Mit: Cécile De France, Maïwenn, Philippe Nahon, Franck Khalfoun, Andrei Finti, Oana Pellea u.a.
Kurzinhalt:
Marie begleitet ihre Freundin Alex zum Haus derer Eltern, wo die beiden ein paar Tage Urlaub machen wollen. Bereits in der ersten Nacht nach ihrer Ankunft sucht ein unbekannter Killer das Anwesen heim, und schlachtet ein Familienmitglied nach dem anderen, dass ihm vor die Klinge kommt, ab. Einzig Alex wird von ihm vorerst noch verschont, und in seinen Truck gepackt und entführt. Marie gelang es indes, sich zu verstecken und das Massaker unbeschadet zu überstehen. Nun nimmt sie die Verfolgung auf…
Review:
…und das ist schon alles, was man gefahrlos über die Handlung des Films verraten kann. Diesem eilt ja seit seiner Veröffentlichung ein Ruf heraus, der sich einerseits aus dem hohen Grad an Brutalität ("High Tension" war der erste betreffende, überaus brutale französische Thriller, dem in den folgenden Jahren u.a. noch "Frontiers", "Inside" und "Martyrs" folgen sollten) und andererseits seinem Twist ergibt, der viele vor den Kopf gestoßen hat. Ich selbst hatte den Film lange Zeit verpasst, weniger aus mangelndem Interesse als vielmehr da es selbst in Österreich gar nicht einmal so leicht ist, eine ungeschnittene Fassung zu bekommen. Oder, genauer gesagt: Es ist schwer, im Fassungsdschungel die Übersicht zu bewahren, und wenn man mal in einem Geschäft oder der Videothek auf ein Exemplar stolpert, sicherzustellen, dass das dann auch wirklich die Uncut-Edition ist. Erst als in einer Unterhaltung mit einem Freund das Gespräch auf die ultraharten französischen Thriller fiel und er mir sagte, dass er die ungeschnittene Version besitzt, hatte ich endlich relativ leichten Zugang darauf, und beschloss, mir diesen berühmt-berüchtigten Film endlich mal anzusehen. Mein Urteil teilt sich dabei stark in die ersten 70 und die letzten 15 Minuten des Films.
In besagten rund 70 Minuten bewegte sich "High Tension" nämlich schon fast auf Meisterwerk-Kurs. Ok, zugegeben, selbst in diesen war er nicht 100%ig perfekt. So bin ich z.B. kein großer Freund von Szenen, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie aus reinem Selbstzweck enthalten sind, sei es um beim Zuschauer eine gewisse Schockwirkung auszulösen, oder auch um unbedingt aufzufallen. Ein Vorwurf, den sich "High Tension" in meinen Augen zumindest mal in Bezug auf die anfängliche Masturbationsszene im LKW (mehr sei an dieser Stelle nicht verraten) gefallen lassen muss. Die nachfolgende knappe Stunde ließ mich diesen doch etwas unrühmlichen Moment jedoch rasch vergessen. Die Vorstellung der Figuren ist kurz und knapp, aber effektiv, und sobald die Nacht dann mal hereinbricht, wird "High Tension" seinem Titel voll und ganz gerecht. Das nachfolgende Segment mit der Home Invasion ist für mich ganz klar der Höhepunkt des Films. Ungemein spannend umgesetzt, und darüber hinaus in seiner Darstellung der Gewaltszenen schonungslos und überaus brutal, hat mich "High Tension" an dieser Stelle richtiggehend an den TV-Schirm gefesselt. Ich fieberte und litt mit Marie, Alex, jedoch auch ihren Eltern, so richtig mit. Auch danach geht es erst mal noch spannend weiter, mit Alexias Entführung, und wie sich Marie in den Truck schleicht, in der Hoffnung, eine Gelegenheit zu bekommen, ihre Freundin zu retten. Auch die nachfolgenden Szenen, sei es an der Tankstelle oder dann das Finale an der Farm, waren noch einmal sehr spannend. Ehe wir zum Ende kommen seien, um die positiven Aspekte abzuschließen, noch die schauspielerischen Leistungen (insbesondere von Cécile de France), die uns einige schaurig-schöne Bilder bescherende Kameraarbeit von Maxime Alexandre, sowie die fesselnde Inszenierung von Alexandre Aja erwähnt.
Achtung, im nachfolgenden Absatz bespreche ich – wenn auch möglichst vage – das Ende des Films!
Und dann kam der finale Twist, und "High Tension" fiel für mich leider völlig in sich zusammen. Zuerst sei erwähnt, dass ich insofern unvorbereitet war, als ich mir neben zugleich auch noch "Frontiers" ausgeliehen hatte, und mir nicht mehr sicher war, auf welchen von beiden sich das mit dem umstrittenen Twist bezog. "High Tension" machte auch nicht den Eindruck, auf eine überraschende Wendung am Ende hinzusteuern, weshalb mich die letztendliche Offenbarung eiskalt erwischte – und so wie viele andere auch fuchsteufelswild machte. Ich hasse es einfach, von einem Film angelogen zu werden – und genau das passiert hier. Zumal angesichts der Auflösung zahlreiche Szenen von zuvor keinen Sinn mehr ergeben (wie z.B. Maries Besuch bei Alex im Transporter während der Fahrt, um nur ein Beispiel zu nennen). Selbst im Falle eines unverlässlichen Erzählers ist mir das an Inkonsistenzen zu viel. Eben dies hat ja z.B. auch "The Sixth Sense" so meisterlich gemacht, wenn du dir den Film nochmal anschaust, ergibt alles Sinn. Bei "High Tension" hat man sich nicht mal ansatzweise so viel Mühe gegeben; es geht in erster Linie darum, den Zuschauer zu überraschen. In meinen Augen ging das jedoch völlig auf Kosten des Films und der Wiederschaubarkeit; da die ganzen Szenen, in denen Marie in Gefahr ist und man mit ihr mitfiebern soll, bei der Zweitsichtung unweigerlich nicht mehr funktionieren. Weshalb ich auch wenig bis kein Interesse daran habe, ihn mir jemals wieder anzusehen. Aber wenn, dann würde ich definitiv bei Minute 70 auf Stopp drücken und es gut sein lassen.
Fazit:
Ich zähle mich leider zu jenen, die von finalen Twist bei "High Tension" enorm enttäuscht und verärgert frustriert waren. Insbesondere auch deshalb, da mir der Film bis zu diesem Zeitpunkt wirklich ungemein gut gefallen konnte – was das Ende für mich nur um so frustrierender machte. Zugegeben, bereits die ersten 70 Minuten waren nicht ganz perfekt. Zwar bin ich strikt gegen Zensur und habe grundsätzlich nichts gegen Gewalt in Filmen, bei der einen oder anderen Szene schien diese jedoch etwas zum Selbstzweck zu verkommen, bzw. in erster Linie dafür da zu sein, um ja zu schockieren und/oder aufzufallen. Die Gewalt während dem Einbruch im Haus war dann jedoch angemessen und schonungslos brutal. Generell war dieser Teil des Films für mich der Beste, wobei auch das Nachspiel in der Tankstelle oder der vermeintliche Showdown bei der Farm ebenfalls noch sehr packend waren. Mit dem Twist konnte ich persönlich nur halt leider nichts anfangen. User fatpie42 brachte es in den IMDB-Message-Boards in meinen Augen, im direkten Vergleich zwischen "High Tension" und "Die üblichen Verdächtigen", auf den Punkt: "Der Twist bedeutet nicht einfach, dass sie jemanden angelogen hat, sondern vielmehr, dass der Film uns angelogen hat." Und eben die Art und Weise, wie "High Tension" das tut, führt die rund 75 Minuten zuvor praktisch ad absurdum. Wie fatpie42 weiter ausführt: Am Ende des Films haben wir keinen blassen Schimmer, was darin denn eigentlich vorgefallen ist. Andere mögen das clever finden. Mir hingegen hat es "High Tension" rückwirkend leider ziemlich verdorben.