Originaltitel: Distant Origin Episodennummer: 3x23 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 30. April 1997 Erstausstrahlung D: 18. September 1998 Drehbuch: Brannon Braga & Joe Menosky Regie: David Livingston Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Henry Woronicz als Forra Gegen,
Christopher Liam Moore als Tova Veer,
Marshall R. Teague als Haluk,
Concetta Tomei als Minister Odala,
Nina Minton als Frola Gegen,
Majel Barrett als computer voice u.a.
Kurzinhalt:
Zwei Wissenschaftler der reptilienartigen Voth stoßen in einer Höhle auf die Überreste eines Crewmitglieds der Voyager. Der ältere von ihnen, Gegen, vertritt seit Jahren die Theorie, dass die Voth nicht von jenem Planeten stammen, den sie jetzt bevölkern, sondern sich auf einem anderen Planeten entwickelt haben. Als er die menschliche DNA untersucht stellt sich heraus, dass diese den Voth erstaunlich ähnlich ist, was andeutet, dass sich beide Spezies auf dem selben Planeten entwickelt haben. Stammen die Voth etwa von den Dinosauriern der Erde ab? Um weitere Beweise für seine Theorie zu sammeln, verfolgt man den Kurs der Voyager. Mit Hilfe des von den Voth perfektionierten Transwarpantriebs ist es ihnen möglich, das Schiff einzuholen. Ein persönlicher Schutzschild, der sie leicht in der Phase verschiebt, erlaubt es ihnen zudem, der Voyager unbemerkt einen Besuch abzustatten und die Menschen zu untersuchen. Doch Gegen und sein Assistent haben die Voyager-Crew unterschätzt: Nachdem man Hinweise auf Eindringlinge feststellt, gelingt es ihnen, Veer gefangen zu nehmen, während Gegen mit Chakotay als Geisel entkommt. Da seine Ursprungstheorie sowohl von der Regierung als auch von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt wird, will er diesen der Regentin als Beweis für seine Forschung präsentieren…
Denkwürdige Zitate:"Well, Veer, what can you observe about their social structure?." "It's obviously hierarchical, with clear differences in status and rank. The males appear to be subordinate to that female. Perhaps a matriarchy." "I was hoping to visit them again. I really enjoyed our dinner together." "My conclusion exactly."
(Tja, das kommt halt davon, wenn man von einer einzelnen Stichprobe auf die Gesamtmenge schließt.)
"An apple." "You said you wanted an organic test subject." "I was referring to a bio-cylinder. But the fruit will suffice."
(Da hätte sich Tuvok halt deutlicher ausdrücken müssen.)
"Who's that?" "My helmsman. Sounds like he's about to blast a hole in the side of your ship."
(Schade eigentlich, dass Paris' Aktion nicht von Erfolg gekrönt war.)
"When the planet was threatened with disaster, they boldly launched themselves into space, crossed what must have seemed like unimaginable distances, facing the unknown every day. But somehow they stayed together, kept going, with the same courage that had served them before, until they reached this quadrant, where they laid the foundation of what has become the great Voth culture. Deny that past, and you deny the struggle and achievements of your ancestors."
(Chakotays Apell an die Regentin der Voth.)
Review:
"Herkunft aus der Ferne" sticht in vielerlei Hinsicht heraus. Das beginnt schon beim Einstieg, verfolgen wir doch rund die erste Hälfte der Episode ausschließlich aus Sicht der Voth. Wir sehen, wie sie ein menschliches Skelett finden (im Übrigen ein toller Rückgriff auf die Kontinuität, scheint es sich dabei doch um die Überreste von Fähnrich Hogan zu handeln, der im Staffelauftakt, wo der Großteil der Voyager-Crew von den Kazon auf dem Planeten ausgesetzt wurde, ums Leben kam), erfahren von Gegens Forschungen rund um die von ihm vertretene Ursprungstheorie, sehen wie sie die Reise der Voyager aufrollen (so statten sie z.B. auch der Raumstation aus "Das Wagnis" einen Besuch ab) und diese dank ihrem Transwarp-Antrieb schließlich einholen. Erst, nachdem sie von der Voyager-Crew entdeckt wurden, beginnt die Episode zwischen beiden Sichtweisen hin- und herzuschwenken. Jedenfalls fand ich diesen Perspektivenwechsel wirklich interessant. Einerseits, da es mal etwas anderes war und somit Abwechslung bot, und andererseits, da ich es faszinierend fand, die Voyager bzw. die Menschheit aus Sicht einer anderen Spezies zu erleben.
Die zweite wesentliche Stärke der Episode ist für mich, wie sehr sie mich an die klassische Serie erinnerte. Zumindest ich hätte jedenfalls absolut kein Problem damit, mir die Episode als TOS-Folge vorzustellen, mit Kirk in der Chakotay-Rolle, der am Ende vor der Regentin der Voth vorspricht. Hauptverantwortlich für diesen Eindruck ist die Art und Weise, wie die Folge eine menschliche Thematik aufgreift, und ihr durch die Umwandlung in eine Science Fiction-Geschichte neue Aspekte abgewinnt. Die offensichtlichste Inspirationsquelle ist dabei natürlich Galileo Galilei und sein Prozess vor der katholischen Kirche, da er die von Kopernikus aufgestellte Hypothese des heliozentrischen Weltbilds unterstütze. Allerdings muss man, was das teils angespannte Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion betrifft, gar nicht so weit zurückgehen. Man nehme nur die in den USA – vor allem im "bible belt" – nach wie vor existierende Ablehnung zu Darwins Evolutionstheorie, und die Bemühungen der Kirche, dass neben dieser auch das sogenannte intelligente Design gelehrt werden soll. Oder auch die Weigerung, die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die globale Erwärmung anzuerkennen. Fakt ist: Auch heutzutage hat die Wissenschaft in Teilen der Gesellschaft einen schweren Stand, sei es, weil sie sich mit bestimmten religiösen Überzeugungen nicht in Einklang bringen lässt, oder gewissen wirtschaftlichen Interessen im Weg steht. "Herkunft aus der Ferne" bezieht dabei ganz klar Stellung für die Wissenschaft – und befindet sich damit genau auf meiner Wellenlänge. Umso mutiger, interessanter und in positiver Hinsicht frustrierender fand ich dann auch das düstere Ende, wo die Wissenschaft verliert, und sich die religiöse Doktrin durchsetzt.
Zugegeben, "Herkunft aus der Ferne" war jetzt weder die spannendste noch die wichtigste "Star Trek"-Episode aller Zeiten. So sehr mir persönlich rückständiges Denken (egal ob von einer kirchlichen Gemeinschaft geprägt oder nicht), welches sich wissenschaftlichen Fakten und aktuellen Erkenntnissen verschließt, auch gegen den Strich geben mag, es gibt zweifellos wichtigere Anliegen und größere Probleme. Auch war ich, obwohl wir die ganze Episode mit Gegen verbracht haben, beim Prozess am Ende nur bedingt involviert. Ich mag die Entscheidung frustrierend gefunden haben, war aber jetzt nicht sonderlich betroffen. Dafür ist man als Zuschauer von dieser Krise letztendlich halt doch zu weit entfernt; zumal die Anerkennung oder Ablehnung auf die Zukunft der Voth keine große Auswirkung zu haben scheint, sondern lediglich die Vergangenheit betrifft. Und natürlich könnte man nun wiederum in einer Episode, welche die Wissenschaft so zentral in den Mittelpunkt rückt, die spekulative pseudowissenschaftliche Theorie einer Dinosaurierartigen Rasse, die sich weit genug entwickelt hat, um die Erde zu verlassen und sich – warum auch immer – im Delta-Quadranten anzusiedeln, kritisieren. Weil ein bisschen an den Haaren herbeigezogen ist das zugegebenermaßen schon. Trotzdem konnte mir die Episode insgesamt sehr gut gefallen.
Fazit:
"Herkunft aus der Ferne" war die TOS-igste "Star Trek"-Folge seit einer halben Ewigkeit. Endlich wird wieder einmal eine Thematik in einem SF-Kontext neu interpretiert – in diesem Fall der Widerstreit zwischen Kirche und Wissenschaft. Ein Thema, dass auf den ersten Blick eher historisch wirken mag, jedoch durchaus auch heutzutage noch gegenwärtig ist – gerade auch, wenn man neben Religionen auch noch wirtschaftliche Interessen und Konzerne mit hineinnimmt. "Herkunft auf der Ferne" stellt sich dabei eindeutig auf Seiten der Wissenschaft – und lag damit genau auf meiner Wellenlänger. Sehr gut gefallen konnte mir auch der Perspektivenwechsel zu Beginn, den ich nicht nur sehr interessant fand, sondern der auch mal für Abwechslung sorgte. Und auch der düstere Ausgang des Geschehens konnte mir sehr gut gefallen. Neben dem Drehbuch stachen für mich vor allem noch die netten Masken der Voth sowie die guten schauspielerischen Leistungen von Henry Woronicz und Robert Beltran hervor. Zugegeben, die ganz große Spannung sucht man bei "Herkunft aus der Ferne" vergeblich. Zumal es beim Prozess am Ende letztendlich nicht um mehr zu gehen schien, als um Gegens Ruf, sowie ums Prinzip. Beides hat dann, so sehr man als Zuschauer mit den saurianischen Wissenschaftler auch mitfühlen mag, jetzt nicht unbedingt die größte Relevanz. Und doch fühlte ich mich in den besten Momenten an die klassische Serie – und zugleich an klassisches "Star Trek" – erinnert; und ja, das ist voll und ganz als Kompliment gemeint.