Kurzinhalt:
Nach seinem Unfall wird Christopher Pike nach Talos IV gebraucht, um den Rest seines Lebens in der Illusion bester Gesundheit verbringen zu können, statt von seinem gebrochenen Körper beeinträchtigt zu sein. Dort trifft er auch wieder auf Vina, welche die letzten Jahre mit einem "Double" verbracht hat. Die beiden kommen sich – neuerlich – langsam näher, wobei man die Fähigkeiten der Talosianer für Illusionen dazu verwendet, Pikes Kindheit und Jugend aufzurollen. Vina sieht, wie er mit seiner Mutter auf eine abgelegene Kolonie umgezogen ist, ehe ihr dortiger Aufenthalt in einer Katastrophe endete. Wie er von Charlie, der auf der Farm die Pferde gehütet hat, und seiner Frau Hobelia aufgenommen wird. Seine Anfänge in der Sternenflotte, inklusive einer schicksalhaften Mission, wo er eine Meuterei gegen den Captain angeführt hat. Sowie letztendlich jenen tragischen Unfall, der dazu führte, dass er, körperlich schwerst behindert, im Rollstuhl landete. Doch auf Talos IV wartet auf ihn nicht nur ein neues Leben, sondern auch eine neue Herausforderung…
Review:
Ich hatte "Burning Dreams" bereits vor rund 10 Jahren mal gesehen, kurz nachdem es veröffentlicht wurde. Damals war jedoch meine letzte Sichtung von "Der Käfig" schon eine Weile her. Da ich mir den ursprünglichen Pilotfilm von "Star Trek" pünktlich am 8. September wieder vorgeknöpft habe, hielt ich es an der Zeit, ihm eine zweite Chance zu geben. Eine zweite Chance deshalb, da ich ihn als nicht sonderlich gelungen in Erinnerung hatte – auch wenn ich bis vor wenigen Tagen nicht mehr genau hätte sagen können, warum eigentlich. Nun weiß ich es – leider – wieder. Was das ganze besonders frustrierend macht ist, dass ich einen Roman über Pikes Vorgeschichte von der Grundidee her ja eigentlich ungemein spannend und interessant finde. Die Umsetzung ist nur halt leider in meinen Augen ungemein verhunzt. Einer meiner größten Kritikpunkte, die mich mit der Zeit richtiggehend genervt haben, war Bonannos Angewohnheit, die Erzählung früherer Ereignisse immer wieder zu unterbrechen – oftmals auch nur für 1-2 Sätze – um das damalige Geschehen von einem älteren Pike kommentieren zu lassen. Diese reißen einen nicht nur immer aus den Ereignissen heraus, sondern sind zudem völlig überflüssig, beliebig, bzw. wirken stellenweise richtiggehend verkrampft und verzweifelt, wie diese Mini-Cliffhanger bei TV-Episoden direkt vor einer Werbepause, damit auch ja alle brav dranbleiben und niemand auf einen anderen Sender umschaltet. Frei erfundenes Beispiel: Wir sehen Pike, wie er glücklich und zufrieden ist, und auf einmal springen wir zurück zu Talos IV, wo er mit Vina seine Vergangenheit rekapituliert, und er sagt ihr "Wenn ich damals doch nur gewusst hätte, was alles noch für schreckliche Dinge auf mich zukommen würden!" Ungemein billig und nervig – und vor allem leider auch den ganzen Roman hinweg dauerpräsent.
Doch es ist nicht nur die Art und Weise, wie sie erzählt wird. Leider fand ich auch die Geschichte an sich wenig gelungen. Der Einstieg auf Elysium wirkt wie aus einer billigen Seifenoper, und ist voller peinlicher Klischees. Dann erst alles rund um Charlie, wo einem praktisch von Anfang an klar ist, in welcher Beziehung dieser zu Christopher steht – weshalb die Offenbarung, wenn sie dann endlich kommt, einfach nur nervt. Zumal es auch unverständlich scheint, warum er ihn erst so spät einweiht. Die Geschichte rund um die Meuterei hätte dann zwar grundsätzlich Potential, erinnerte aber stark an "Crimson Tide", wobei ich noch schlimmer als diese an sich Spocks Meinung zuvor fand, dass er beide Seiten des Konflikts nachvollziehen könne. Was für mich angesichts der Umstände einfach unverständlich war, und keinen Sinn ergeben wollte – hat der Captain doch klar über sein Mandat hinweg gehandelt, und in weiterer Folge sogar bewusst Befehle ignoriert. Hier versucht Bonanno verzweifelt, Graustufen in einen schwarz/weiß-Konflikt hineinzubekommen, und schädigt dafür einfach mal eine der beliebtesten Figuren von "Star Trek". Bravo! Auch mit Pikes Charakterisierung konnte ich wenig anfangen. Ich weiß schon, dass Pike auch in "Der Käfig" schon deutlich machte, wie schwer die Last des Kommandos auf seinen Schultern lastet, aber Bonanno schoss in meinen Augen übers Ziel weit hinaus. Er schwelgte mir auch – lange vor seinem Unfall – viel zu sehr in Selbstzweifel und Selbstmitleid. An einer Stelle denkt er tatsächlich zu sich: "Seems like everything I touch is poisoned". SO wie er hier charakterisiert wurde, fand ich Pike jedenfalls zwischendurch richtiggehend unerträglich, und insgesamt tat ich mir sehr schwer dabei, die Figur so wie sie in "Der Käfig" dargestellt wurde in Bonannos Interpretation wiederzuerkennen.
Auch seine tief empfundenen Gefühle für Vina, und dass das die eine Frau ist, mit der er alle anderen vergleicht – und an die sonst keine herankommt – war mir nicht nachvollziehbar. Letztendlich vermittelte mir "Der Käfig" nicht das Gefühl, dass Pike sich unsterblich in sie verliebt hätte. Ebenfalls sauer aufgestoßen sind mir jene Momente, wo Bonanno Ereignisse aus "Der Käfig" uminterpretiert, und/oder meint, bestimmte Umstände in ein neues Licht rücken zu müssen. Hier kam bei mir unweigerlich der Verdacht auf, dass sie kein sonderlich großer Fan des ursprünglichen "Star Trek"-Pilotfilms ist – was dann aber die Frage aufdrängt, warum gerade sie einen Roman geschrieben hat, der zu einem Großteil auf diesem basiert. Und zuletzt muss ich auch noch die ungemein originelle (Achtung Ironie) Idee rund um die reptilienartigen Jäger hervorheben (die wie Schlangen aussehen, und bei denen sich die Autorin doch tatsächlich nicht entblödet, sie Kan'ess zu nennen. Redrum! Redrum!). Gerade auch diesen Teil des Romans, vor allem dann nach Pikes Gefangennahme, fand ich fast unerträglich. Nun gebe ich unumwunden zu: Es gibt zwischendurch auch immer wieder kurze Momente, die mir gefallen konnten, und wo ich für einen Augenblick die Hoffnung hegte, Bonanno könnte die Kurve doch noch kratzen. Leider war jedoch die nächste Unterbrechung der "aktuellen" Ereignisse durch einen älteren und weiseren Pike, oder auch einfach die nächste Szene, in der ich ihn unausstehlich fand, nicht lange auf sich warten. Letztendlich ist "Burning Dreams" aus meiner Sicht ein Roman, der nur von der interessanten Idee dahinter, vereinzelten interessanten Ideen und gelungenen Momenten, sowie dem netten Epilog rund um Spocks dritten Besuch bei Talos IV ansatzweise gerettet wird. Wobei gerade diese positiven Aspekte ihn für mich letztendlich nur umso frustrierender machten, weil sie erahnen lassen, wie viel Potential "Burning Dreams" besessen hätte.
Fazit:
Es ist so unfassbar schade. Ein Roman, der Pikes Lebensgeschichte aufrollt, hätte nämlich grundsätzlich ungemein interessant sein können. Leider jedoch konnte ich mit dem, was Margaret Wander Bonanno daraus gemacht hat, überwiegend nichts anfangen. Angefangen bei der hanebüchenen Story seiner Kindheit auf Elysium, über Pikes teils unerträglicher, da viel zu sehr in Selbstmitleid versinkender Darstellung, bis hin zu wenig überzeugenden und/oder uninteressanten Entwicklungen, wie rund um die Meuterei, oder auch seine Entführung durch die schlangenartigen Jäger. Mein größter Kritikpunkt liegt jedoch im ständigen kommentieren, zerreden und zerdenken von früheren Ereignissen aus seiner Vergangenheit durch den späteren, älteren Pike, durch die der Erzählfluss ständig unterbrochen wurden, und die ich zudem völlig überflüssig und teils richtiggehend billig fand. Vereinzelt blitzt kurz das Potential auf, dass in dieser Idee gesteckt hätte – doch der nächste frustrierende Moment der mich den Roman am liebsten hätte in die Ecke pfeffern lassen war leider nie weit entfernt. Möglicherweise sagt euch ja sowohl die Geschichte, Pikes Charakterisierung als auch Bonannos Erzählstil mehr zu als mir. Ich für meinen Teil fand ich aber einfach nur mühsam.
Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
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