Erklärung, was damals wirklich vorgefallen ist, diesmal nicht einmal ansatzweise so problematisch, weshalb mir der zweite Teil sogar noch eine Spur besser gefallen konnte als der Vorgänger. James Wan packt wieder einmal seine Trickkiste aus, und auch wenn seine typischen Stilmittel mittlerweile wohlbekannt sind, wurde ich seiner typischen Mischung aus atmosphärisch dichten Szenen und sehr gut eingebauten Schockeffekten auch diesmal nicht müde. Im Gegenteil, wenige zeitgenössische Regisseure beherrschen dieses Handwerk in meinen Augen so gut wie er. Zusätzlich aufgewertet wird der Film von der ausführlichen Betrachtung der Charaktere. Auch dies hebt ihn im Vergleich zu vielen anderen Genre-Vertretern (positiv) hervor. Anderen mag der Film zu lang und -weilig sein, ich war jedoch von der ersten bis zur letzten Minute vom Geschehen auf der Kinoleinwand gebannt, und kann den dritten filmischen Einsatz der Warrens jetzt schon nicht mehr erwarten.