Mit: Sam Neill, Julie Carmen, Jürgen Prochnow, David Warner, John Glover, Bernie Casey, Peter Jason, Charlton Heston, Frances Bay u.a.
Kurzinhalt:
Der Privatdetektiv John Trent wird vom Verlag Arcane Publishing damit beauftragt, ihren größten Star zu finden. In Kürze soll der Abschluss der beliebten Horror-Reihe über die Kleinstadt Hobb's End erscheinen, doch Sutter Cane ist spurlos verschwunden, und er hat auch sein Skript noch nicht eingereicht. Trent hält dies für einen reinen Publicity-Stunt, um für den anstehenden Roman die Werbetrommel zu rühren. Zusammen mit der Redakteurin Linda Styles bricht er auf, um den zurückgezogen lebenden Autor aufzuspüren. Nach einigen mysteriösen Begegnungen verschlägt es sie schließlich zu ihrer eigenen Überraschung nach Hobb's End, wo sie schließlich auch so manchen Figuren aus Canes Werken begegnen. Sind seine Romane etwa mehr als reine Fiktion? Und könnte dies zugleich bedeuten, dass das für seinen jüngsten Roman angekündigte Ende der Welt tatsächlich bevorsteht?
Review:
"Die Mächte des Wahnsinns" ist die wohl beste Stephen King-Verfilmung, die nicht auf einer Vorlage von Stephen King basiert. Soll heißen: Er fühlte sich für mich wie ein verschollener, filmgewordener Roman des beliebten Horror-Autors an – wobei inhaltlich die Werke von H. P. Lovecraft vermutlich sogar noch mehr Pate standen (nicht zuletzt erinnert der Originaltitel an eines seiner bekanntesten Werke, "At the Mountains of Madness"), mit denen bin ich nur halt nicht so vertraut wie mit Kings Romanen, weshalb der Bezug zu seinen Werken für mich deutlicher hervorstach. Als großer Fan von alptraumhaften Horrorfilmen (wie zuletzt bei "Possession" festgestellt) war ich von "Die Mächte des Wahnsinns" jedenfalls ziemlich begeistert, und zähle ihn ganz klar zu den besten Filmen aus John Carpenters Filmographie – weshalb ich es auch völlig unverständlich finde, dass dieser überwiegend in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Zu Unrecht, wie ich finde.
Den Löwenanteil der Lorbeeren teilen sich dabei aus meiner Sicht Drehbuchautor Michael De Luca und Regisseur John Carpenter gleichermaßen. Ersterer hatte bereits bei der "Nightmare"-TV-Serie sowie dem sechsten Film der Reihe, "Freddy's Finale", Alptraum-Erfahrung gesammelt, und nutzte sie hier nun für ein schön surreales Werk, dass – je nachdem, wie man das Geschehen interpretieren will – den langsamen Verfalls eines Mannes in den Wahnsinn, oder aber das tatsächliche Ende der Welt beschreibt. Gespickt mit zahlreichen großartigen Einfällen (das sich verändernde Bild, die mehrmalige Begegnung mit dem Radfahrer, Trents Versuche aus der Stadt zu entkommen bei denen er sich im Kreis zu bewegen scheint; um nur einige zu nennen), sowie der faszinierenden Grundidee, dass es jemanden in die fiktive Welt eines Autors verschlägt (die z.B. bei "Jack allein im Serienwahn" noch als Grundlage einer Komödie diente) konnte mich die hier erzählte Geschichte wirklich faszinieren, und gelang es ihr, mich von Anfang an in ihren Bann zu ziehen. Vor allem auch John Trents langsamer Verfall in den Wahnsinn war dabei aus Sicht des Zuschauers sehr gut nachvollzieh- und auch fühlbar – und zudem von Sam Neill (der ja bereits bei "Possession" Horror-Erfahrung gesammelt hatte) phantastisch gespielt. Einzig auf den erzählerischen Kniff, bereits mit Trent in der Klapsmühle zu beginnen, hätte ich verzichten können. Auf der anderen Seite ist da wiederum John Carpenter, der sich zwar auch diesmal den einen oder anderen Schockmoment nicht entgehen lässt, sich davon abgesehen aber in erster Linie auf eine ungemein dichte Atmosphäre verlegt, die zusammen mit der unheimlichen Musik von Anfang an bei mir für ein wohliges Gefühl des Unwohlseins sorgte. Auch visuell besticht seine Regie mit einigen netten Kameraeinstellungen und beeindruckenden Bildern, die den Film für mich bereicherten. Schauspielerisch sticht neben Sam Neill in erster Linie noch Jürgen Prochnow mit einer herrlich überzogenen Performance hervor, wobei auch Julie Carmen einen guten Eindruck machte. Die wahren Stars des Films waren für mich aber ganz klar das Drehbuch und die Regie.
Fazit:
"Die Mächte des Wahnsinns" ist ein phantastischer Horrorfilm, der mich mit seinem faszinierenden Aufbau, der Surrealität und einer wundervollen, alptraumhaften Atmosphäre von Beginn an in seinen Bann ziehen konnte, und mich bis zuletzt auch nicht mehr los ließ. Handlungstechnisch ungemein interessant und vielfältig interpretierbar, erinnerte er mich an die besten Werke von Stephen King. Neben dem Drehbuch, dass mit zahlreichen wundervollen Einfällen und denkwürdigen Momenten aufwarten kann, und sich dabei teilweise als Sammelsurium verschiedenster Horror-Erzählungen präsentiert, stach für mich vor allem noch die Inszenierung von John Carpenter hervor, der dem Film – abseits vereinzelter Schockmomente – eine ungemein dichte Atmosphäre angedeihen lässt. Die Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls überwiegend gut, verkommen jedoch im Vergleich zu Drehbuch und Regie eher zu Statisten. Wer so wie ich surrealen, alptraumhaften Horror liebt, sollte "Die Mächte des Wahnsinns", so er ihn nicht schon kennt, unbedingt bei nächster Gelegenheit nachholen – und auch allen anderen Genre-Fans sei dieses unverdient in Vergessenheit geratene Spätwerk John Carpenters ans Herz gelegt.